Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe
Autoren: Katy Regan
Vom Netzwerk:
Augen, weil sie wusste, dass »VIELLEICHT« sich mit »Bin noch immer in Kidderminster und werde zwei Stunden später kommen« übersetzen ließ. Seufzend schrieb sie ihre Nachricht an Fraser und fragte sich, ob ihr wohl Zeit für ein weiteres Zigarettchen blieb.
    Dann klingelte ihr Telefon. Es war Eduardo, und sofort sank ihr das Herz. Tu mir das nicht an!, dachte sie. Bitte, bitte, tu mir das nicht an! Nicht heute Abend! Und zu allem Übel hatte sein Anruf auch noch Billy aufgeweckt.
    »Hi, Eduardo«, meldete sie sich.
    »Ich bin’s.«
    »Das habe ich schon mitbekommen.«
    Sie ermahnte sich, einen neutralen Tonfall zu bewahren, doch das war schwer – sehr, sehr schwer.
    »Was ist los?«, fragte er.
    Oh, hau ab, Mann!, war sie versucht zu antworten. Warum musste er immer diesen anklagenden Ton anschlagen?
    »Nichts ist los.«
    »Warum weint Billy dann?«
    Weil ich ihn gerade erwürge, Herrgott noch mal! Er ist ein Baby, und Babys weinen nun mal. Das würdest du wissen, wenn du mal ein bisschen Zeit mit deinem Sohn verbringen würdest.
    »Wo bist du?«, fragte Eduardo scharf, bevor sie Zeit hatte zu antworten.
    »Im Pub.«
    Er schnaubte.
    »Im Pub?«
    Ja. Wir trinken ein Bierchen   – eigentlich sogar drei und als Absacker vielleicht noch einen Tequila. Aber Mia war klug genug, das nicht laut zu sagen. Sie durfte Eduardo nicht verärgern. Sie brauchte ihn, und das war das Ärgerlichste überhaupt.
    Eduardo seufzte auf diese leidgeprüfte Weise, die so typisch für ihn war. Allein schon dieses Seufzen verriet ihr, was als Nächstes kommen würde.
    »Na ja, wie auch immer, hör mal, Mimi …«
    Mimi? Hör verdammt noch mal auf, mich so zu nennen!
    »… gerade von der Arbeit angerufen und …«
    »Nein!« Mia fühlte die Wut wie Galle in ihrer Kehle aufsteigen. »Komm schon, Eduardo, das tust du mir nicht an!«
    Billy heulte inzwischen laut und anhaltend und rieb sich die Augen, während Mia den Kinderwagen hin und her schob, um den Kleinen zu beruhigen.
    »Du weißt, wie wichtig dieser Abend für mich ist und was für ein Tag heute ist. Du weißt es schon seit Ewigkeiten!«
    Schweigen.
    »Mia, dir ist doch wohl klar, dass ich keine Wahl habe, oder nicht?«
    Oh Gott, wie sie es hasste, dieses ewige »oder nicht?«, das er ans Ende eines jeden Satzes setzte, sehr subtil und dennoch wirkungsvoll genug, um immer wieder Selbstzweifel in ihrzu wecken. »Ich brauche das Geld. Ich bin mit der Miete im Rückstand, verzweifle hier beinahe und kann mir nicht den Luxus leisten …«
    Luxus? Ha! Erzähl du mir nichts von Luxus, du verlogener, manipulativer Mistkerl!, dachte Mia, stand aber da im heulenden Wind, Billys Geschrei in den Ohren, und wusste, dass es sinnlos war zu widersprechen.
    »Was auch immer, Eduardo«, sagte sie. »Ich hab keinen Bock mehr auf deinen Mist. Geh! Geh arbeiten!«
    Dann legte sie auf, und Tränen der Wut und der Enttäuschung liefen ihr übers Gesicht. Was sie jetzt wirklich gern getan hätte, war, ihre beste Freundin anzurufen, nur war das ja leider nicht mehr möglich.
    ♥
    Wo waren die Zigaretten? Fraser stand im Bademantel in seiner eisig kalten Küche und durchwühlte die Schubladen. Er hätte schwören können, dass er hier drinnen ein paar versteckt hatte. Der Kühlschrank, dachte er. Vielleicht hatte er sie obendrauf gelegt. Ganz hinten, damit er nicht in Versuchung kam, sie aber trotzdem da sein würden für eine echte Notfallsituation wie diese. Für Momente wahrer Not.
    Er tastete die Kühlschrankoberfläche ab, konnte dort jedoch nichts fühlen. Vielleicht waren sie hinten heruntergefallen? Entschlossen stemmte er die Füße auf den Boden und schlang die Arme um den Kühlschrank, um ihn wegzurücken, wobei er die Kälte des Geräts an seiner heißen, vom Alkohol verpesteten Haut genoss und dachte, dass es vielleicht ganz nett wäre, ein paar Minuten hierzubleiben, nur er und der Kühlschrank in ihrer ebenfalls sehr kühlen Umarmung. Er zog und zerrte an dem Apparat, war aber zu schwach, zu unausgeschlafen undviel zu verkatert, um ihn zu bewegen. Als er ihn schließlich wieder losließ, sprang die Tür auf, und eine Gurke flog heraus und traf ihn an der Brust wie ein Geschoss.
    Fraser gab es auf und lehnte sich schwer atmend und mit dröhnendem Kopf an die Arbeitsfläche der Küche, um zu überlegen, was er sonst noch tun könnte. Schnell zu dem Laden an der Ecke flitzen und Zigaretten kaufen? Und dann ein paar Runden laufen und einfach nicht zurückkommen? Ah, aber das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher