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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde
Autoren: Iris Johansen
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unwirsch nach dem Mann in dem blau en Saturn um, der neben ihm am Straßenrand gehalten hatte. Was für eine blöde Frage, wo er sich gerade über die offene Motorhaube seines Mercedes beugte. »Nicht, wenn Sie Autoschlosser sind.«
    »Tut mir Leid. Ich verkaufe Computer.« Der Mann in dem Saturn verzog das Gesicht. »Und ich bin auch schon oft genug liegen geblieben. Ich weiß noch, wie ich einmal in Macon mitten in der Nacht – « Er unterbrach sich. »Aber das interessiert Sie bestimmt nicht. Soll ich Ihnen vielleicht Starthilfe geben?«
    »Ein Versuch kann nicht schaden.« Capel warf einen Blick auf den eleganten blauen Anzug des Mannes. »Seien Sie lieber vorsichtig. Ich hab mir schon das Hemd mit Öl beschmiert.«
    Der Mann lächelte. »Ich bin immer vorsichtig.«
    Zehn Minuten später stieß Capel eine Reihe von Flüchen aus,
    weil sein Motor immer noch nicht ansprang. »Scheißkiste. Verdammt, das ist ein Mercedes. Haben Sie eine Ahnung, was der mich gekostet hat?«
    »Eine Menge. Neu?«
    »Ein Jahr alt.«
    »Tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte. Vielleicht sollten Sie einen Abschleppwagen rufen.«
    »Wenn mein Wagen nicht anspringt, ist mein Autotelefon eben falls tot. Haben Sie vielleicht ein Handy?«
    Der Mann lächelte. »Anscheinend haben Sie Probleme mit der  Technik. Es gibt ein Buch von Stephen King, in dem irgendwelche Maschinen durchdrehen. Ich hab es mir als Hörbuch zu Gemüte  geführt, als ich mal durch Iowa gefahren bin.«
    Capel hatte Mühe, die Fassung zu wahren. »Haben Sie ein Han dy?«, wiederholte er.
    »Klar, aber es steckt im Ladegerät in meinem Motelzimmer. Ich bin nur auf der Suche nach einem Restaurant, um zu Abend zu essen.« Er wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. »Aber ich bringe Sie gern zur nächsten Tankstelle. Ich kenne mich hier in der Gegend nicht aus. Wissen Sie, wo es eine gibt?«
    »In etwa zwei Kilometern kommt eine Texaco-Tankstelle.« Ca pel zögerte und betrachtete seinen Mercedes.
    »Der wird schon nicht von alleine wegfahren.«
    »Garantiert nicht. Scheißkarre.« Capel ging um den Saturn herum und stieg auf den Beifahrersitz. »Fahren Sie los. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich hab früh Feierabend gemacht, weil ich Tickets für das Basketballspiel heute Abend habe. Und dann muss mir so was passieren. Verdammt, ich hasse Pannen. Je eher wir das hinter uns bringen, umso besser.«
    »Ganz meine Meinung. Ich hasse Unannehmlichkeiten.« Jules  Hebert setzte sich ans Steuer. »Bringen wir es hinter uns.«
    Joe wandte sich vom Grab ab. »Wir werden einen neuen Stein  aufstellen.«
    »Ich habe doch fast die ganze Farbe weggemacht.«
    »Aber jedes Mal, wenn du ihn siehst, wirst du dich daran erinnern. Wir besorgen einen neuen Grabstein. Ich werde mich darum kümmern, wenn ich morgen zur Arbeit fahre.« Er schaute sie an.
    »Hast du in den letzten Tagen hier irgendjemanden gesehen?«
    Eve schüttelte den Kopf.
    »Keine Sorge, es wird nicht wieder passieren.«
    »Das ist ein großes Grundstück. Es ist schwer zu verhindern, dass sich jemand hier rumtreibt.«
    »Es wird nicht wieder passieren«, wiederholte Joe. »Geh ins  Haus, ich werde mich mal ein bisschen umsehen.«
    Sie sah ihn misstrauisch an.
    »Hey, ich bin ein Bulle. Das ist mein Job.«
    Aber so wie er vor ihr stand, war er kein Bulle. Joe fühlte sich als ihr Beschützer, und in diesem Zustand der Wut konnte er todbringend sein. »Ich möchte nicht, dass du deinen Job auf die Spitze treibst. Das war Vandalismus.«
    »Es hat dir wehgetan«, erwiderte Joe knapp. »Das lasse ich nicht zu. Nie wieder.«
    »Und ich lasse nicht zu, dass du einen Jugendlichen tötest, der sich bloß einen Spaß machen wollte.«
    Joe schwieg einen Moment. »Wenn es ein Jugendlicher war, wird er mit einer Lektion davonkommen, die er nicht so bald vergisst.
    Einverstanden?«
    »Nein.« Aber mehr Zugeständnisse würde er ihr nicht machen.
    Allmählich wünschte Eve sich, sie würden nie herausfinden, wer das getan hatte. »Wegen Grabschändung kannst du nicht die Spurensicherung hierher bestellen.«
    »Ich komme auch allein ganz gut zurecht.« Joe wandte sich ab.
    »Geh zurück ins Haus. Jane braucht dich. Sie ist ziemlich aufgewühlt.«
    »Jetzt nicht mehr. Sie will dasselbe wie du. Sie hat gesagt, sie würde ›ihn kriegen‹.«
    »Gut. Kluges Mädchen. Aber sie braucht sich nicht darum zu  kümmern.«
    Verzweifelt schaute Eve Joe nach, als er im Gebüsch ver schwand. Sein Jagdinstinkt war geweckt, und es
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