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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)
Autoren: Jutta Profijt
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Danach gingen die Fragen weiter. Gregor allerdings trennte Ober- und Unterlippe nur noch, um das ekelhaft bitter und sauer riechende Gebräu runterzuschütten. Nicht mal Kaffee können die in Düsseldorf.
    Da Gregor weiterhin nichts zur Unterhaltung beitrug und ich daher immer noch keinen Schimmer hatte, was hier eigentlich gespielt wurde, machte ich mich auf den Rückweg nach Köln. Martin, Katrin und Birgit hatten inzwischen den Standort gewechselt und hockten in Martins und Birgits Bude. Katrins rote Lackpumps standeneinträchtig neben Martins Gesundheitstretern und Birgits Sneakers neben der Tür. Ein viertes Paar Schuhe sagte mir, bereits bevor ich im Wohnzimmer ankam, dass sich Gregors junge Kollegin Jenny dem Trio angeschlossen hatte.
    »… nicht glauben, dass er einfach so mitgegangen ist«, sagte Jenny gerade.
    Katrin explodierte wortlos, sprang auf und ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen.
    »Jennymaus«, ätzte sie, als sie wieder ins Wohnzimmer kam, »könntest du jetzt bitte dein ungläubiges Kindergesicht gegen die sachliche Miene einer Kripobeamtin tauschen? Ich weiß, dass es unfassbar ist. Ich weiß auch, dass es ein Fehler sein muss. Aber mit diesem ewigen Ich-kann-es-einfach-nicht-glauben-Gesülze kommen wir nicht weiter.«
    Im Normalfall hätte mich Katrins Wutanfall begeistert, denn wenn ihre Augen Laserstrahlen abschießen, ihre Wangen glühen und ihre Hupen zittern, sieht sie am geilsten aus. Allerdings hatte selbst mir der Anlass die Laune verdorben, so dass ich ihren Anblick nicht richtig genießen konnte.
    Jenny zog eine Schnute und nippte am Kräutertee, den Martin zur Beruhigung der Nerven gebraut hatte. Birgit knabberte eine Möhre und starrte ins Leere. Die Tränen, die ihr langsam und gleichmäßig die Wange herunterliefen, schien sie nicht zu bemerken. Katrin atmete ein paarmal tief ein und aus, ließ sich dann neben Jenny in den Sessel fallen und legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Entschuldige.«
    Jenny schluckte und nickte. Dann straffte sie die Schultern und zog ein Notizbuch aus der Handtasche. »Okay, jetzt mal von vorn.«
    »Hey Martin, sie haben Gregor nach einem Alibi fürFreitagabend gefragt!«, drängelte ich meine Erkenntnisse zwischen Martins Gedanken.
    Martin winkte gedanklich ab.
    »Das könnte eurer dämlichen Diskussion hier ein bisschen auf die Sprünge helfen«, schob ich nach.
    »Ach, und wie soll ich den anderen meinen plötzlichen Erkenntnisgewinn erklären?«, fragte Martin. Dann ließ er die geistigen Jalousien herunter.
    Na super, damit hatte er mich mal wieder mit dem klassischen Totschlagargument kaltgestellt, das da lautete: Wie soll ich den anderen erklären, dass ich plötzlich Dinge weiß, die ich eigentlich nicht wissen kann? Dabei wäre es in diesem Falle gar nicht so tragisch gewesen, sein Wissen in die Welt hinauszukrähen, denn zumindest Katrin weiß, ebenso wie Gregor übrigens, von meiner Existenz. Birgit wurde erzählt, dass Martin gelegentlich »Hinweise von Toten bekommt«, und Jenny ist immerhin mal Zeugin einer Situation geworden, in der sie sich einiges hätte denken können, wenn das in ihrem Naturell läge. Okay, das ist unfair – Jenny ist nicht wirklich doof. Nur jung, unerfahren, ein bisschen naiv und ein deutlich weniger helles Licht als die kesse Katrin oder die brillante Birgit.
    Martin jedenfalls ignorierte mich völlig und servierte Jenny eine Zusammenfassung der Ereignisse im besten Profi-Tonfall, den er gern auch vor Gericht oder in einer Besprechung mit seinem Chef anschlägt.
    »Weiß jemand, wer diese Susanne Hauschild ist?«, fragte Jenny, nachdem Martin geendet hatte.
    Martin pustete in seinen Tee und schielte zu Katrin.
    Katrin fing den Blick auf und zog die Augenbrauen hoch. »Du kennst sie?«
    Martin nickte. Langsam. Zögerlich. Eindeutig extrem unglücklich.
    »Und wer ist sie?«, fragte Jenny deutlich ungeduldig.
    »Gregors Frau«, murmelte Martin.
    Das haute selbst mich aus der Spur.
    Nach Martins schmutziger Bombe herrschte einige Sekunden eine solche Stille, dass ich kurz an einen Hörsturz glaubte.
    Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass ich einen bekommen könnte, also beruhigte ich mich bald wieder. Birgit hatte ihrem Karotinstängel eine Kaupause gegönnt, Jennys Stift schwebte reglos über dem Papier und Katrin klappte den Mund auf und zu, ohne einen Ton herauszubringen.
    »Vielleicht sind sie ja auch geschieden«, flüsterte Martin nach einer gefühlten Ewigkeit. »Ich bin mir nicht ganz
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