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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff
Autoren: Irvine Welsh
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Drosselvene verfehlt. Aber er wär an seinem eigenen Blut erstickt! Wenn’s nach mir gegangen wär! Der Rettungswagen kam, sie rollten ihn rein und machten ne Notoperation. Sein Kehlkopf war zertrümmert, jetzt hat er eins von diesen Roboterdingern, das er an seine Kehle drückt. Aber er hat nie was verraten, der Typ hat mich nie verpfiffen. Nach Gallys Tod dachte ich, er würd’s tun.
    Carl sah Terry an. – Die Fotze hat’s ja auch schwer, irgendwen zu verpfeifen, wenn er nicht mal reden kann. Er lachte seltsam gezwungen.
    Aber Terrys Laune besserte das nicht. – Gally ist gesprungen, weil er das von mir und Gail wusste … und als er starb, nahm er die Schuld auf sich, und dadurch hat er mir Typen wie die Doyles von der Pelle gehalten … Ich hab Polmont angeschossen und ich hab Gally umgebracht!
    Carl war der Einzige, der wusste, dass Gally HIV – positiv war. Gally hatte ihm das Versprechen abgenommen, es nie weiterzuerzählen. Aber Gally würde es verstehen. Er war ganz sicher, dass Gally es verstehen würde. – Hör zu, Terry, und du auch, Billy. Ich muss euch was Wichtiges sagen. Gally war HIV – positiv. Vom H. Er drückte immer mit Matty Connell und den ganzen Fotzen drüben in Leith, n paar Typen, die schon seit Jahren tot sind.
    – Das ist ja krass, das ist … sagte Billy, der versuchte, das in den Kopf zu kriegen. Terry schwieg.
    – Er hat damit nur angefangen, weil er so fertig war wegen Gail und Polmont und der Kleinen, Terry, sagte Carl. Er sagte etwas lauter: – Terry! Scheiße, hör mir doch zu!
    – Aye, sagte Terry kleinlaut.
    – Also war’s doch Polmont, der ihn fertig gemacht hat, weil er der armen kleinen Fotze die Freiheit geraubt hat, sagte er mit geröteten Augen. – Ich mein, tut mir Leid, das mit der Ma von dem Typ, wirklich, schließlich hab ich selbst grad … mein Vater. Aber Unrecht und Unrecht ergibt noch kein Recht, und er hatte kein Recht, Gally das anzutun.
    Billy zerzauste Terrys Locken. – Tut mir Leid, dass ich so sauer auf dich war. Das war ein Schock für Terry, trotz seiner Niedergeschlagenheit. Andererseits, überlegte Terry, kannte er den Jungen ja auch gar nicht mehr richtig. War schon Ewigkeiten her. Wie stark veränderte man sich? – Du hast das Richtige getan, Terry, fügte Billy hinzu. – Vielleicht hastes aus den falschen Gründen getan, aber du hast trotzdem das Richtige getan, du hast ihm beigestanden, wie ich es hätte machen sollen.
    – Nee, schüttelte Terry den Kopf. – Wenn ich ihn davon abgehalten hätte, da hinzugehen, wär er heute noch bei uns …
    – Oder ich, mich hat er ja als Ersten gefragt, sagte Billy.
    – Das ist doch gequirlte Scheiße, sagte Carl, – das hätte auch nichts geändert. Er hat sich umgebracht, weil er wegen dem fertig war, was ihm mit Polmont und Gail passiert ist. Von dir und Gail hat er nie was gewusst, und du warst Freund genug, ihm das zu ersparen. Du hast ne harte Abreibung von den Doyles riskiert und ne lange Haftstrafe wegen Körperverletzung oder noch Schlimmeres, bloß damit Gally nichts erfährt. Aber das HIV war der Tropfen, der das Fass für ihn zum Überlaufen brachte. Er hätte sich eh umgebracht.
    – Alles fing damit an, dass Polmont diesen Jungen mit dem Messer verletzt hat, sagte Billy.
    – Wie weit willste noch zurückgehen? Hätte Gally vor m Clouds das Messer ziehen sollen?
    – Ich bin schuld. Hat alles mit mir angefangen, weil ich meinen verdammten Schwanz nich in der Hose lassen kann, sagte Terry kläglich.
    Carl grinste. – Guck mal, Terry, du und Gail, das war ne Fickgeschichte. Und wenn schon? Man wird die Leute nie vom Ficken abhalten können. So war es schon immer, so wird es bleiben. Das ist nicht zu vermeiden. Mit nem Messer bewaffnet rumzurennen, das kann man vermeiden. Er hat sich umgebracht, weil er den Virus hatte. Es war seine Entscheidung. Meine wär’s nicht gewesen, aber es war seine.
    Polmont war es, überlegte Carl. Er dachte an seinen Vater und den Einfluss, den er auf Gallys Entwicklung gehabt hatte. Die Regeln: Nie jemanden verpfeifen. Nein, weg mit dem Gedanken. Aber das war das Problem bei allen Wertesystemen: Jeder muss sich demselben verpflichten, damit es funktioniert. Wenn ein paar Leute darauf schissen und damit durchkamen, brach alles in sich zusammen.
    Billy dachte zurück an die Zeit mit den Doyles in der Kabelfabrik. Wie Doyle Gally n paar Samstage später wegen dem Fußball gefragt hatte, und wie erpicht der kleine Mann drauf war, Eindruck zu machen. Wie
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