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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder
Autoren: Melanie Lahmer
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Minuten dauernd mit Jannik reden zu müssen. Hoffentlich wollten die Jungs später nicht auch so viel diskutieren wie ihre Mutter.
    Jannik sah ihn misstrauisch an. »Ist das so weit wie Omas Haus? So weit will ich nicht laufen!«
    Als Martin frustriert schwieg, drehte sich der Junge von ihm weg und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, wobei sein T-Shirt schmutzig wurde.
    Katharina erreichte die beiden mit dem Kinderwagen und starrte verärgert auf die Flecken. »Jannik, geh weiter, sonst komme ich mit dem Wagen nicht vorbei.«
    Der Junge sah trotzig zu seiner Mutter auf.
    »Papa hat gesagt, dass wir noch weit laufen müssen. Ich will aber nicht mehr.«
    Katharina beugte sich zu ihrem Sohn hinunter. »Der Papa hat gesagt, es ist nur ein bisschen weit. Der Schatz befindet sich also ganz in der Nähe. Du wirst sehen.«
    Jannik rieb sich gedankenverloren mit einer schmutzigen Hand über den Arm. Dann hellte sich sein Gesicht auf.
    »Hoffentlich ist in dem Schatz ein Spiderman versteckt. Ich habe ›Bob der Baumeister‹ zum Tauschen mitgenommen.«
    Er holte aus einer Tasche seiner Shorts eine kleine Figur hervor und streckte sie seiner Mutter entgegen. »Bob der Baumeister« hatte schon viele Einsätze in Sandkästen und im Kinderzimmer hinter sich; dem Helm fehlte die gelbe Farbe, und die Schuhspitzen waren abgeschabt. Schon seit Wochen hoffte Jannik, in einem der Geocachingverstecke auf eine Spiderman-Figur zu stoßen. Weil der Sohn eines Arbeitskollegen von Martin einmal einen Batman gefunden hatte, glaubte Jannik, in vielen Geocaches seien Superhelden versteckt. Normalerweise handelte es sich bei den Tauschgegenständen um irgendwelchen Ramsch. Dinge von materiellem oder auch ideellem Wert suchte man in ihnen vergebens.
    »Ja, wer weiß.« Katharina klang müde. Sie fuhr mit der Hand über Elias’ Gesicht, um angetrocknete Kekskrümel von Wangen und Kinn abzuwischen.
    Anschließend wanderte die Familie eine ganze Weile schweigend weiter und gelangte schließlich in die Nähe ihres Ziels.
    Plötzlich rief Katharina: »Ich setze mich dahinten mit Elias auf die Bank, ich brauche dringend einen Kaffee!«
    Sie zeigte auf einen kleinen Rastplatz am Wegesrand. Auf einer nur wenige Meter breiten Lichtung inmitten der dicht nebeneinanderstehenden Fichten gab es eine Bank und einen Tisch, die man aus längsseits halbierten Baumstämmen gezimmert hatte.
    »Lass uns eine Pause machen«, schlug Katharina vor, ging zum Rastplatz und setzte sich hin. Heftiger als nötig warf sie den Rucksack auf den Tisch. Sie holte eine Thermoskanne heraus und öffnete sie. Der Kaffee dampfte kaum noch.
    Martin schüttelte den Kopf, als sie ihm einen gefüllten Plastikbecher hinhielt. »Danke, aber ich gehe mit Jannik suchen. Wartest du hier mit Elias?«
    Ihr Blick stach wie Eiszapfen in seine Magengrube.
    Die Hände ballte sie zu Fäusten, als sie sich über den Kinderwagen beugte. »Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig, als das zu tun, was man mir sagt«, blaffte sie und öffnete Elias’ Gurt. »Ist schließlich mein Job, das hätte ich fast vergessen. Und während der gnädige Herr am Wochenende ausschläft, rackere ich mich wie jeden Tag ab. Als Hausfrau hat man ja leider kein Wochenende. Ich bin schon seit halb sieben auf den Beinen und halte alles im Haus am Laufen. Aber jetzt brauch ich einfach eine Pause.«
    Der zweijährige Elias kletterte aus dem Wagen und fiel mit einem kurzen Schreckensschrei auf den Waldboden. Flink rappelte er sich auf; Dreck und Nadeln klebten rings um seinen Mund. Mit zusammengekniffenen Lippen wischte Katharina erneut sein Gesicht sauber.
    Martin wandte ihr den Rücken zu. Bekäme er noch mehr Vorwürfe zu hören, würde er wutentbrannt in den Wald laufen. Und zwar ohne GPS-Gerät.
    Plötzlich bemerkte er, dass Jannik zwischen den Bäumen verschwunden war. Angestrengt hielt er nach seinem Sohn Ausschau. Dann sah er, wie das rote T-Shirt des Jungen neben einer umgekippten Fichte aufblitzte. Martin eilte zu seinem Sohn, ohne sich noch einmal nach Katharina umzudrehen. Jannik stocherte mit einem Stock, der ihm bis zum Scheitel reichte, im Erdreich zwischen einigen Nadelbäumen herum. Dann hob er Rindenstücke vom Boden auf, drehte Steine um und zog am Geäst dünner Büsche.
    »Papa, wir sind bestimmt falsch. Hier ist nichts.« Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck sah er zu seinem Vater auf. »Das wurde bestimmt geklaut.«
    Martin verkniff sich ein Grinsen. Die Dose war von den letzten Findern zwar gut
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