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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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Einzige?” Sie ließ schnell den Blick durch die Kabine schweifen, ohne Joe Black dabei aus den Augen zu lassen. Als sie Liz fragend ansah, konnte die nur nicken.
    “Sind alle in Ordnung?”, erkundigte sich Maggie schließlich.
    Liz hörte den Hubschrauber zurückkommen. Wieder blickten alle zur Decke.
    “Wie haben Sie …”
    “Wir müssen das hier schnell über die Bühne bringen”, unterbrach Maggie sie. Dann blickte sie Liz in die Augen. “Wilson ist schon ziemlich angepisst.”

66. KAPITEL
    Donnerstag, 27. August
    Pensacola, Florida
    Als Liz aufwachte, fielen die letzten Strahlen der Abendsonne in den Raum. Sie hatte tief geschlafen. Ihr Mund war trocken, die Lider schwer wie Blei. Erst nach einem Moment erinnerte sie sich wieder, wo sie war. Erster Stock. Das Haus ihres Vaters. Ihr altes Zimmer wurde inzwischen als Gästezimmer genutzt, aber ein paar Kindheitserinnerungen waren geblieben: eine Porzellanpuppe auf dem Kleiderschrank, die bestickten Kissenbezüge – Erinnerungen an ihre Mutter.
    Von unten hörte sie den Motor einer Kettensäge röhren, der über das Summen der Klimaanlage im Fenster tönte. Die hatte ihr Vater extra für sie angeschlossen. Das orangefarbene Stromkabel hing nach draußen, war an der Fassade des Hauses festgemacht und reichte bis zum hinteren Garten, wo es an einen seiner Generatoren angeschlossen worden war. Ein absoluter Luxus. Diese Fensterklimaanlage verbrauchte fast so viel Watt wie einer seiner Kühlschränke.
    “Du hast dir deinen Schlaf wirklich verdient”, hatte er ihr erklärt, als sie gegen Mittag nach Hause kamen. Das Gerät war bereits an ihrem Fenster installiert. Sie hatte ihn nicht gefragt, wie er das Ding einarmig dorthin geschleppt hatte. Seine linke Hand war in einen halbsteifen Gipsverband eingepackt, sodass es aussah, als würde er einen Ofenhandschuh tragen.
    In den vergangenen zwei Tagen hatte Liz immer nur wenige Stunden am Stück schlafen können. Zu diesem Zweck waren auf der Militärflugbasis Baracken für die Einsatzkräfte errichtet worden. Der Hurrikan hatte beim Auftreffen aufs Festland etwas an Kraft verloren. Die Windstärke war auf 217 Stundenkilometer gesunken. Der Sturm drehte ein wenig weiter nach Osten, sodass Pensacola die volle Wucht erspart blieb. Nach der Saffir-Simpson-Hurrikanskala richtete ein Sturm der vierten Kategorie “verheerenden Schaden” an, allerdings keinen “katastrophalen”, wie die Verwüstungen von Stürmen der Kategorie 5 bezeichnet wurden.
    Liz hatte mit ihrem Rettungsteam Dutzende von Menschen aus ihren überfluteten Häusern evakuiert. Einige hatten sich allerdings strikt geweigert, mitzukommen. Sie bestanden darauf, ihr verbliebenes Hab und Gut vor Plünderern zu schützen. Ein Mann stritt mit Liz und weigerte sich, das Dach seines Hauses ohne vier Koffer mit seinen Habseligkeiten zu verlassen. Am Ende des ersten Tages beschwerte sich Wilson nicht mehr darüber, dass er die Hubschrauberkabine mit einer Ansammlung von Katzen und Hunden teilen musste, die ihre verletzten Besitzer begleiteten. Und nachdem ein Verrückter sie fast erschossen hätte, erschien Liz alles Weitere sowieso harmlos. Aber sie hatte zu viele Stunden hintereinander geschuftet, und nun musste sie eine Zwangspause einlegen.
    Liz stand auf und zog sich ein T-Shirt und Shorts über. Sie blickte aus dem Fenster über die Straße vor dem Haus. Die Stromkabel hingen noch immer von den Ästen. Auf der einen Seite der Sackgasse türmten sich die Überreste der Bäume. Nachbarn waren immer noch dabei, die abgebrochenen Äste und Zweige der riesigen Eichen, von denen einige entwurzelt waren, wegzuschleppen. Und mitten auf der Straße stand der Coney Island Imbiss. Um den Wagen herum hatte man Gartenstühle aufgestellt. Ihr Vater und Trish machten Abendessen für die Nachbarn. Er hatte Liz vorhin bereits angekündigt, dass sie Steaks, Burger und Hotdogs grillten – sogar Lammkeule gab es. Alles, was aus den Kühlschränken der Leute gerettet werden musste. Von offizieller Stelle hieß es, dass es mindestens eine Woche lang keinen Strom geben würde.
    Liz sah, wie er sich den Schweiß von der Stirn wischte, während er am Grill stand. Immer noch hatte sie dieses schreckliche Bild vor Augen, wie er die verletzte Hand an seinen Overall presste, der bereits voller Blut war. Wie bleich er ausgesehen hatte. Die Zeit, während der Hurrikan wütete, hatte er im Krankenhaus verbracht. Von dort aus hatte er Trish angerufen, sie solle ihn abholen, sobald
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