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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte
Autoren: PeP eBooks
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bleichen Wintersonne hoch. Das vertraute Brummen von Ashs Motorrad dringt aus der Ferne an mein Ohr. Es hebt und senkt sich, als sie über die Hügel auf mich zukommt.

    Ich habe ihr gesagt, wo sie mich finden kann. Wir wollen nachher zu Pike und Howie rüber. Pike hat was geplant. Wieso bin ich aufgeregt deswegen?
    Pike hinkt immer noch. Dort wo die Bestie ihm den Fuß aufgeschlitzt hat, musste er genäht werden. Ich musste mir schnell eine Erklärung für die Verletzung ausdenken. Aber mir ist nichts Besseres eingefallen als die Geschichte, Pike sei bei der Eisfabrik in ein paar rostige Nägel gefallen, als er Howie hinter sich hergeschleift hat. Schwache Nummer, aber alle haben sie mir abgekauft.
    Am Eingang des eingestürzten Tunnels fällt mir etwas ins Auge. Ich gehe näher ran. Da liegt ein zerschrammter Eishockey-Puck.
    Es dauert eine Sekunde, bis der Groschen fällt - Mason. Er hat was für seinen alten Freund hingelegt. In Gedenken an ein nicht zu Ende gespieltes Hockeyspiel, das sie sich vor langer Zeit hier auf dem Eis geliefert haben.
    Ich muss an die Familien der verschwundenen Teenager denken. Ich wünschte, ich könnte ihnen alles erzählen, vielleicht würden sie dann ihren Frieden finden. Aber so ganz ohne Beweise wäre das nur grausam. Als dieser Mistkerl Ray Dyson verschwand, hatte ich gesagt, den wird bestimmt niemand vermissen. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Auch Ray hatte eine Mutter.
    Ich mustere die Lichtung ein letztes Mal, bevor Ash mich erreicht. Der Boden ist mit frischem Pulverschnee bedeckt. Schnee hat was Magisches an sich, wie er all die Narben, alles Hässliche überdeckt. Alles neu macht. Kaum zu glauben, dass hier je irgendwas Schlimmes passiert sein kann.

    Das Brummen des Motorrads kommt näher. Es wird Zeit zu gehen.
    Und was bleibt unterm Strich?
    Antworten: null. Fragen: jede Menge.
    Zum Beispiel: Was war das nun wirklich für eine Bestie? Ein Windigo? Ein Dämon? Oder irgendein Mutantenfreak? Und wieso hat sie ausgerechnet uns rausgepickt, Howie und mich und die ganzen anderen, die sie sich über die Jahrhunderte geschnappt hat? Warum wir?
    Vielleicht hat Howie recht, vielleicht hatte sie einfach einen guten Geschmack.
    Null Antworten! Damit lässt sich nur schwer klarkommen. Aber zumindest bin ich immer noch am Leben, um überhaupt Fragen stellen zu können.
    Der frostige Wind, der vom See herüberweht, macht mir immer noch nicht viel aus. Es gibt keinen Beweis für den Horror, den wir durchlebt haben.
    Nur das Eis, das durch meine Adern fließt.
     
    Vor Pikes und Howies Haus macht Ash den Motor aus. Ich steige ab und strecke den Rücken durch.
    Ash nimmt ihre Sonnenbrille ab. Die blauen Flecken in ihrem Gesicht sind zu Gelb- und Braunschattierungen verblasst. Sie hat sich den Kopf übel am Höhlenboden angeschlagen, als sie sich bei der Explosion über mich geworfen hat.
    »Starr mich nicht so an«, sagt sie. »Außer, du willst was dagegen machen.«
    »Und zwar?«
    »Und zwar... du und ich, nachher, bei mir... Mom kommt
heute erst spät und Dad ist immer noch im Norden und ringt mit irgendwelchen Eisbären. Lass dir was einfallen.«
    »Das werde ich«, sage ich mit tiefer, verführerischer Stimme.
    Sie boxt mir neckisch gegen die Brust, dann gehen wir um den Werkzeugschuppen herum nach hinten. Dort würden sie auf uns warten, hat Pike gesagt.
    Als wir uns der halb offenen Tür nähern, höre ich da drin jemanden keuchen.
    »Halt still«, sagt Pike. »Sonst vermurkst du es.«
    »Wie viel ist es denn noch?« Howies Stimme klingt gepresst.
    »Ich bin fast fertig.«
    Ash zieht fragend die Augenbrauen hoch, dann drückt sie die Tür auf. Sie kracht gegen die Schuppenwand.
    Das Mädchen weiß seine Auftritte echt zu zelebrieren.
    »Aufhören«, sagt sie. »Was tust du dem armen Jungen an?« Ich quetsche mich hinter ihr in den Schuppen, der vollgestellt ist mit Liegestühlen, Grillgeräten und Fahrradteilen.
    Howie sitzt neben einer Werkbank auf einem Hocker und hat den Ärmel seines T-Shirts hochgekrempelt. Seine Schulter ist voll mit Blut und etwas anderem, was wie Tinte aussieht.
    Pike steht über ihn gebeugt, ein rot und schwarz verflecktes Gästehandtuch in der Hand. Er starrt Ash an. »Mann, du hättest fast mein Meisterwerk ruiniert.«
    »Was zum Teufel ist hier los?«, frage ich.
    »Lass mich erst mal fertig machen«, sagt Pike. »Dauert nur noch eine Sekunde.«
    Er legt das Handtuch auf die Werkbank und packt Howies
Arm. Ash und ich schauen zu, wie er mit
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