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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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Vater wirklich in guter körperlicher Verfassung. Er konnte auf sich selbst aufpassen. Sie sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wahrscheinlich war er da draußen irgendwo, um jemandem zur Hand zu gehen. Er war über fünfunddreißig Jahre lang bei der Marine gewesen. Er kannte sich mit dem Sichern von Booten aus.
    Eine plötzliche Sturmböe bog die Palmen zur Seite und wirbelte alles durcheinander, was noch nicht festgebunden war. Eimer und leere Benzinkanister flogen über den Pier. Das Glas im Fenster vibrierte. Im Laden herrschte plötzlich Stille, weil jeder aufhorchte. Als der Regen einsetzte, klang es, als würden Steine gegen die Außenwände geschleudert.
    Die Tür wurde aufgerissen. Kesnick, der einen hellgelben Regenponcho trug, sah sich suchend um, bevor er Liz entdeckte.
    “Hallo, Bailey. Wir müssen los.”
    Er reichte seiner Kollegin einen ähnlichen Umhang, der noch ordentlich gefaltet war. Liz fiel wieder ein, dass Maggie O’Dell so etwas noch nie miterlebt hatte.
    “Wir fliegen bei diesem Wetter?” Maggies Ruhe war verflogen, jetzt klang sie ängstlich.
    “Das sind nur die Ausläufer”, erklärte ihr Liz. “In ein paar Minuten wird sich das wieder beruhigen. So geht das ungefähr sechs bis zehn Stunden, auf und ab. Es hört genauso abrupt wieder auf, wie es angefangen hat. Mit jeder neuen Runde wird es intensiver und die Intervalle dauern länger.”
    Liz hatte das Gefühl, dass Maggie inzwischen eine Nuance blasser im Gesicht aussah. Deshalb fügte sie noch dazu: “Ich habe noch ein paar von diesen Ingwerkapseln in meinem Medizinkoffer.”
    Liz wandte sich auf dem Weg nach draußen noch einmal an Howard. Sie wollte ihn eigentlich nicht beim Bedienen seiner Kunden stören, aber er spürte ihre Anspannung und wartete nicht einmal ihre Frage ab. “Ich werde mich um ihn kümmern, wenn ich ihn finde”, sagte er sofort. “Und mach dir keine Sorgen um den Imbisswagen.”

57. KAPITEL
    Pensacola Bay
    Das Boot schwankte von einer Seite zur anderen, sodass Walter ständig gegen die Kabinenwand geschleudert wurde. Joe Black hatte ihm die Hände und Füße mit einem geflochtenen Seil zusammengebunden und kümmerte sich nicht darum, dass sein Gefangener ständig gegen die Holzpaneele schlug. Der Thunfischbeutel lag zwischen Walter und der Treppe, die zur Fahrerkabine hinaufführte.
    Walter versuchte ständig, die Tasche im Auge zu behalten, obwohl er sich dafür drehen und über die Schulter blicken musste. Er schaffte es nicht, sich in die richtige Position zu bringen, weil er vom Schwanken des Schiffs immer wieder umhergeschleudert wurde. Doch er war sich sicher, dass sich jemand in diesem riesigen Beutel befand. Vorhin hatte er geglaubt, ein Stöhnen zu hören. Inzwischen kam kein Laut mehr aus der Tasche.
    “Wie geht es Ihnen da unten, Walter?”, schrie Joe, um den lauten Motor zu übertönen.
    Er warf kurz einen Blick zu ihm in die Kabine. Walter konnte nur ein Aufblitzen seines Kopfes erkennen. Ihm war klar, dass der Junge es nicht wagen würde, sein Cockpit zu verlassen. Er würde dort bleiben und die Steuerung im Auge behalten. Nach den immer heftiger werdenden Schiffsbewegungen zu urteilen, musste der Wellengang inzwischen gewaltig sein. Bald würde es keinen Unterschied mehr machen, ob Joe das Boot steuerte oder nicht.
    Walter hörte ein statisches Knistern, dann dröhnte plötzlich Joes Stimme aus einer Box an der Wand direkt über seinem Kopf.
    “He, Walter. Ich weiß, dass Sie leider nicht in der Lage sind, den Antwortknopf zu bedienen. Aber ich wollte Ihnen ein paar Dinge erklären. Es ist nicht persönlich gemeint. Hier geht es ums Geschäft.”
    Walter warf sich in Seitwärtslage, um sich die Box an der Wand einen Meter über ihm genauer anzusehen. War das eine Sprechanlage oder ein Funkgerät? Hier in die Kabine fiel nur unregelmäßig Licht. Durch Bullaugen, gegen die fortwährend die Wellen klatschten. Es war zu dunkel, um Genaueres zu erkennen. Er drückte sich gegen die Wand, um dort etwas Halt zu finden. Im selben Moment machte das Boot erneut einen Satz. Walter wurde auf die gegenüberliegende Seite der Kabine geschleudert, wo er mit dem Kopf gegen die Wand stieß. Es reichte, um ihn einen Augenblick lang Sterne sehen zu lassen.
    “Alles, was ich Ihnen erzählt habe, stimmt”, tönte Joes Stimme erneut durch den Lautsprecher. “Das über meinen Vater, meine ich. Er war bei der Marine. Hat den Laden geliebt. Auch wenn sie ihn nicht gerade besonders gut behandelt haben.
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