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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer
Autoren: Terry Pratchett
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dann
    berührte sie … etwas. Es war mehr wie ein Gefühl in der Luft. Wenn man nicht damit rechnete, strichen die Finger hindurch.
    »Ist er wirklich da?«, fragte Tiffany.
    »Wer weiß?«, erwiderte die Hexe. »Es ist ein virtueller spitzer Hut. Niemand sonst weiß, dass er da ist. Vielleicht hilft er dir.«
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    »Du meinst, er existiert nur in meinem Kopf?«, fragte
    Tiffany.
    »Du hast viele Dinge in deinem Kopf. Was nicht
    bedeutet, dass sie nicht wirklich sind. Stell mir besser nicht zu viele Fragen.«
    »Was ist mit der Kröte passiert?«, erkundigte sich
    Fräulein Tick, die nicht darauf verzichtete, Fragen zu stellen.
    »Sie lebt jetzt bei den Wir-sind-die-Größten«, antwortete Tiffany. »Wie sich herausgestellt hat, war sie früher ein Anwalt.«
    »Du hast einem Clan der Wir-sind-die-Größten seinen
    eigenen Anwalt gegeben?«, fragte Frau Ogg. »Das wird die Welt erschüttern. Andererseits war ich immer der
    Meinung, dass einem eine gelegentliche Erschütterung gut tut.«
    »Kommt, Schwestern, wir müssen fort«, sagte Fräulein
    Tick, die hinter Frau Ogg auf den anderen Besen geklettert war.
    »Es ist nicht nötig, so zu reden«, sagte Frau Ogg. »Das ist Theatergerede. Tschüss, Tiff. Wir sehen uns wieder.«
    Ihr Besen stieg langsam auf. Von Frau Wetterwachs'
    Besen hingegen kam nur ein trauriges leises Geräusch, wie das Fwop von Fräulein Ticks spitzem Hut. Der Besen machte Kschugagugah.
    Frau Wetterwachs seufzte. »Es sind die Zwerge«, sagte
    sie. »Sie behaupten, dass sie ihn repariert haben, o ja, und in ihrer Werkstatt startet er auch …«
    Das Pochen von Hufen wurde lauter. Überraschend
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    schnell schwang sich Frau Wetterwachs vom Besen
    herunter, nahm ihn fest in beide Hände und lief mit
    wehendem Kleid über die Wiese.
    Sie war ein Fleck in der Ferne, als Tiffanys Vater auf einem der Farmpferde über die Hügelkuppe kam. Er hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, ihm die Lederschuhe überzustreifen. Große Erdbrocken flogen auf, als Hufe so
    ∗
    groß wie große Suppenteller , jeder von ihnen mit Eisen beschlagen, den Boden aufrissen.
    Tiffany hörte hinter sich ein leises Kschugagugah-
    wwwwoooom, als ihr Vater vom Pferd sprang.
    Es überraschte sie, dass er lachte und gleichzeitig
    weinte.

    Es war alles wie ein Traum.
    Tiffany fand es recht nützlich, solche Antworten zu
    geben. Ich kann mich kaum erinnern, es war alles wie ein Traum. Es war alles wie ein Traum, ich bin mir nicht
    sicher.
    Der überglückliche Baron hingegen war sehr sicher.
    Diese … diese Königin-Frau, wer auch immer sie gewesen war, hatte offenbar Kinder entführt, aber Roland hatte sie geschlagen, o ja, und den beiden anderen Kindern geholfen zurückzukehren.
    Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass Tiffany zu Bett ging, obwohl es noch helllichter Tag war. Sie erhob keine

    ∗ Vermutlich mit einem Durchmesser von elf Zoll. Diesmal maß Tiffany nicht nach.

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    Einwände. Sie war müde und lag unter der Decke in jener angenehmen, rosaroten Welt zwischen Schlafen und
    Wachen.
    Sie hörte, wie der Baron und ihr Vater unten miteinander sprachen. Sie hörte, wie die Geschichte zwischen ihnen gesponnen wurde, als sie versuchten, alles zu verstehen.
    Das Mädchen war natürlich sehr tapfer gewesen (hier
    sprach der Baron), aber sie war doch erst neun. Und sie wusste nicht einmal, wie man mit einem Schwert umging!
    Roland hingegen hatte Fechtunterricht in seiner Schule …
    Und so ging es weiter. Später, als der Baron gegangen
    war, hörte Tiffany ihre Eltern über andere Dinge sprechen.
    Zum Beispiel darüber, dass Rattenbeutel jetzt auf dem
    Dach lebte.
    Tiffany lag im Bett und roch die Salbe, die ihre Mutter ihr auf die Schläfen gerieben hatte. Sie glaubte, dass ihre Tochter irgendwo mit dem Kopf angestoßen war, weil sie immer wieder die Hände hob und ihn berührte.
    Also … Roland mit dem fleischigen Gesicht war der
    Held des Tages. Und sie war wie die dumme Prinzessin,
    die sich den Fuß verstauchte und dauernd in Ohnmacht fiel.
    Tiffany hielt das für völlig unfair!
    Sie streckte die Hand nach dem kleinen Tisch neben
    ihrem Bett aus, auf den sie den unsichtbaren Hut gelegt hatte. Ihre Mutter hatte eine Tasse mit Brühe direkt
    hindurchgestellt, aber der Hut war noch da. Tiffanys Finger ertasteten, ganz schwach, den rauen Rand.
    Wir bitten nie um eine Gegenleistung, dachte sie.
    Außerdem war es ihr Geheimnis. Niemand sonst wusste
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    von den Wir-sind-die-Größten. Zugegeben, Willwoll war
    mit
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