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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert
Autoren: Clare Dowling
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Sandy am Strand und warf es in den Papierkorb. Lange herrschte tiefe Stille. Schließlich sagte Grace: »Wenigstens haben Sie Ihr Haus noch.«
    »Ja - wenigstens habe ich mein Haus noch«, wiederholte er tapfer. »Wenigstens war noch nichts unterschrieben, als ich die Wahrheit herausfand.«
    »Und Ihren Wagen.«
    »An meinem Wagen war er nie interessiert.«
    »Ich weiß - ich sage es nur. Und Ihre Freunde - mich und Julia und Nick.« Sie hatte ihn damit trösten wollen, doch die kurze Aufzählung klang eher deprimierend. Sie musste etwas anderes finden. »Und Ihre Gesundheit.«
    »Ach, hören Sie auf, Grace!«
    »Okay. Tut mir Leid.«
    Er seufzte und sagte: »Tief drinnen wusste ich, dass es nicht wahr sein konnte. Sagen Sie es nicht, Grace - lassen Sie uns ehrlich sein: Ich bin ein Mann in mittleren Jahren mit einem seltsamen Job und ohne Freunde, der keine Frau mehr aus der Nähe gesehen hat, seit... ach, egal. Die Sandys dieser Welt interessieren sich nicht für Männer wie mich - außer, es springt etwas für sie raus. In diesem Fall zwei Nieren.«
    »Ich finde, es sagt viel über Sie aus, dass Sie bereit waren, sie ihr zu finanzieren«, startete Grace einen neuerlichen Aufbauversuch.
    »Aber sie waren nur eine Erfindung!«
    »Das spielt keine Rolle. Sandy ging mit Bedacht vor, wie Sie wissen: Sie machte sich nur an großzügige Männer heran.«
    »Soll das ein Kompliment sein? Und sie ist ein Er.«
    »Und Männer, mit denen sie leicht reden konnte. Das musste sie auch, wenn sie bis zu elf E-Mails am Tag schrieb.«
    »Sie meinen leichtgläubige Männer.«
    »Ich meine, wenn sie Sie nur hätte schröpfen wollen, wären keine elf E-Mails am Tag nötig gewesen.«
    »Sie hatte nichts Besseres zu tun.«
    »Elf E-Mails! Wenn sie Sie verachtete oder nur als Geldquelle betrachtete, hätte sie sich nicht die Mühe machen müssen, sich so viel Schönes auszudenken. Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem Nachtfalter? Wie sie alle Lampen ausmachte, damit er sich nicht die Flügel verbrannte? Und wie sie diese Flügel beschrieb und Sie daraufhin in Ihren Büchern nachschauten, was für ein Falter es war?«
    »Sie beschrieb auch, dass ihre Nieren wie alte Pflaumen verschrumpelt seien«, hielt er dagegen, doch Grace sah ihm an, dass er bewegt war. »Und sie ist ein Er.«
    »Na und? Was soll‘s? Sie haben beide geschwindelt.«
    »Ich habe nie geschwindelt!«
    »Und was ist mit Ihren zweiundachtzig erotischen Erlebnissen?«
    »Oh. Stimmt.«
    »Aber dass sie gelogen hat, muss nicht heißen, dass sie Sie nicht mochte. Oder sogar liebte - auf ihre Weise.« War das nicht ein wenig überzogen? Grace hielt den Atem an.
    »Sie ist ein Er«, sagte Frank nach langem Schweigen, und seine Stimme klang wieder ein wenig kräftiger. »Wie oft muss ich das noch wiederholen, bis Sie es endlich intus haben?«
    In diesem Moment kam Julia mit einem Tablett herein, und ihr Timing war so perfekt, dass Grace sicher war, dass sie die ganze Zeit hinter der Tür gewartet hatte. Und sie war froh, dass die beiden einander hatten, Julia und Frank, deren Häuser nur durch eine Straße getrennt waren - denn leben konnte weiß Gott keiner mit einem von ihnen.
    »Ich habe ordentlich eingeschenkt«, verkündete Julia. »
    Dann gehe ich mal Platz schaffen.« Frank machte sich auf den Weg zur Toilette.
    »Sie humpeln ja kaum noch«, bemerkte Grace erfreut, als Julia die Drinks und die Flasche zum Nachschenken auf den Couchtisch stellte.
    Julia schaute sie an. »Nun, es ist eine ganze Weile her, dass Sie mich gesehen haben. Aber ich weiß ja, dass Sie mit Ihrem eigenen Leben beschäftigt sind ...« Sie seufzte theatralisch.
    »Sie genauso«, gab Grace zurück. »Jedes Mal, wenn ich Sie anrufen will, ist belegt!«
    »Wegen des Marsches. Sie machen doch mit, oder?«
    »Natürlich.«
    »Michael auch - und vielleicht sogar Gillian.« Mit vertraulich gesenkter Stimme fuhr sie fort: »Es sind ernsthafte Friedensverhandlungen im Gange. Michael ist der Unterhändler.«
    »Das ist wunderbar, Julia.«
    »Ich habe mich offenbar für eine Menge zu entschuldigen. Schauen Sie nicht so.« Sie trank einen großen Schluck Whiskey und sagte dann: »Ich habe heute mit Martine gesprochen. Adams Verhandlung ist nächste Woche. Er kommt dazu rübergeflogen.«
    Bei der Erwähnung seines Namens spannten sich alle Muskeln in Graces Körper an. »Ach ja?« Julia hatte den Blick auf ihr Glas gesenkt. »Martine wollte auch kommen - sie sagt, sich fühlt sich mitverantwortlich, weil er
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