Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert
Autoren: Clare Dowling
Vom Netzwerk:
gewöhnen«, erklärte sie Grace.
    »Das verstehe ich gut«, antwortete Grace. »Ich weiß noch, wie mir zumute war, als ich die Zwillinge erwartete. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen würde. Plötzlich ist alles anders, man selbst ist anders, man wird Mutter und macht sich Sorgen, weil man das Gefühl hat, nicht die geringste Ahnung zu haben.«
    »Genau!«, rief Amanda. »Ich wusste, Sie würden mich verstehen, Grace.«
    »Wir haben uns alle möglichen Bücher gekauft«, warf Adam ein. »Wir werden das auf jeden Fall hinkriegen.«
    »Natürlich werden wir das«, sagte Amanda. »Es ist wahrscheinlich keine so gute Idee, nächsten Monat in Chile zu demonstrieren. Was ist, wenn dabei die Fruchtblase platzt?« Sie wandte sich wieder Grace zu. »Er denkt, ich kann das Kind in irgendeinem Buschkrankenhaus zur Welt bringen.«
    »Möchtest du lieber in einer Suite in dem Krankenhaus entbinden, bei dem dein Vater im Vorstand sitzt?«, schoss Adam zurück.
    Amanda seufzte. »Er hat es nur angeboten. Wir müssen es nicht annehmen.«
    »Das werden wir auch nicht!«, erklärte Adam mit plötzlich stahlhartem Blick. »Kein Kind von mir wird mit einem silbernen Löffel im Mund geboren!«
    Amanda schaute Grace verzweifelt an. »Es geht doch nicht um silberne Löffel. Daddy ist nur gekränkt, weil wir seine Hilfe ablehnen.«
    Grace stieß einen diplomatischen, undefinierbaren Laut aus und verfolgte die Kabbelei von einem Logenplatz in ihrem Kopf aus. Und plötzlich erkannte sie, wie gut die beiden zusammenpassten. Adam brauchte jemanden, der ihn von Zeit zu Zeit auf den Boden zurückholte, und Amanda war genau die Richtige dafür. Obwohl auch sie Ideale und Träume hatte. Grace trank den Gin Tonic aus und schaute auf ihre Uhr. Wenn sie sich beeilte, könnte sie doch noch mit Natalie zu Mittag essen. Und heute Nachmittag fand in der Hochschule eine Vorlesung über historische Kostüme statt, die sie sich gern anhören würde.
    Plötzlich konnte sie es kaum erwarten, das Pub zu verlassen und weiter an ihrem neuen Leben zu basteln. Sie erkannte, dass die Vorfreude, die sie den ganzen Morgen erfüllt hatte, nicht an Adam geknüpft war. Oder an sonst jemanden. Sie hatte einzig und allein mit ihr selbst zu tun.
    Amanda und Adam stritten noch immer. »Daddy hat doch Recht, Adam: Wir haben keine Arbeit und keine Wohnung und wissen nicht, wovon wir Windeln für das Baby kaufen sollen, wenn es erst einmal da ist.«
    »Ellsworth wird seine Windeln bekommen«, erklärte Adam.
    Einen Moment herrschte tiefes Schweigen, und dann fragte Amanda zögernd: »Ellsworth?«
    Adam zuckte verlegen mit den Schultern. »Ich dachte, das wäre ein guter Name für unsern Sohn. Er bedeutet ›Der das Land liebt‹.«
    Amandas Boss-Attitüde wandelte sich zu träumerischer Bewunderung. »O Adam! Das ist wunderschön!«
    »Ja?« Er schaute Grace an. »Was meinst du?«
    Grace dachte, dass das Kind seine Eltern verfluchen würde, wenn es ins Schulalter käme - wie die arme Dusty! -, aber diese Erfahrung müssten sie selbst machen. Grace hatte schon vor einer Weile aufgehört, Ratschläge zu erteilen. »Ich glaube, das geht mich nichts an«, antwortete sie freundlich, glitt von dem Barhocker und griff nach ihrem Schirm.
    »Sie dürfen nicht gehen«, protestierte Amanda. »Wir haben uns ja noch gar nicht alles erzählt.«
    »Ich weiß - aber ich bin in Eile.« Sie beugte sich vor und tätschelte Amandas Schulter (eine Umarmung wäre übertrieben, fand sie). »Viel Glück mit dem Baby.«
    »Danke, Grace. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten, oder, Adam?«
    »Erzählt es einfach Martine«, sagte Grace. »Sie wird es mir ausrichten.«
    Adam begleitete sie zum Ausgang. »Willst du nicht doch noch auf einen Drink bleiben?«
    »Nein. Ich muss zurück.«
    »Okay. Ich bin froh, dass du gekommen bist, Grace.«
    »Ich auch.«
    An der Tür drehte sie sich zu ihm um. Er wirkte plötzlich unbeholfen und kindlich. So hatte sie ihn noch nie erlebt. »Vielleicht können wir uns mal wieder treffen«, meinte er. »Wenn ich wieder nach Irland komme ...«
    »Adam.« Sie lächelte ihn voller Zuneigung an. »Verabschieden wir uns einfach, ja?«
    »In Ordnung.« Er streckte ihr die Hand hin. »Mach‘s gut, Grace.«
    »Ach, Adam.« Sie schob seine Hand beiseite, beugte sich vor und küsste ihn herzlich auf die Wange. Dann drehte sie sich um und verließ das Pub. Draußen goss es noch immer. Sie hob ihren Schirm.
    »Mist!«
    Sie versuchte es im Guten, doch er bockte. Beim nächsten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher