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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte
Autoren: PeP eBooks
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Krater im Boden - von der ersten Explosion. Dann bemerke ich an der Wand einen dunklen Umriss. Der zweite Zwilling - er ist noch heil.
    Hinter uns kracht und rumpelt es in der Höhle, als Teile der Decke einstürzen. Kleine Steine rieseln von der Tunneldecke herab. Ein paar landen auf meinem Kopf, und einer, so groß wie ein Golfball, klackert gegen das eine Ende der schlafenden Dynamitstangen.
    Ich erstarre. Gleich werde ich in tausend Fetzen gerissen.
    Aber dann vergeht eine halbe Sekunde, eine ganze.
    »Passt auf, wohin ihr tretet!« Ich deute auf die Sprengladung.
    Howie nickt, die Augen weit aufgerissen.
    Den Rücken an die Wand gepresst, schiebe ich mich mit Ash an der Bombe vorbei. Erst als ich an der scharfen Biegung bin, die aus der Höhle hinausführt, wage ich wieder zu atmen. Howie kommt nach, die Arme um Pike geschlungen, um ihn aufrecht zu halten.
    Ein Glück, dass Howie und ich im Dunkeln so gut sehen können, denn jetzt erstirbt der letzte Funke blauen Lichts, wir müssen uns in völliger Finsternis durch den Tunnel tasten. Ash hält mein Handgelenk fest umklammert.
    Der Weg hinauf kommt mir länger vor als der nach unten.
    »Seid ihr noch da, Howie?«, rufe ich zurück.

    Bevor er antworten kann, zerreißt ein gewaltsames Beben die Luft. Eine Wand aus heißer Luft und Rauch peitscht durch den Tunnel und wirft uns um. Ich werde samt Ash gegen die Felswand geschleudert.
    Die zweite Sprengladung!
    Ich huste und würge vom Rauch. Und auf einmal dringt von tief unten ein dumpfes Dröhnen an meine Ohren.
    Die Erinnerung an all die Stimmen, die im Gehirn der Bestie gefangen waren, blitzt vor meinem inneren Auge auf. Die Panik der unzähligen Opfer... All diese verlorenen Seelen brechen jetzt, nach einer Ewigkeit voller Folter und Leid, aus ihrem Gefängnis im Innern des Monsters aus.
    Aber es sind weder Seelen noch Geister, die jetzt aus der Höhle zu uns heraufströmen. Eine Wasserwand ergießt sich deckenhoch in den Tunnel, nach vorn gedrückt vom Gewicht des über uns befindlichen Sees.
    Sofort werden Howie und Pike vom Wasser erfasst, und ich habe gerade noch Zeit, einmal tief Luft zu holen, bevor es auch mich von den Beinen reißt.
    Die Welle schleudert mich nach vorn. Ich umklammere Ashs Hand, während das Wasser mich gegen die Wände drückt, mich kopfüber und wild wirbelnd nach oben presst.
    Selbst jetzt, da ich gegen die Kälte immun bin, spüre ich den Biss des eiskalten Wassers.
    Immer weiter drängen mich die Wogen voran. Gerade als der letzte Tropfen Luft aus meiner Lunge gepresst wird, schaffe ich es knapp unterhalb der Tunneldecke an die Oberfläche und sauge gierig eine Lungenladung Luft ein. Ash taucht japsend neben mir auf.

    Gemeinsam spucken und würgen wir Seewasser aus. Wir sind in der Finsternis verloren. Da packt mich plötzlich etwas am Fußknöchel. Ich schreie auf und versuche verzweifelt, es abzuschütteln.
    Pike und Howie drängen an die Oberfläche, wild um sich schlagend und nach Luft schnappend.
    Verzweifelt paddeln wir vor uns hin, versuchen, uns nach Kräften über Wasser zu halten. Wie weit kann es noch zum Ausgang sein?
    Irgendwann weht mir ein Hauch süßer Winterluft ins Gesicht. Wir sind gleich draußen!
    Ich schwimme vorwärts, bis meine Füße plötzlich den Tunnelboden berühren. Ash folgt mir, nebeneinander krauchen wir mit letzter Kraft auf einen trockenen Felsen hoch.
    Eine Brise, die nach Schnee und Zedernholz riecht, schwappt mir entgegen. Ich würde am liebsten hier liegen bleiben und atmen. Aber ich muss raus.
    Wie zwei Betrunkene, eng aneinandergelehnt, schwanken Ash und ich das letzte Stück Tunnel entlang. Howie und Pike taumeln hinter uns her.
    Dann ist es geschafft. Endlos und sternenbesprenkelt erstreckt sich der Nachthimmel über uns. Wir lehnen uns gegen den Felsen und atmen nur noch. Die Erleichterung ist so überwältigend, dass ich am liebsten wie ein Irrer loslachen würde.
    Aber Ash schlottert am ganzen Leib. Ich bin gegen die Kälte immun - sie nicht.
    »Wir müssen dich schleunigst ins Warme schaffen.«
    Sie hat die Arme um den Körper geschlungen und zittert so schlimm, dass sie nicht sprechen kann.

    Etwas bewegt sich auf der anderen Seite der Lichtung. Mehrere phantomartige Schatten schieben sich auf uns zu. Eine atemlose Sekunde später erkenne ich Mason und seine Huskys.
    »Wir haben’s geschafft«, rufe ich.
    Mason schüttelt den Kopf. Ich weiß genau, wie es ihm geht. Ich war da und kann es doch selber kaum glauben. Neben ihm liegt das
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