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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
Autoren: Walter Fritz Müller
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Schoßhündchen spielende Mädchen war in der Tat ein Leckerbissen. Man musste schon genau hinsehen, um die Erotik der Szene zu erfassen. Die meisten Leute gingen achtlos an dem Kleinod vorbei; für Feinsinniges gab es keine Antennen mehr.
    Es kam Julia vor, als sähe sie das alles erst jetzt. Würde sie es nie wieder sehen? Sie wollte nicht auf all diese begehrenswerten Dinge verzichten. Warum musste sie auch diesen Nagelreiniger liegen lassen? Sie war immer stolz auf ihr Gedächtnis gewesen, nie musste sie etwas suchen, wusste immer, wo alles lag. Nie hatte sie sich irgendwo verplappert. Sie konnte regelrecht vergessen, was ihre Gesprächspartner nicht wissen durften. Nun war es der Nagelreiniger, der sie verraten hatte.
    Jedes andere Stück wäre aber genau so auffällig gewesen. Sie kleidete sich zu ausgefallen, zu teuer. Sie konnte nichts verlieren, nichts irgendwo vergessen, das die Polizei nicht eindeutig ihr zuordnen würde. Warum dieser Luxus? Warum ging sie nicht zu Adler? Und warum bestellte sie nicht wie Millionen andere auch nach einem Katalog? Einfach Seiten 10 bis 100, irgendetwas würde sicher passen.
    Sie müsste Rex noch einmal um Verzeihung bitten und schwören, sofort aufzuhören. Diesmal aber richtig. Und dann könnte sie sich auch an Armin schmiegen, sich in seine Arme kuscheln. Es würde schön werden, richtig schön und gemütlich. Von ihrem Geld brauchte er doch nichts zu erfahren.
    Andererseits war es nicht gerade erhebend, wegen eines dummen Fehlers, wegen einer Nagelfeile, den ganzen Beruf aufzugeben, einfach so. Und wenn schon aussteigen, dann wollte sie es wie die Leistungssportler halten. Ein Leistungssportler stieg nicht nach einer Niederlage aus, sondern auf dem Höhepunkt seiner Karriere. So war das richtig. Ein wirklich großes Geschäft brauchte sie noch, ein tatsächlich großes, dann wollte sie sich mit York zur Ruhe setzten.
    26.
    Dr. Armin Getti und Frau waren nach Neuseeland geflogen. Ein ewig langer Flug, kaum zu ertragen, obwohl sie Erster Klasse gebucht hatten. Aber gerade dort herrschte eine sehr trockene Luft. Sie mussten ständig trinken. Sie konnten nicht mehr sitzen, wanderten umher, so weit der begrenzte Raum ihnen Platz ließ. Und wenn sie sich setzten, kuschelte Julia sich augenblicklich in Armins Arme. Sie war seit dem letzten Besuch von Rex Palmer wie ausgewechselt. So zärtlich hatte er sie nur ganz am Anfang ihrer Bekanntschaft erlebt.
    Wie lange war das eigentlich her? Vier Jahre, oder doch fünf? Ja. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt gewesen, als sie in seiner Kanzlei erschienen war. Armin Getti, damals schon Kanzleichef, hatte als Letzter davon erfahren. Zuerst war sie an Gerhard geraten. Sie hatte wie ein Kind geschluchzt. Es war kaum zu verstehen gewesen, was sie sagen wollte. Sie liebte ihn doch so sehr, das war nach einer Stunde klar geworden. Aber den Namen des Angebeteten konnte Gerhard da noch nicht verstehen.
    Nach einer weiteren Stunde war die ganze Mannschaft in Aufruhr gewesen. Jeder hatte in dem Zimmer, in welchem Gerhard mit ihr saß, etwas zu tun. Einer suchte Akten, die dort niemals lagerten, ein anderer musste einen Stapel Bücher hineintragen, der dort nichts zu suchen hatte, und so weiter. Die Aufregung hatte alle erfasst. Schließlich fragte Armin im Sekretariat, was denn heute los sei.
    »Da sitzt ein Zuckerpüppchen und weint, einer hat sie sogar Puppenfee genannt«, sagte Erika mit angewidertem Gesicht. Erika leitete damals sein Sekretariat. Dann ging er hinüber und sah sich dieses Zuckerpüppchen an. Er war sofort fasziniert. Sie sah umwerfend aus, und ihre herzzerreißende Verfassung machte aus ihm sofort ihren Sklaven. Er schickte alle hinaus und tröstete das Mädchen. Mit großem Erfolg. Während sie sich an ihn schmiegte, nur um Trost zu suchen, legte er seinen Arm um ihre Taille und zog sie ein bisschen an sich. Julia gab geschmeidig nach, wie eine Katze.
    Ihre großen Augen wurden klein. Julia war sehr müde. Sie hauchte noch, sie habe drei Nächte lang kein Auge zugetan, dann schlief sie in seinen Armen ein. Er konnte seinen Blick nicht von ihr lassen. Erst als seine ganze Mannschaft wieder im Zimmer stand und schweigend die Szene bestaunte, vielleicht auch belächelte, aber verhalten, so wie es der Respekt vor dem Chef erforderte, wachte er auf.
    Julias Ehemann, der Schauspieler Feuerdorn, hatte ihr Untreue vorgeworfen, aber der Bewacher, den er engagiert hatte, konnte nichts nachweisen. Julia hatte ihn bald entdeckt. Er war
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