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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
Autoren: Walter Fritz Müller
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mit seiner Frau zu streiten. Darum fragte er noch beiläufiger als vorhin: »Aber Liebste, würdest du mir bitte verraten, wozu du ein Schiff brauchst?«
    »Um zu segeln.«
    »Du? Du kannst doch gar nicht segeln.«
    »Ich werde es lernen.«
    Er hob beschwichtigend beide Hände. Doch er wollte nicht etwa seine Frau beschwichtigen, sondern sich. Sie war ganz ruhig, nur er drohte unangemessen zu reagieren.
    »Eine Jacht. Gut. Also eine Jacht«, sagte er völlig sachlich, »aber warum ausgerechnet eine Jacht von Friedanger? Weißt du, diese Marotte wird mich über anderthalb Millionen Euro kosten?«
    »Du kannst meinen Schmuck haben«, schlug sie vor. Sie fand, das sei ein faires Angebot. Er lachte und hätte sich vor Vergnügen am liebsten auf die Schenkel geschlagen, wenn er nicht so gut erzogen gewesen wäre. Aber es hielt ihn nicht mehr auf dem Stuhl, er sprang auf und begann, im Zimmer umherzulaufen.
    »Das ist ein gutes Geschäft für mich«, sagte er und blieb dicht neben ihr stehen, doch der Hairstylist wedelte ihn mit einem heißen Strahl aus dem Fön einen Schritt beiseite. »Ein sehr gutes. Ich verkaufe deinen Schmuck, der kaum mehr als ein paar Hunderttausend einbringt, und du bekommst dafür die teuerste Luxusjacht, die dieser Friedanger je entworfen hat.«
    »Untersteh´ dich, meinen Schmuck zu verkaufen!«
    »Wieso deinen Schmuck? Du hast ihn mir doch eben geschenkt.«
    »Sehr richtig. Er gehört ab sofort dir. Unter Zeugen.«
    »Die kein Wort Deutsch verstehen«, warf er ein, aber das wischte Julia mit einer leichten Handbewegung weit weg. Sie wiederholte und ergänzte: »Mein Schmuck gehört jetzt dir, dazu stehe ich. Aber Liebster, du wirst ihn mir doch ab und zu ausleihen. Bitte sei so lieb und suche die Rufnummer von Friedanger heraus und reiche mir das Telefon herüber.«
    Während er im Telefonbuch blätterte, sagte er völlig entwaffnet: »Du bist so herrlich unkompliziert, mein Schatz. Und deshalb liebe ich dich auch so sehr. Ich hoffe, dieser Amerikaner ruiniert mit seiner ätzenden Chemie nicht deine Schönheit.«
    Ihr Gatte wickelte jeden ein. Er schien das Wörterbuch schmeichelhafter Synonyme im Kopf zu haben. Er verletzte niemanden; jeder fühlte sich geachtet und geehrt, selbst wenn er von ihm kritisiert wurde. Aber Julia hatte gelernt, seine Worte zu übersetzen: Wenn er unkompliziert sagte, so hieß das dumm. Das machte ihr nichts aus, solange sie ihre Ziele durchsetzen konnte. Wenn er sie für dumm hielt, entdeckte er ihre Geschäfte nicht. Da bestand keine Gefahr.
    Mr. Steven Newhouse aus Los Angeles tänzelte mit verzücktem Augenaufschlag um sein Kunstwerk herum, als hätte er erst jetzt diese wunderbare Julia Getti geschaffen. Er lobte ihre Schönheit in den höchsten Tönen, aber Julia war es nicht nur gewöhnt, bewundert zu werden, sie konnte auch recht genau ehrliche Anerkennung von gespielter unterscheiden. Und dieser Mr. Hairdresser sah nicht sie, er pries nur seine eigene Schöpfung. Julia empfand sich aufgedonnert. Er hatte ihre Haare in ein surrealistisches Bauwerk verwandelt. Sie blickte in den Spiegel, drehte ihren Kopf rasch einmal nach rechts, einmal nach links und erhob sich, ohne ein Wort zu sagen.
    Julia ging in ihr Schlafzimmer hinüber und bat John, den für die Feier engagierten englischen Butler, über das Haustelefon um ein Glas Wasser. Dann rief sie Edmund Friedanger an. Friedanger begriff nicht, wieso die Ehefrau ausgerechnet des Anwalts, der den Ruin seiner Werft eingeläutet hatte, ihn zum Geburtstag ihres Mannes einlud. Er meinte, es sei zwar recht erfreulich, wenn sie ihn gern sehen möchte, und er bedankte sich auch dafür, aber er fühle sich auf Dr. Gettis Geburtstagsfeier deplatziert. Doch Julias einschmeichelnde Rede stimmte ihn ganz langsam um. Sie hörte richtig, wie sein Widerstand schmolz. Sie deutete mehrmals etwas geheimnisvoll an, etwas, das er zwar nicht verstand, das ihn aber neugierig machte. Wollte Frau Getti seine Werft sanieren? Wieso sie? Er schwieg lange, und Julia ließ ihm Zeit. Er zögerte mit einer Antwort, wiegte den Kopf hin und her. Ihre sanfte Stimme tat ihm so gut, und er riskierte schließlich nichts, wenn er für ein paar Minuten in der Villa >Julia< erschien. Er brauchte unbedingt eine Lösung für seine Firma. Er klammerte sich an jede noch so vage Hoffnung, und vielleicht konnte sie ihm tatsächlich helfen. Wenigstens zuhören sollte er ihr einmal. Aber wenn er dort seinem Konkurrenten Großmann begegnete?
    »Wenn Sie es
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