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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder
Autoren: Melanie Lahmer
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helfen. Doch was konnte er für ihn tun?
    Außerdem war endlich der Weg zur Höhle frei. Das bedeutete, er konnte endlich René und Natascha befreien, falls sie wirklich da drinnen waren. Womöglich hatte Münker auch ihnen das Mittel gespritzt, das nun gerade Steinhaus lähmte.
    Winterberg überlegte nicht lange. Lorenz war hier, hielt Münker mit der Waffe in Schach und würde auch ein Auge auf Steinhaus haben. Winterberg eilte an Steinhaus vorbei in die Höhle.
    Doch was er da sah, gefiel ihm überhaupt nicht.
    An der gegenüberliegenden Seite des niedrigen Höhleneingangs befand sich eine Bretterwand. Sie war etwa brusthoch und aus einfachen Holzbrettern zusammengebaut. Auf dem Boden vor der Wand befand sich eine zusammengekrümmte Gestalt. Winterberg leuchtete mit der Stirnlampe gegen die Wand, um die Person nicht zu blenden, während er auf sie zurannte. Sie lag auf der Seite, sodass er sie nur von hinten sah. Ein Geflecht von Seilen umschnürte die Arme am Rücken, die ebenfalls gefesselten Beine waren in einem spitzen Winkel nach hinten geknickt. Winterberg fühlte sich an eine Fliege erinnert, die einer überdimensionalen Spinne ins Netz gegangen war.
    Endlich hatte er das gefangene Opfer erreicht. Es war Natascha.

Kapitel 68
    Winterberg beugte sich besorgt zu ihr hinab. »Natascha!«, flüsterte er.
    Keine Reaktion. Er fühlte ihren Puls in der Halsbeuge – ein regelmäßiges und festes Schlagen. Winterberg war erleichtert. Natascha lebte! Nun musste er dringend René suchen.
    Er schaute über die Bretterwand und entdeckte den Jungen vor sich auf dem Boden. René war ebenso verschnürt wie Natascha. Neben ihm stand eine Kiste, die jedoch für eine Geocachingbox zu groß war.
    Winterberg drückte sich mit den Händen oben auf der Kante der Wand ab und zog erst ein Bein darüber, dann das andere. Mit einem uneleganten Plumpsen landete er neben René.
    Der Junge war blass und lag schlaff auf einer Isomatte. Dem Körper fehlte jegliche Spannung. Winterberg griff in die Halsbeuge und erschrak über die Kälte der Haut. Doch er konnte den Puls fühlen, auch wenn er sehr viel schwächer als bei Natascha war. Erleichtert schloss Winterberg einen kurzen Moment die Augen.
    Er beschloss, sowohl René als auch Natascha in ihrem betäubten Zustand zu lassen und schnell Hilfe zu holen. Auch Steinhaus musste dringend versorgt werden. Doch bevor er wieder zurück über die Bretterwand kletterte, sah er sich kurz um und leuchtete mit der Lampe den Raum aus. Im Hintergrund schien es noch einen weiteren Gang zu geben; die Höhle war also von zwei Seiten aus zugängig.
    Er beugte sich über die Kiste neben René, um sie zu öffnen. Sie war nicht fest verschlossen, und als er den Deckel aufklappte, entfuhr ihm ein Laut der Verblüffung. Die Kiste war voll mit Verbandsmaterial; Pflaster, Binden und sterile Auflagen lagen neben Einwegspritzen und Medikamentenpäckchen. Zudem gab es Opiate und Diazepam, wie er beim Überblicken der Verpackungen erkennen konnte. Münker hatte also einen reichhaltigen Fundus an
    verschreibungspflichtigen Medikamenten. Winterberg dachte an den Vater, der an Krebs gestorben und von Münker gepflegt worden war.
    Langsam lichtete sich das Dunkel.
    Winterberg kletterte erneut über die Wand und beugte sich noch einmal über Natascha. Glücklicherweise hatte sich ihr Zustand nicht verändert. Er eilte zurück zu Lorenz, der noch immer Münker mit der Waffe bewachte und gelegentlich zu Steinhaus blickte. Der junge Kollege lag betäubt auf dem Boden.
    An der Stirn des Entführers hatte sich ein dicker Bluterguss gebildet, aber die Blutung hatte aufgehört.
    Münker bemerkte Winterbergs Blick. »Eigentlich dachte ich immer, Pistolen seien Schusswaffen. Ihr Kollege hat sie jedoch als Schlagwaffe missbraucht. Ein netter Trick, wie ich anerkennen muss. Vielleicht merke ich mir den.« Er sah belustigt zu Lorenz empor. »Zum Beispiel, wenn ich Ihren Kollegen hier überrumpelt und ihm die Waffe abgenommen habe. Ich bin gespannt, wie viel Schlagkraft man mit solch einem Pistolengriff hat!«
    »Vorsicht!«, brüllte Lorenz und zielte auf Münkers Kopf. »Ich schieße schneller, als Sie sich überhaupt bewegen können. Ein kleiner Druck auf den Abzug, und das war’s!«
    Münker hob beschwichtigend die Hände und sah dann interessiert zu Steinhaus. Offensichtlich gefiel ihm, was er mit der Spritze angerichtet hatte.
    Doch Winterberg hatte nichts übrig für Münkers Provokationen. »Ich hole Hilfe!«, rief er
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