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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)
Autoren: Jutta Profijt
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sicher …«
    Nur zur Erinnerung: Martin ist Gregors bester Freund. Die beiden kennen sich aus der Schule. Und Martin wusste nicht, ob Gregor verheiratet oder geschieden ist? Beziehungsweise verwitwet oder was auch immer? Aber egal. Geschockt waren wir jedenfalls alle.
    »Warum weiß ich nichts von ihr?«, stammelte Katrin endlich.
    Martin zuckte die Schultern.
    Birgit nahm das Mümmeln wieder auf.
    Jenny notierte etwas. Ich flog rüber und las: Susanne Hauschild – Gregors verheimlichte (!) Ehe-oder-Exfrau!?!
    Damit war der Zeiger auf der nach oben offenen Drama-Skala etliche Striche hochgeschossen, denn die meisten Gewaltverbrechen werden von Tätern aus dem direkten Umfeld begangen. Ehepartner stehen auf der Liste an erster Stelle.
    Mit ein Grund, nie zu heiraten.
    »Was haben die Kollegen denn gesagt …«
    »Kollegenschweine!«, brummte Katrin.
    »Katrin!«, mahnte Martin, der vermutlich noch freundlich und verbindlich bleibt, wenn ihn jemand auffordert, die Brieftasche rauszurücken und dann von der Brücke auf die A1 zu springen. Was übrigens nicht so gefährlich wäre, wie es sich anhört, weil auf dem Kölner Ring immer Stau ist. Überfahren wird man also nicht, höchstens landet man auf einem stehenden Fahrzeugdach und bricht sich ein Bein.
    »Recht hat sie«, brüllte ich dazwischen. »Schweine!«
    »Nichts haben sie gesagt«, murmelte Birgit. Es war ihr erstes Wort, seit die Diskussion über die Namensgebung ihres Nachwuchses so rüde unterbrochen worden war.
    Eigentlich ist Birgit ein echter Kracher. Sie sieht mit ihren endlosen Beinen, ihren langen blonden Haaren und ihrem leicht nach oben gebogenen Lächelmund super aus, hat nicht nur was in der Bluse, sondern auch in der Denkschüssel und arbeitete bis zum Beginn ihres Mutterschutzes in einer Bank. Auch das hört sich schlimmer an, als es ist, denn es hat ihrem Charakter zumindest bisher nicht geschadet. Außerdem war sie immer ziemlich relaxed und gut drauf. Das änderte sich schlagartig, als sie von den Hühnerhormonen überschwemmt wurde. Je größer dort, wo sich früher ihre Taille befand, der Bonsaiballon anschwoll, desto stiller wurde sie. In sich gekehrt, sagte Martin immer. Wenn sie gelegentlich den Mund aufmachte, zickte sie herum, was ich gar nicht von ihr kannte und auch nicht mochte. Die Phase ging Gott sei Dank vorüber und sie bekam mehr und mehr Ähnlichkeit mit einem trägen Trabbi als mit dem BMW Cabrio, das sie sich mühsam zusammengespart hatte, das aber trotz des geilen Wetters seit Wochen ungenutzt herumstand. Schwangere sollten nicht Cabrio fahren, fand Martin. Gähn.
    »Die zwei Typen sind von der Kripo Düsseldorf, heißen Keller und Stein und haben gesagt, dass Gregor mitkommen soll, weil er verdächtigt wird, Susanne Hauschild ermordet zu haben. Das war alles«, sagte Birgit.
    Ich strahlte. Kam da meine alte Birgit zum Vorschein? Die ebenso präzise denken und sabbeln konnte wie Martin, aber – im Gegensatz zu ihm – nie oberlehrerhaft klang? Die so schnell Zusammenhänge begriff, dass manchmal selbst ich nicht hinterherkam? Manchmal, habe ich gesagt! Selten, um genau zu sein. Oder fast nie.
    »Haben sie gesagt, wann dieser Mord passiert sein soll?«, fragte Jenny.
    Alle schüttelten den Kopf.
    »Freitagabend«, brüllte ich, aber Martin reagierte nicht.
    »Und Gregor …«
    »Ist aufgestanden und mitgegangen. Ohne ein Wort«, sagte Katrin noch immer fassungslos.
    »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann«, sagte Jenny, stand auf und ergriff die Flucht. Jedenfalls wirkte ihr Abgang so auf mich.
    Katrin stand kurz nach Jenny auf, murmelte, dass sie allein sein müsse, und verschwand. Martin und Birgit blieben wie schockgefrostet auf dem Sofa sitzen. Martin allerdings bat mich in Gedanken, ihm doch jetzt bitte schön meine neuesten Erkenntnisse zu servieren. Pah! Als ob ich ein Flaschengeist wäre, den man freilässt, wenn er gerade gebraucht wird, oder verkorkt, wenn nicht. Aber nicht mit mir. Da Martin mich eben so rüde abserviert hatte, wollte ich noch ein bisschen schmollen und schaltete mich stattdessen wieder nach Düsseldorf.
    Gregor war natürlich nicht verhaftet, denn für eine Verhaftung benötigt man einen richterlichen Haftbefehl. Der Richter stellt so ein Papier nicht aus, nur weil irgendjemandmeint, statistisch gesehen wäre sowieso der Ehemann der Mörder. Für einen Haftbefehl muss es eine gute Begründung geben.
    Festhalten darf die Bullerei einen Verdächtigen natürlich trotzdem, allerdings nur bis
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