Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Knochenkälte

Titel: Knochenkälte
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Pike mir nur gesagt, er und die anderen wollten eine Spritztour machen und ich sollte mitkommen. Ich hab versucht, mich rauszureden - draußen sind es zwanzig Grad minus, ich hab viel zu tun und so. Er sagte, es wäre Zeit, dass ich meinen Arsch hochkriegte und dass sie mich in einer halben Stunde abholten. Ich fragte noch, wer sie seien, und als dann Ashs Name fiel, sagte ich, okay, warum nicht. Sie und ich, wir haben da was laufen. Nur dass sie noch nichts davon weiß.
    Howie beugt sich nach vorn. Er atmet schwer, als müsste er gleich kotzen. Der Typ ist eine Panikattacke auf zwei Beinen.
    Während wir warten, kann ich vielleicht mal erzählen, warum sie sich Fat Bill als Opfer ausgesucht haben.
    Wenn ich fett sage, dann meine ich hundertfünfzig Kilo Wabbelspeck, verteilt auf ein 1,65 Meter großes Gestell. Der Typ ist ein Zwergwal, mit gelben Zähnen und fleckigen Fingern vom Kettenrauchen. Und er hat eine Schwäche für Jungs. Er nennt sie Laufburschen, und sie bleiben nie lange, deswegen hängt meistens ein verblichenes »Aushilfe gesucht«-Schild im Schaufenster. Wie die meisten Perversen ist er einfach nur ein Grapscher, der kaum unter die Klamotten geht, und ich
hab gehört, er bezahlt die Jungs sogar für die »Überstunden«, die sie bei ihm machen. Über so was redet man nicht gern, deswegen bewerben sich immer genug Frischfleisch-Kandidaten für den Job.
    Und da kommt Howie ins Spiel. Er wollte sich was dazuverdienen, um sich eine neue Festplatte zu kaufen. Er war noch keine Woche im Laden, da fiel ihm schon auf, dass Fat Bill ihn im Vorbeigehen ständig streifte. Aber er dachte erst, der Kerl ist eben so fett, dass er bei den schmalen Gängen im Laden und hinten an der Kasse gar nicht anders kann.
    Ich lasse die unwesentlichen Details mal aus. Am Ende flippte Howie jedenfalls total aus und kündigte.
    Fat Bill hängte das Schild wieder ins Schaufenster und stellte den dreizehnjährigen Jeff Cameron ein. Es stellte sich allerdings raus, dass Jeffs Mutter bei der Ontario Provincial Police arbeitet. Und Jeff schwieg nicht so wie all die anderen gedemütigten Jungs die ganzen Jahre vorher. Seine Polizisten-Mami rastete also aus - und jetzt ist Fat Bill nur auf Kaution raus und steht bis zur nächsten Anhörung unter Hausarrest. Er darf sich keiner Schule nähern, darf nicht mit Kindern allein bleiben, und seinen Laden darf er auch nicht mehr führen. Die Cops haben auch andere Laufburschen befragt und sind auf jede Menge weiterer Opfer gestoßen.
    Howie wollte nicht mit ihnen reden. Überhaupt wollte er mit niemandem außer Pike reden, seinem großen Bruder.
    Ich sehe an Howie vorbei, der vorne auf dem Beifahrersitz zittert, hin zum dunklen Laden und den Lichtern in der Wohnung darüber. Nirgendwo ist eine Bewegung zu erkennen.
    Seit mehreren Minuten hängen wir schon so hier rum und
die Abgase drängen sich langsam durch die Rostlöcher im Unterboden zu uns rein. Mir wird ganz schwindlig von dem Zeug.
    »Kannst du nicht den Motor abstellen?«, frage ich Howie.
    Er wirft mir im Rückspiegel einen Blick zu. »Pike will jederzeit schnell wegkommen.«
    »Dann mach ich jetzt das Fenster einen Spalt auf.«
    Ich will gerade nach der Kurbel greifen, da rumst es plötzlich auf dem Autodach, dass wir alle zusammenfahren. Ein Gesicht taucht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt jenseits der Glasscheibe auf. Ich weiche vor Pikes irrem Grinsen zurück.
    »Hab dich!« Sein Atem gefriert in der eisigen Luft. »Du bist tot, Mann.«
    »Alles klar. Und du bist total durchgeknallt.«
    Ständig schleicht er sich so an, um einen zu erschrecken.
    Pike reißt meine Tür auf und quetscht mir einen Stapel Schachteln auf den Schoß. Mars-Riegel. Mr Big. Juicy Fruit. »Nicht dass ihr sagt, ich hätte euch nichts mitgebracht.«
    Er knallt die Tür wieder zu und steigt vorne ein.
    »Dein Lieblingszeug hab ich auch dabei«, sagt er zu Howie. »Kitkat.«
    Ich reiche Howie die entsprechende Schachtel.
    Pike holt einen Streifen Dörrfleisch aus der Tasche und beißt darauf herum.
    »Wie bist du reingekommen?«, frage ich.
    »Ich bin ein Ninja.«
    Ash verdreht die Augen und tippt sich an die Stirn. »Ein Nixda-Ninja vielleicht.«

    Sie bricht die Schachtel mit den Mars-Riegeln auf und holt sich einen raus. Ich probiere ein Mr Big.
    Dann sitzen wir da und kauen und werden ganz high von den Abgasen. Schließlich teilt Pike ein paar Rubbellose aus.
    »Die Gewinne teilen wir uns«, sagt er. »Achtzig zu zwanzig. Wobei die achtzig für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher