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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde
Autoren: Iris Johansen
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erzählt hatte. »Nicht nötig.«
    Diese Sache konnte er Melton nicht überlassen. Mit Eve Duncans Schwächen musste er sich persönlich befassen.
    Sie geht so sehr in ihrer Familienidylle auf, dass sie außer ihrem Häuschen in Georgia nichts mehr interessiert.
    Sie hatte einen Mann und ein Kind, und ihr eigen Fleisch und Blut war auf ihrem Grundstück begraben. Wahrscheinlich war sie sehr glücklich. Warum auch nicht? Sie hatte sich ihren Frieden verdient.
    Um also zu bekommen, was er wollte, musste er diesen Frieden zerstören. Und er wusste, dass er es tun würde, so wie er alles tat, was getan werden musste. Er würde alles stehen und liegen lassen und zum Flughafen fahren. Er musste sie dazu bringen, sofort von Atlanta aufzubrechen.
    Aber eins musste er vor seiner Abreise noch erledigen.
    »Ich fahre nach Atlanta.«
    »Gut, dass Sie aktiv werden. Ich rate Ihnen, das Problem so bald wie möglich zu lösen. Vergessen Sie nicht, Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Schlamassel in Ordnung zu bringen. Boca Raton ist für den neunundzwanzigsten Oktober angesetzt.«
    »Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern. Ich werde beides in die Hand nehmen.«
    »Wir haben Ihnen lange Zeit vertraut, aber die Leute vom Cabal sind ziemlich verstimmt seit diesem Patzer mit Etienne.«
    Vor allem war Melton sauer. Wahrscheinlich fürchtete er, er
    würde der Nächste sein. Feiger Hund.
    »Ich musste ihn erschießen. Es war Notwehr.«
    »Ach ja?« Melton atmete aus. »Ich gebe zu, ich habe mich schon gefragt, ob Sie ein doppeltes Spiel treiben.«
    »Sie haben keinen Grund, mich dessen zu verdächtigen.«
    »Na, dann sorgen Sie mal dafür, dass Ihr Fehler kein Nachspiel hat.«
    »Deswegen fahre ich nach Atlanta. Ich werde eine Lösung fin-
    den.«
    »Das würde ich Ihnen auch raten.« Melton legte auf.
    Melton hatte die Drohung nur indirekt ausgesprochen, doch sie war unmissverständlich. Jules schluckte seine Wut hinunter und versuchte, sich zu beruhigen. Es war das erste Mal seit Jahren, dass irgendeiner der Cabal-Leute auch nur die leiseste Kritik an ihm ge-
    äußert hatte. Er hatte ihnen stets treu gedient. Hätte er es also nicht verdient, dass sie ihm vertrauten?
    Tja, was Etienne anging, hatten sie ihm auch vertraut, und diese Geschichte musste er wieder gutmachen.
    Boca Raton.
    Das würde in Ordnung gehen. Jules hatte alles vorbereitet, und sein Plan entwickelte sich zu seiner Zufriedenheit. Er konnte die Sache vorerst auf sich beruhen lassen und sich auf Duncan konzentrieren.
    Eve Duncan. Hebert lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    Er würde bald aufbrechen, aber ein paar Minuten konnte er sich noch Zeit lassen. Man sollte meinen, nach all den Jahren wäre er abgebrüht, aber das war weit gefehlt. Nicht, wenn es um Unschuldige ging.
    Reiß dich zusammen, ermahnte er sich. Er hatte Etienne getötet.
    Im Vergleich dazu würde alles andere ein Kinderspiel sein.
    Joe Quinn, Jane MacGuire. Und hatte Melton nicht auch von Eve Duncans Mutter gesprochen?
    Wer von den dreien würde dran glauben müssen?
    »Sieh ihn dir an.« Jane strahlte vor Stolz, als sie ihren Welpen anschaute. »Ich glaub, er ist noch schlauer als sein Vater Monty, meinst du nicht?«
    »Na ja… er ist wirklich geschickt. Aber sich vom Bauch auf den Rücken zu drehen ist nicht ganz dasselbe wie nach einem Erdbeben Menschenleben zu retten.« Lächelnd verstaute Eve Carmelitas re-konstruierten Schädel in einer Kiste. »Da muss er noch eine ganze Menge lernen.«
    »Er ist ja auch erst vier Monate alt. Ich muss ihn trainieren.« Jane schnippte mit den Fingern, und der Hund sprang auf die Beine.
    »Vielleicht sollte ich nach Kalifornien fahren und mir von Sarah dabei helfen lassen. Ich wette, sie könnte ihm ganz schnell alles beibringen, was er braucht. Sie hat es mir angeboten, als sie mir Toby geschenkt hat.«
    Vorausgesetzt, Sarah hatte Zeit, sich darum zu kümmern, dachte Eve wehmütig. Neben ihrer Aufgabe, mit ihren Rettungshunden zu Einsatzorten auf der ganzen Welt zu reisen, versuchte Sarah, mit ihrer Ehe zurechtzukommen und ihre beiden Hunde, den Golden
    Retriever Monty und dessen Gefährtin Maggie, bei Laune zu halten.
    Ein ruhiges Leben zu führen, war nicht so einfach, wenn man es mit einer ungezähmten Wölfin wie Maggie zu tun hatte. »Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee. Wir werden sie fragen, wann sie Zeit hat«, sagte Eve, während sie die Kiste adressierte. »Aber nicht vor den Herbstferien.«
    »Ich könnte den Stoff nachholen.
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