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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte
Autoren: PeP eBooks
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mich sind.«
    »Können wir nicht erst mal hier abhauen?«, frage ich.
    »Noch nicht«, sagt Pike.
    »Worauf warten wir denn?«, will Ash wissen. »Los, lass uns fahren.«
    »Abwarten.« Pike schaut zum Mini-Markt hin.
    Wir folgen seinem Blick. Weder im Laden noch in der Wohnung darüber rührt sich was.
    Langsam beschlagen die Autofenster von unserem Atem, also wischt Howie ein Stück Windschutzscheibe frei.
    »Ich seh aber...« Ich spreche den Satz nicht zu Ende.
    Plötzlich flackert nämlich was im Laden auf. Eine Taschenlampe? Eine Kerze? Der Lichtschein wird immer größer.
    Nein, keine Kerze. Das sieht eher aus wie ein...
    »Feuer!« Pike lacht.
    Ich mache den Mund auf, um etwas zu sagen, aber es kommt nichts heraus.
    »Das gibt’s nicht, das gibt’s nicht«, murmelt Howie.
    Das Flackern verwandelt sich in eine fackelgroße Flamme. Ich bin so fassungslos, dass ich nicht mal blinzeln kann, während ich zusehe, wie das Feuer den Verkaufstresen erfasst.
    Howies Kitkat-Schachtel fällt zu Boden. Er wimmert tief aus der Kehle.
    »Oh Mann!«, stöhnt Ash. »Verdammt, musste das sein?«

    Pike wischt die Scheibe mit dem Ärmel ab. »Ich wollt’s Fat Bill doch nur ein bisschen wärmer machen.«
    »Ich fasse es nicht, dass du das getan hast!«, sage ich. »Du bist echt der totale Psycho.«
    Eine Minute lang schauen wir geschockt und stumm zu, wie die Flammen sich weiter durch den Laden fressen.
    »Wir müssen hier weg«, sagt Ash.
    Aber Pike starrt nur wie hypnotisiert auf das Feuer und rührt sich nicht.
    Schwarzer Qualm wabert durch die Türritzen heraus. Das alte Holzhaus bietet dem Feuer kaum Widerstand. Ein Schatten bewegt sich in der Wohnung über dem Laden am Fenster vorbei.
    »Vielleicht sollten wir...?« Sollten wir was? Die Bullen rufen? Die Feuerwehr? Harvest Cove ist so ein Winznest, dass es nicht mal einen Notruf hat. Der Feuerwehrwagen steht in der Garage des Gemeindehauses und ein Typ schläft nachts immer auf einer Couch daneben. Im Notfall trommelt er die Freiwilligen zusammen und sie treffen sich direkt am Ort des Geschehens. Bis dahin ist vom Ort des Geschehens meistens nicht viel mehr übrig als ein Haufen verkohlter Balken.
    Eine Gestalt kommt von hinten um den Laden herum. Klein, fett. Fat Bill. Sieht so aus, als hätte er ein Handy am Ohr.
    Pike schnaubt fröhlich und schiebt den Gang ein. »Okay, der Spaß ist vorbei. Jetzt können wir los.«
    Ohne Licht schleicht er sich leise davon. Ash und ich schauen durch die hintere Scheibe zu den Flammen zurück. Wir müssen uns keine Sorgen machen, dass Fat Bill uns sehen
könnte. Der ist vollauf damit beschäftigt, zuzuschauen, wie sein ganzes Leben verbrennt.
    »Das mach ich nie wieder«, sage ich. »Ich fahr nie wieder irgendwo mit dir hin. Und wenn er nicht rausgekommen wäre, hä? Was dann?«
    »Was, wenn er geschlafen hätte?«, keift Ash ihn an.
    Pike zuckt mit den Schultern. »Dann hätten wir jetzt ein halbgares Spanferkel, würde ich sagen.«
    Als der Feuerschein von der Dunkelheit verschluckt wird, beschleunigt Pike wieder. Den Scheinwerfer macht er trotzdem nicht an, sondern orientiert sich am fahlen Licht des Mondes, der mit den Wolken Verstecken spielt. Die Straße ist ein grauer Schmutzstreifen in der Finsternis.
    Ein eisiger Schweißtropfen rieselt mir den Rücken hinunter. Der Mr-Big-Riegel, den ich eben gegessen habe, liegt mir irgendwie quer im Magen.
    »Oh Mann«, sagt Ash wieder. »Das war krass.«
    »Wollt ihr wissen, wie ich’s gemacht hab?«, fragt Pike. »Am besten benutzt man irgendwelches Zeug, das es schon vor Ort gibt. Dann können sie die Spur nicht zu einem zurückverfolgen, klar? Also hab ich eine Marlboro genommen. Fat Bill raucht Marlboro.«
    Jetzt verstehe ich, warum er uns mitgenommen hat. Pike braucht Publikum. Er braucht Leute, die er schocken und beeindrucken kann.
    »Ich hab die Marlboro auf einen Stapel Zeitungen hinter der Kasse gelegt. Selbst wenn sie die Brandursache finden, werden sie trotzdem denken, dass Fat Bill einfach nicht aufgepasst hat.«

    Er macht eine Pause. Wartet er auf Beifall?
    Das einzige Geräusch ist das Knirschen der Kieselsteine unter dem Autoboden.
    »Und kommt bloß nicht auf die Idee, irgendjemandem was davon zu erzählen. Rechtlich gesehen hängt ihr nämlich alle mit drin.«
    »Wir haben aber nichts gemacht«, sagt Ash.
    »Ihr habt die Schokoriegel gegessen, oder nicht? Das ist Diebesgut.«
    »Wir sind trotzdem keine Komplizen«, sagt sie. »Nur Zeugen eines deiner bescheuerten
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