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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
Autoren: Walter Fritz Müller
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Blicken Ruhe zu haben. Sollte die lesbische Szene die Erklärung für den geschenkten Salon liefern? Und warum hatte sie ihr diesen riesigen Laden überhaupt gekauft? Für die paar lustigen Tage mit ihren angeblichen Liebhabern? War das wirklich nötig gewesen? War ihr denn nicht klar, wie argwöhnisch, statt dankbar, übertrieben große Geschenke entgegen genommen wurden? Julia blickte in den Spiegel. Hell beleuchtet stand sie da und beobachtete ihr Gesicht, als sie sagte: »Sandra stört.«
    Schließlich Rex. Er war der Einzige, der sie durchschaut hatte. Durch die Nagelfeile brachte sie nicht nur sich, sondern auch ihn in Gefahr. Gewiss, nur er hatte sie gefunden, das heißt: Julia stockte, nur er hatte sie mitgenommen. Was aber, wenn Hellbach sie auch gesehen hatte? Diese Nagelfeile konnte nicht jede beliebige Frau besitzen. Hellbach brauchte nur in exquisiten Kreisen zu suchen. Er hatte Großmann, Friedanger, Getti, den Prozess, den Windkanal und Amsterdam rasch zusammengezählt. Mit der Nagelfeile im Blick wäre jeder Anfänger auf Frau Julia Getti gestoßen. War Rex wirklich der Einzige, der Bescheid wusste?
    Sie drehte sich rasch zum Spiegel um: »Rex stört. Diese Stadt stört. Das ganze Land ist zu gefährlich geworden.«
    Julia setzte sich vor den Monitor und begann, einen Abschiedsbrief an Armin zu entwerfen.
    »Ich bitte Dich«, schrieb sie, »mir zu verzeihen. Du bist immer so gut zu mir gewesen, Du hast mich großzügig beschenkt, hast mir ein sorgenfreies Leben ermöglicht und ein Lächeln auf meine Lippen gezaubert, das immer nur Dir galt.«
    >Das stimmt so nicht<, dachte sie, >es war immer umgekehrt. Zuerst war da das Lächeln mit dem Schmollmund, den großen Augen und den Grübchen, lange trainiert, und dann erst kam die Jacht. Wir wollen mal Ursache und Wirkung nicht vertauschen. Und mein Lächeln galt nicht immer nur Dir, aber wozu soll ich Dich kränken? Der Glaube macht immer glücklicher als das Wissen. Und es ist auch viel bequemer, etwas einfach nur zu glauben, als sich mühsam eine Wahrheit zu erarbeiten.<
    Julia hatte auch für ihren Bewacher gelächelt. Er hieß übrigens Paul-Ingolf Pausewitz, und er war der Sohn eines einst erfolgreichen Vorstandsvorsitzenden. Seit Papas Schecks nur noch vierstellig ausfielen, musste er ein bisschen hinzuverdienen. Die Arbeit lag ihm nicht besonders. Er fand sie war langweilig. Umso überraschter war er gewesen, als ihm die reizende Julia Getti unverhofft im wahrsten Sinne des Wortes in den Schoß gefallen war. Sie hatten zusammen Dr. Gettis Honorar zwar rasch durchgebracht, trotzdem war er glücklich wie nie zuvor.
    Julia sah das ein bisschen anders. Sie hätte sich nicht mit ihm einlassen sollen. Nun gut, es war ja nur ein einziges Mal gewesen. In ihren ersten beiden Nächten hatte er nicht viel zustande gebracht; die konnte sie wahrhaftig nicht mitzählen. Er musste sich erst an sie gewöhnen. Das fand sie ganz in Ordnung. Julia hasste Draufgänger. Bei denen, meinte sie, fehlte die Ästhetik.
    Julia schrieb weiter: »Rex, der mich besser kennt und auch immer besser verstanden hat ...« Sie strich das aus und schrieb statt dessen, »Rex, der mich länger kennt und darum vielleicht auch ein bisschen besser verstanden haben sollte, wird Dir, mein lieber Armin, mein Leben schildern. Ich habe Dir vieles verschwiegen, verschweigen müssen, weil du dich sonst verpflichtet gefühlt hättest, mich vor der gefährlichen Welt zu beschützen.«
    Auch das glaubte sie nicht. Armin wäre sofort um seinen guten Ruf besorgt gewesen. Was er unter einem guten Ruf verstand, hatte sie oft genug erfahren. Er brachte ihm jedenfalls viel Geld ein. Und um dieses guten Rufes wegen hätte er sich sofort von ihr getrennt.
    »Sei nicht traurig, lieber Armin, Du wirst bald wieder ein nettes Mädchen mit einem hübschen Gesicht finden, das Dir deine Nächte versüßt.«
    Julia überlegte, wie ihre Ehe wohlin zehn Jahren aussehen würde. Sie trat wieder vor den Spiegel und sprach zu ihrem Bild: »Du bist nichts für ihn. Er prahlt nur mit dir. Du bist seine Dekoration, weiter nichts. Würden Männer Brillanten tragen, dann würde er das gewiss auch tun. Das wäre auf Dauer billiger. Ein Diamant wird gekauft und dann bleibt sein Wert bestehen. Er altert nicht, braucht keinen Betriebsstoff und muss nicht täglich in eine neue Fassung gesteckt werden. Du bist nur sein Juwel. Erinnere dich! Das hat er gesagt. Du hängst als Schmuck an seinem Hals. >Du adelst jeden Fummel<, hatte er
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