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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe
Autoren: Katy Regan
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sie stieg trotzdem zu ihm ins Bett, und darum rutschte er schnell zur Wand hinüber.
    »So«, sagte er munter. »Kaffee?«
    ♥
    Fabelhaft. Es gab kein besseres Gefühl, beschloss Mia zehn Minuten später, als sich mit einem kleinen Bier und einem noch immer schlafenden Baby hinzusetzen – auch wenn es fünf Grad unter null war und ein starker Wind wehte. Nur so überstand sie neuerdings die Woche, indem sie hier und da ein bisschen Zeit für sich fand und sie hütete wie Gold. Zumindest das hatte man als alleinerziehende Mutter – man lernte die Zeit zu schätzen, die man für sich selbst erübrigen konnte. Was hatte sie nur vor Billys Geburt mit all der Zeit angefangen? Wahrscheinlich hatte sie sie mit Arbeiten und Trinken verbracht. Und nicht zu vergessen mit Gesichtsmasken.
    Manchmal träumte Mia von ihrem alten Leben, bevor sie bei Eduardo in Acton eingezogen war – was keine ihrer besten Ideen gewesen war –, und Liv bei Fraser, um die Lehrerinnenstelle in Camden anzutreten; als sie, Liv und Anna sich noch eine Wohnung in Clapham geteilt hatten und sie, Mia, den lieben langen Tag als Assistentin im Art Department bei Primal Films gearbeitet hatte.
    Manchmal erwachte sie, wenn es noch dunkel war, und dachte, sie wäre wieder in ihrem alten Schlafzimmer auf dem Ikea-Futon und hätte nur noch zehn Minuten, um schnell etwas anzuziehen, bevor sie ins Auto sprang und durch die stille Stadt zu einem weiteren Dreizehn-Stunden-Tag zu den Shepperton Studios fuhr. Sie hatte diese Zeit geliebt. Sogar die damit verbundene Erschöpfung hatte sie geliebt, weil es eine kribbelige Art Erschöpfung war und völlig anders als die bleierne Müdigkeit, die mit der Mutterschaft einherging.
    Noch halb im Schlaf, stellte sie sich dann vor, dass der Lärm von Liv und Anna kam, die unten in ihrer düsteren viktorianischen Küche mit dem langen Tisch herumhantierten, an dem sie alle sechs so viele Stunden zusammengesessen und getrunken hatten. Aber dann kam sie zu sich und merkte, dass es Billy war, der weinte, und dass sie beide allein waren in ihrem schachtelartigen Neubau-Apartment in Lancaster mit seiner Raufasertapete und dem allgegenwärtigen Laminatboden.
    Dennoch war es besser geworden in letzter Zeit. Ja, die Dinge hatten sich auf jeden Fall verbessert. Gelegentlich fragte sie sich jedoch noch immer, ob ihr Sohn sie nicht besonders hoch einschätzte oder nicht sonderlich beeindruckt war von dem ganzen Zustand, mit ihnen beiden so ganz allein in einem winzigen Apartment und einem Dad, der nur dann auf der Bildfläche erschien, wenn ihm danach zumute war.
    Mia wusste eigentlich immer noch nicht, wie sie mit Billy reden sollte, und merkte oft, dass ihr die Worte fehlten, wenn sie mit dem Kind allein war. Sie staunte über Mütter, die ganz unbefangen in der Öffentlichkeit mit ihren Babys gurren und turteln konnten, wohingegen sie sich oft bloß wie ein Depp vorkam. Dann pflegte Billy diesen Ausdruck des »vernachlässigten kleinen Jungen« aufzusetzen, als wollte er sagen: »Ist das wirklich alles, was du kannst?« Mia fragte sich in solchen Momenten jedes Mal, ob sie überhaupt für die Mutterschaft geschaffen war.
    Aber zumindest war die Panik nicht mehr da. Sie sorgte sich nicht mehr jede Nacht darum, dass er sterben könnte, was immerhin schon etwas war. Nachdem Melody und Norm jetzt wieder in den Norden nach Lancaster gezogen waren, boten sie ihr manchmal Hilfe an. Das war wirklich reizend, auch wenn Melody sie verrückt machte mit ihren Bemerkungen, Mutterschaft sei irgendwie »romantisch« und Mia wie J. K. Rowling und schreibe ein preisverdächtiges Filmskript in einem eisig kalten Apartment, das zu heizen sie sich nicht leisten konnte. In Wirklichkeit schrieb Mia jedoch überhaupt nichts, sondern las nur das OK !- Magazin, trank zu viel Wein in einem Apartment, das zu heizen sie sich nicht erlauben konnte, und fühlte sich schrecklich schuldig, weil ihr Gehirn wahrscheinlich mittlerweile schon halb abgestorben war.
    Mia zog sich die Kapuze über den Kopf, trank einen Schluck Bier und nahm ihr Handy aus der Tasche, weil sie Fraser eine SMS schicken wollte, um zu fragen, ob er noch bereit sei für heute Abend, und herauszufinden, wie er den Tag bisher überstanden hatte. Als sie auf ihr Display schaute, war dort eine Nachricht von Anna:
    War gestern Abend bei einer Party in Kidderminster und komme VIELLEICHT ein bisschen später, aber ich WERDE da sein. Versprochen. Fangt ohne mich an! Spanner X
    Mia verdrehte die
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