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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer
Autoren: Terry Pratchett
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immer hier sein. Ich werde immer an diesen Ort denken. Ich werde ihn im Auge behalten. Und irgendwann kehre ich zurück. Und jetzt geh! «
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    Roland drehte sich um und lief davon.
    Nachdem das Geräusch seiner Schritte verklungen war,
    sagte Tiffany: »Na schön, wer ist da?«
    »Ich bin's, Meisterin. Nicht-so-groß-wie-der-mittel-große-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock, Meisterin.« Der Kobold trat hinter dem Eimer hervor und fügte hinzu:
    »Rob Irgendwer meinte, wir sollten eine Zeit lang auf dich achten und dir für die Flasche danken.«
    Es bleibt Magie, auch wenn man eine Erklärung dafür
    hat, dachte Tiffany.
    »Beobachtet mich nur in der Molkerei«, sagte sie.
    »Spioniert nicht herum!«
    »Nein, Meisterin«, erwiderte Nicht-so-groß-wie-der-
    mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock
    nervös. Dann lächelte er. »Fion zieht fort, um die Kelda eines Clans in der Nähe des Kupferkopfbergs zu werden«, sagte er. »Un' sie hat mich gebeten, sie als Dudler zu begleiten!«
    »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Ja, und William meint, es sei in Ordnung, wenn ich
    noch etwas mit der Mäusedudel übe«, sagte der Kobold.
    »Un' … äh …«
    »Ja?«, fragte Tiffany.
    »Äh … Hämisch meint, es gäbe da 'n Mädchen im Clan
    des Langen Sees, die Kelda werden möchte … äh … Es is'
    ein guter Clan … äh …« Violette Verlegenheit stand im
    Gesicht des Kobolds.
    »Gut«, sagte Tiffany. »An Rob Irgendwers Stelle würde
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    ich sie sofort hierher einladen.«
    »Du hast nichts dagegen einzuwenden?«, fragte Nicht-
    so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-
    kleine-Jock-Jock hoffnungsvoll.
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Tiffany. Ein kleines
    bisschen störte es sie doch, das musste sie sich eingestehen, aber es war ein kleines bisschen, das sie nehmen und
    irgendwo in ihrem Kopf in ein Regal stellen konnte.
    »Großartig!«, freute sich der Kobold. »Die Jungs waren ein wenig besogt, weißt du. Ich laufe sofort los und gebe ihnen Bescheid.« Er senkte die Stimme. »Möchtest du,
    dass ich dem großen Lümmel folge, der sich gerade aus
    dem Staub gemacht hat, und dafür sorge, dassa noch mal vom Pferd fällt?«
    »Nein!«, sagte Tiffany schnell. »Nein. Bitte nicht.« Sie nahm die Butterschaufeln »Uberlass ihn mir«, fügte sie hinzu und lächelte. »Du kannst alles mir überlassen.«
    Als sie wieder allein war, machte sie die Butter fertig.
    Patschpatschpatsch …
    Sie hielt inne und legte die Schaufeln auf den Tisch. Mit der Spitze eines sehr sauberen Fingers strich sie eine gewölbte Linie in die Butter und fügte dann eine zweite Linie hinzu, so dass beide zusammen wie eine Welle
    aussahen. Darunter zeichnete sie eine dritte, flache Kurve, die die Kreide darstellte.
    Land unter der Welle.
    Rasch glättete Tiffany die Butter wieder und nahm den
    Stempel, den sie am vergangenen Tag angefertigt hatte. Sie hatte ihn sorgfältig aus einem Stück Apfelbaumholz
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    geschnitzt, das von Herrn Block, dem Zimmermann,
    stammte.
    Sie drückte ihn auf die Butter und zog ihn dann
    behutsam zurück.
    Und dort, in der ölig glänzenden gelben Oberfläche,
    zeigte sich ein konvexer Mond, und davor flog eine Hexe auf einem Besen.
    Tiffany lächelte erneut, und es war Oma Wehs Lächeln.
    Eines Tages würden die Dinge anders sein.
    Aber man musste klein beginnen, wie Eichen.
    Dann machte sie Käse …
    … in der Molkerei, auf der Farm, und die Wiesen
    breiten sich aus und werden zum Kreideland, das unter der heißen Hochsommersonne schläft. Schafherden bewegen
    sich langsam, ziehen wie Wolken an einem grünen Himmel über das Gras, und hier und dort huschen Schäferhunde wie Sternschnuppen umher. Für immer und ewig, grüne Hügel
    ohne Ende.
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Hinweis des Autors
    Das Bild, das Tiffany in diesem Buch ›betritt‹, gibt es wirklich. Es heißt The Fairy Fellers' Master-Stroke, stammt von Richard Dadd und befindet sich in der Tate
    Gallery in London. Es ist nur etwa 21 Zoll mal 15 Zoll groß. Der Künstler brauchte in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts neun Jahre, um das Bild fertig zu stellen. Ich kenne kein berühmteres ›Feen‹-Gemälde. Es wirkt sehr
    sonderbar – es scheint Sommerwärme auszustrahlen.
    Was man über Richard Dadd ›weiß‹, lässt sich so
    zusammenfassen: ›Er wurde verrückt, tötete seinen Vater, kam in ein Irrenhaus und malte ein sonderbares Bild.‹ Das stimmt im Großen und Ganzen, aber es ist eine
    schreckliche Kurzfassung des Lebens eines
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