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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe
Autoren: Katy Regan
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funktionierte eigentlich nur, wenn man bei jemand anderem zu Hause war, oder?
    Vergiss es! Vergiss es, du Idiot!
    Er hielt sich eine ordentliche Standpauke, streng, doch nicht unfreundlich. Und er wusste auch, an wen ihn das erinnerte.
    Fraser presste sich die Handballen ans Gesicht, schob die Haut nach oben und betrachtete sich in der fettigen Mikrowellentür, als könnte er, wenn er es nur lange genug tat, seiner eigenen Haut entkommen. Er dachte an den Abend, bis zu dem er noch ungefähr acht Stunden hatte, bevor er in den Pub gehen und seinen Freunden gegenübertreten musste. Gott, er hätte sonst was durch die Gegend schmeißen können!
    Was Fraser jedoch wirklich störte, war, wie wohl sich Karen in seinem Bett zu fühlen schien. Wie zufrieden sie aussah. Ohne das kleinste Anzeichen von Zittern oder eines Katers nach der Trinkerei von gestern Nacht.
    Wäre sie nur irgendeine Bardame gewesen, die gern flirtete und jemanden für eine heiße Nacht gesucht hatte, wäre das in Ordnung gewesen. Nicht nur in Ordnung, sondern bestens; zumindest hätte Fraser sich weniger schuldig gefühlt. Aber sie mochte ihn, und das schon sehr, sehr lange, hatte sie ihm letzte Nacht gestanden. Was einfach großartig war, besser hätte es gar nicht kommen können, ha!
    Fraser dachte über seine Möglichkeiten nach:
    Nett sein, mit ihr frühstücken gehen und nach ihrer Telefonnummer fragen, um sie dann niemals anzurufen. Natürlich bedeutete das, dass er im Bull nie wieder trinken könnte; zumindest würde er sich, wenn er es doch tat, verkleiden müssen. Er versuchte, sich kurz vorzustellen, wie sich das auf seinen Kopf auswirken würde, und kam zu dem Schluss, dass es unmöglich war.
    Ihr sagen, er ginge aus (was er ja auch vorhatte, nur eben nicht in den nächsten vier Stunden, doch das brauchte Karen ja nicht zu wissen), oder warten, bis sie außer Sicht war, und dann wieder ins Bett gehen. Der Gedanke an sein Bett, jetzt gleich und ganz allein für sich, war ungemein verlockend. Wirklich sehr verlockend.
    Ihr die Wahrheit sagen: dass es ihm leidtat und sie zwar ein reizendes Mädchen war, er aber sturzbetrunken gewesen war und es niemals dazu hätte kommen dürfen, weil er immer noch um seine Freundin trauerte. Und ob sie nicht nur Freunde sein könnten?
    Streich das! Du willst nicht mit ihr befreundet sein.
    Na ja, im Moment klangen alle drei Optionen scheußlich. Besonders letztere. Er war sicher, dass die für Tränen sorgen würde, und das Letzte, womit er heute klarkäme – gerade heute –, waren die Tränen einer Bardame, die er kaum kannte.
    Norm. Das war der Mann, den er brauchte: der nüchterne, unvoreingenommene, stets entspannte Norm. Der Norm, den er seit seinem neunten Lebensjahr kannte.
    Fraser nahm sein Handy, setzte sich im Bademantel auf den Küchenboden und schrieb Norm eine SMS:
    Jetzt rate mal, wer heute mit Karen aus dem Bull im Bett erwacht ist? Was bin ich für ein Idiot! Mir zerspringt der Kopf. Brauche ein bisschen Norm-Weisheit.
    Sofort kam eine Antwort:
    Du bist ein Idiot.
    Fraser stöhnte und lachte zugleich – er wusste, dass Norm es nicht wirklich ernst meinte und diese Ebene echter Schroffheit unter seinem Niveau war.
    Deshalb schrieb er rasch zurück:
    Ich weiß, das ist nicht normal. Und dann noch ausgerechnet heute! Was ist los mit mir?
    Er hielt das Telefon in der Hand und wartete auf eine Antwort, als ihm etwas ins Auge fiel: das Foto von Liv, das mit einem Magneten in Form einer Bierflasche an der Kühlschranktür befestigt war. Er griff danach und hielt es ins Licht. Es war sein Lieblingsfoto von ihr. Es war auf einer Kostümparty zu Annas dreiundzwanzigstem Geburtstag aufgenommen worden, auf der alle irgendwie die Londoner U-Bahn-Stationen hatten darstellen sollen und Liv als Maida Vale gegangen war.
    »Ich habe mir einfach nur einen Schleier genäht …!«, hatte sie mit stinkvornehmem Akzent wie eine steife Fernsehmoderatorin aus den Siebzigern gesagt, als sie vor seiner Tür erschienen war. Selbst jetzt noch musste Fraser bei der Erinnerung daran lachen.
    Er starrte das Foto an. Liv trug ihren selbst genähten Schleier und ein Dienstmädchenkostüm, das ihre hübschen Schenkel zeigte – sie hatte fantastische Beine gehabt –, und das am Hals tief ausgeschnitten war (auch ihr Dekolleté war fabelhaft gewesen). Einen Cocktail mit Schirmchen in der Hand, stand sie in einer frechen Ansichtskartenpose da, mit einem übertriebenen Augenzwinkern und halb geöffnetem Mund, der ihre
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