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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff
Autoren: Irvine Welsh
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waren was trinken, und ich hab versucht ihm auszureden, irgendwas zu unternehmen. Wir hatten nur n paar Bier unten im Wheatsheaf getrunken, aber ich wusste, dass Gally entschlossen war, sich McMurray vorzunehmen. Ich wollte dabei sein, weil …
    – Du deinem Freund beistehen wolltest, beendete Carl für ihn den Satz und sah Billy kühl an.
    – Meinem Freund beistehen? Ha! Terry lachte bitter, und Tränen traten ihm in die Augen. – Ich hab meinen Freund nach Strich und Faden beschissen!
    – Wovon redest du, Terry? schrie Carl, – du bist mitgegangen, um ihm beizustehen!
    – Ach halt’s Maul, Carl, komm mal ins wirkliche Leben! Ich ging mit, weil ich hören wollte, was zwischen den beiden gesagt wurde, weil … weil es Sachen gab, von denen ich nich wollte, dass Polmont sie Gally erzählt … wenn er das Gally erzählt hätte … das konnt ich nich zulassen.
    – Du verdammter … du verdammter … keuchte Billy. Carl legte ihm die Hand auf die Schulter.
    – Beruhig dich wieder, Billy, lass Terry ausreden.
    – Da war was zwischen Gail und mir, sagte Terry hustend,
    – McMurray und sie hatten sich getrennt, weil ich … aber das lief schon Jahre. Ich wollte nich, dass Gally das erfährt. Gally war mein Freund!
    – Daran hätteste vielleicht denken sollen, als du seine Frau gefickt hast, sobald er euch den Rücken zudrehte, du Fotze, stieß Billy hervor.
    Terry legte den Kopf in den Nacken. Es schien ihm verdammt weh zu tun.
    – Lass ihn doch wenigstens ausreden, bat Carl Billy. – Terry, drängte er.
    Aber Terry war jetzt sowieso nicht mehr zu stoppen. Das war so, als würde man versuchen, Zahncreme zurück in die Tube zu drücken. – Gally nahm die Armbrust, eingewickelt in nen schwarzen Müllsack. Er wollte McMurray fertig machen. Ich mein, die Fotze richtig fertig machen. Es war, als wäre ihm sonst alles egal. Es war, als hätt er nichts zu verlieren.
    Carl schluckte schwer. Er hatte Gally versprochen, nie jemandem etwas von der HIV – Infektion zu sagen.
    – Aye, räusperte sich Terry. – Mit Gally stimmte was nicht. Irgendwas in ihm war zerbrochen. Wisst ihr noch, wie er in München war? An diesem Abend war er noch schlimmer, total von der Rolle war die Fotze, er tippte sich an den Kopf. – So wie er das sah, hatte McMurray ihm seine Freiheit, seine Frau und sein Kind gestohlen. War Schuld, dass er das Kind verletzt hat. Ich hab versucht, ihn davon abzubringen, sagte Terry, jetzt winselnd, – aber wisst ihr was? Wisst ihr, was ich für ne Fotze bin? Ein Teil von mir dachte, wenn er hingeht und McMurray allemacht, dann geht das in Ordung. Da bin ich nochmal gut weggekommen.
    Billy wandte den Blick ab.
    Terry biss die Zähne zusammen. Seine Fingernägel gruben sich in die grüne Farbe der Parkbank und kratzten sie auf. – Wisst ihr, in was für ner Verfassung er da war? Erinnert ihr euch noch, in welchem Zustand die er war? Wir Doofköppe saufen und lachen, während die arme Fotze verrückt wird … meinetwegen.
    Carl schloss die Augen und hob die Hand. – Wegen Polmont, Terry. Sie hat ihn nicht deinetwegen verlassen, sondern wegen Polmont. Vergiss das nicht. Was du getan hast, war nicht richtig von dir, aber sie hat ihn nicht verlassen, weil sie mit dir bumste. Sie hat ihn wegen Polmont verlassen.
    – Das stimmt, Terry, bleib mal auf m Teppich, sagte Billy, streckte die Hand aus, zog an seinem Ärmel und fragte mit abgewandtem Gesicht: – Was ist da passiert, Alter?
    – Das Komische war, begann Terry, – dass wir dachten, wir müssten die Tür eintreten. Aber gar nich, Polmont machte einfach auf und ließ uns rein. Er ging wieder in die Wohnung, als hätt er uns erwartet. ›Ach, ihr seid’s‹, sagte er. ›Kommt doch rein.‹ Ich mein, wir glotzten uns bloß an. Ich hatte damit gerechnet, dass die Doyles da wärn, ich hatte irgendne Falle erwartet. So nen richtig schönen fetten, beschissenen Hinterhalt. Gally wurd irgendwie ganz starr. Ich nahm ihm den Müllsack ab. Gib mir das, hab ich zu ihm gesagt.
    – Polmont … äh, McMurray stand allein in der Küche und machte Kaffee. Cool wie nur was; nein, nich mal cool, eher gleichgültig. ›Ich bin froh, dass ihr gekommen seid‹, erklärte er uns. ›Es wird Zeit, dass wir alles mal klarstellen‹, sagte er, aber er guckte eher mich an statt Gally.
    – Gally guckte mich ganz verwirrt an. Das war nich das, was er erwartet hatte. War auch nich das, was ich erwartet hatte. Mir ging echt die Pumpe. Es warn Schuldgefühle, aber auch noch
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