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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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Million.
    “Haben Sie irgendeine Idee, wie eine Kühlbox dieser Größe über Bord fallen könnte?”
    “Sie meinen als Unfall, aus Versehen?”
    Sie nickte.
    Howards Stirnrunzeln vertiefte sich, und er kratzte sich am Kopf, als würde er ernsthaft darüber nachdenken.
    “Manchmal binden die Jungs was hinten ans Boot und ziehen es hinter sich her, wenn an Bord alles voll ist. Diese Kühler treiben ja oben, egal, was drin ist. Man muss sie eben nur richtig festmachen. Ich nehme mal an, das Ding da hat sich losgerissen. Merkt man manchmal nicht gleich, erst wenn man schon viel zu weit entfernt ist.”
    “Maggie.”
    Es war Liz Bailey. Sie hatten sich am Hafen treffen wollen. Aber Liz war in das Geschäft gestürmt gekommen. Sie wendete sich dem Eigentümer zu.
    “Howard, hast du meinen Vater gesehen?”

55. KAPITEL
    Militärflugbasis Pensacola
    Benjamin Platt stützte den jungen Mann unter den Achseln, während der eine grüne Flüssigkeit in die Edelstahlschüssel erbrach. Der Patient war zu schwach, um sich selbst aufrecht zu halten. Das war offensichtlich anhand der Flecken, die schon auf seinem Bettzeug waren.
    “Wir werden Ihnen eine Spritze geben”, sagte er zu dem Soldaten und half ihm, sich wieder nach hinten zu legen. Die Augen des Mannes sahen glasig aus. Er gab ihm inzwischen keine Antwort mehr. Platt war sich bewusst, dass er ihn womöglich gar nicht hören konnte, aber er redete trotzdem mit ihm.
    Er gab der Krankenschwester neben ihm ein Zeichen, dass sie dem Patienten die Spritze geben sollte, während er erklärte: “Wir werden Sie wahrscheinlich noch ein paarmal pieksen müssen.” Platt nahm ein Handtuch vom Nachttisch und wischte damit dem jungen Mann Reste des Erbrochenen aus den Mundwinkeln.
    “Danke.”
    Schon dieses eine Wort schien ihn so viel Kraft gekostet zu haben, dass Platt überrascht war, als der Patient weiterredete. “Ich fühle mich fast schlechter als damals”, nuschelte er, “als ich meinen Fuß verloren habe.”
    “Es wird wieder besser”, versprach ihm Platt. “Ganz bestimmt.” Die Schwester sah skeptisch aus. Er konnte sie nur aus dem Augenwinkel beobachten, aber er wollte den Blickkontakt zu dem jungen Mann nicht lösen. Er wollte ihn nicht spüren lassen, dass selbst sein Arzt sich nicht sicher war, was letztendlich helfen würde.
    Platt ging kurz in den Umkleideraum, um die Schutzhandschuhe zu wechseln, bevor er seinen nächsten Patienten aufsuchte.
    “Kontrolliertes Chaos”, sagte Captain Ganz, der hinter ihm den Raum betrat.
    “Mit der Betonung auf ‘kontrolliert’.”
    “Ich habe jemanden gefunden, der noch mehr Beta-Lactam-Antibiotika liefert. Meinen Sie, das wird funktionieren?”
    “Stellen Sie sich die Clostridium-sordellii-Bakterien wie winzige eiähnliche Sporen vor. Sie müssen Enzyme aufnehmen, um ihre bakterielle Zellwand zu produzieren. Diese Gruppe von Antibiotika bindet die Enzyme und deaktiviert sie oder macht sie zumindest für die Bakterien unbrauchbar.”
    “Also können sie nicht weiterwachsen.”
    “Oder ausstreuen.”
    “Was ist mit den Patienten, bei denen sich das Bakterium bereits ausgebreitet hat?”
    Platt atmete tief durch. “Ich weiß es nicht. Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Es gibt keine gängige Therapie. Wir schießen hier sozusagen aus der Hüfte.” Er drehte sich um und blickte Ganz in die Augen. “Bereuen Sie Ihre Entscheidung?”
    “Nein, auf keinen Fall.” Er schüttelte den Kopf. “In diesem Stadium haben wir nichts mehr zu verlieren.”
    “Es wird das Bakterium aufhalten, auch bei den weiter fortgeschrittenen Fällen. Aber letztendlich hängt alles davon ab, welchen Schaden es bereits angerichtet hat.” Plötzlich musste Platt an die Bemerkung des jungen Mannes denken, der meinte, dies wäre schlimmer, als den Fuß zu verlieren. “Was machen Sie mit den amputierten Gliedmaßen?”
    “Wie bitte?”
    “Der junge Mann, den ich gerade behandelt habe. Was ist mit seinem Fuß passiert, nachdem er amputiert wurde?”
    “Manchmal wollen die Familien diese Gliedmaßen haben. Andere gehen an die Zellbank.”
    “In Jacksonville?”
    “Genau.”
    “Was passiert, wenn sich im Fuß Reste von Schrapnell befinden?”
    “Das gehört nicht in meinen Aufgabenbereich.”
    “Aber würden Sie ihn trotzdem an die Zellbank schicken?”, ließ Platt nicht locker.
    “Sicher. Dort wird entschieden, inwieweit die Spenden verwertet werden können. Aber Schrapnell im Zellgewebe? Ich denke, dann würde man den Fuß sicher
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