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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde
Autoren: Iris Johansen
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los?«
    »Ich will jetzt… nicht darüber reden.«
    »Aber ich. Das gehört zu einer Beziehung. Dass man alles miteinander teilt.«
    »Dass man was miteinander teilt? Lügen?«
    Er verstummte. »Wovon redest du?«
    »Ich hab dir gesagt, ich will nicht darüber reden.« Sie wollte nur allein sein und mit ihrem Schmerz fertig werden. »Geh und kümmere dich um Jane. Ich glaube, ich habe ihr Angst gemacht.«
    »Du machst mir Angst. Ist wieder was mit Bonnies Grab pas siert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie tonlos. »Es spielt auch keine Rolle.«
    »Jane hat gesagt, du hast einen FedEx-Brief bekommen. Kann  ich ihn sehen?«
    Sie stand auf. »Jetzt nicht.«
    Er schwieg einen Augenblick lang. »Lass mich dir helfen, Eve.
    Du bist nicht fair.«
    Wütend fuhr sie herum. »Ich bin nicht fair? Mein Gott, du bringst es fertig, das zu sagen, nach allem, was du mir angetan hast?«
    »Und was habe ich dir angetan?«
    »Du hast mich angelogen, Joe. Auf die allergrausamste Weise.«
    Sie holte tief Luft, den Blick verzweifelt auf sein Gesicht gerichtet.
    »Du fragst mich nicht, welche Lüge ich meine, weil du es weißt, stimmt’s, Joe? Ich war mir so lange nicht sicher, bis ich dein Gesicht gesehen habe. Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich konnte nicht glauben, dass du mir das antun würdest.«
    Er sah sich im Zimmer um. »Ist das der Brief?« Er trat an den Schreibtisch, nahm einen Briefbogen in die Hand und überflog ihn.
    Sie sah, wie sein Rücken sich straffte, als ob er sich wappnen wollte, bevor er sich zu ihr umdrehte. »Stand ein Absender drauf?«
    Sie starrte ihn entgeistert an. »Ist das alles, was du zu sagen hast?«
    »Nein, aber ich möchte wissen, wer es darauf anlegt, dich so tief zu treffen.« Er verzog das Gesicht. »Und wer mich treffen wollte.«
    »Es ist mir egal, wer es ist. Mich interessiert nur, dass du mich angelogen hast.« Sie schloss die Augen. »Und dass das kleine Mädchen, das ich auf dem Hügel begraben habe, nicht meine Bonnie ist.
    Mein Gott, ich kann es einfach nicht glauben.«
    »Aber offenbar glaubst du es. Und ich bin mir sicher, dass du ü berprüft hast, was auf diesem Fetzen Papier steht.«
    »Das ist kein Fetzen Papier.« Sie öffnete ihre tränennassen Augen. »Das ist der offizielle Bericht des gerichtsmedizinischen Labors in Georgia, der besagt, dass die DNS des Mädchens, das man im Chattahoochee National Park gefunden hat, nicht mit der von Bonnie Duncan übereinstimmt. Er ist unterschrieben von Doktor George Capel.«
    »Und du hast George Capel angerufen?«
    »Ich habe es versucht, aber er war nicht in seinem Büro. Also habe ich mit dem Chef der Abteilung gesprochen. Er konnte den offiziellen Bericht nicht finden, aber schließlich hat er eine Kopie der Untersuchungsberichte gefunden. Soll ich dir sagen, was da drin stand?«
    »Spar dir die Mühe.«
    »Ich war in Atlanta, und du hast damals den Anruf entgegengenommen. Als ich nach Hause kam, hast du mir gesagt, sie hätten Bonnie gefunden.«
    »Ja, das habe ich.«
    »Du hast mich absichtlich belogen.«
    »Stimmt.«
    Die Qual war kaum zu ertragen. »Wie konntest du mir das an tun?«, flüsterte sie.
    »Wie konnte ich es nicht tun?« Joes Stimme klang heiser vor
    Kummer. »Zwölf Jahre lang habe ich mit angesehen, wie du gelitten hast. Ich habe gesehen, wie du in jedem einzelnen der Gesichter, die du rekonstruiert hast, nach Bonnie suchtest. Es war eine Wunde, die nie heilte, die nie heilen würde, bis Bonnie gefunden war. Sarah Patrick hat den ganzen Wald abgesucht, und wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie schließlich das Skelett entdeckten. Die Chance, dort noch ein weiteres Skelett zu finden, war damals praktisch gleich null. Und so habe ich jede Nacht gebetet, das Skelett möge Bonnies sein.« Mit unverhohlenem Zorn warf er den Bericht auf den Schreibtisch. »Und dann war sie es nicht, verdammt. Es würde immer und immer weitergehen. Aber das musste es nicht. Ich brauchte dir nur eine Lüge aufzutischen, und du hättest deinen Frieden.«
    »Eine schreckliche Lüge. Du… hast mich betrogen.«
    »Erwartest du etwa, dass ich sage, es tut mir Leid? Es tut mir nicht Leid. Doch, es tut mir Leid, nämlich, dass du es herausgefunden hast und dass es dich schmerzt. Aber ich würde es wieder tun, wenn ich mir sicher wäre, dass ich dir die Wahrheit vorenthalten könnte.« Seine Worte kamen schnell, hart, leidenschaftlich. »Ich liebe dich. Seit zwölf Jahren bist du der Mittelpunkt meines Lebens.
    Ich hätte alles
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