Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
ENDE
    Billy Birrell war überrascht, einen frisch gewaschenen Juice Terry Lawson in sauberen Klamotten über den Flur auf sich zukommen zu sehen. Terrys Auge war zugeschwollen. Das war ich nicht, dachte er, ich hab der Fotze aufs Kinn gehauen. Vielleicht ist er danach draufgefallen. Etwas schuldbewusst sagte Billy: – Terry, in versöhnlichem Tonfall.
    – Sie sind da drin, aye? Terry sah in das Krankenzimmer.
    – Aye. Aber ich würd sie in Ruhe lassen. Duncan macht’s nicht mehr lang. Meine Ma ist grad weg, aber ich wart hier auf die beiden, erklärte Billy. – Es gibt nich viel, was du tun kannst, Kumpel.
    Schon klar, dachte Terry, und was zum Henker willst du hier tun, die arme, alte Fotze von den Toten zurückholen? Dieser Wichtigtuer Birrell spielte doch immer noch den großen Tugendhaften. – Ich werd auch auf sie warten, meinte Terry naserümpfend. – Carl ist mein Kumpel und so.
    Billy zuckte die Schultern, als wollte er sagen, tu, was du nicht lassen kannst.
    Terry erinnerte sich daran, dass Billy weitaus weniger sensibel war als sein Bruder und man es nie schaffte, ihn auf dieselbe Art zu verarschen oder Schuldgefühle bei ihm zu wecken. Die einzige Möglichkeit, die Fotze aus der Ruhe zu bringen, war ne direkte Beleidigung, und dabei riskierte man, vermöbelt zu werden, wie ihm kürzlich erst wieder unsanft in Erinnerung gebracht worden war.
    Billy, der in ähnlichen Bahnen dachte, sagte: – Tut mir Leid, dass ich dich eben schlagen musste, aber du hast es drauf angelegt. Du hast mir keine andere Wahl gelassen.
    Du hast mir keine andere Wahl gelassen . Hört euch die Fotze an, dachte Terry, was glaubt er, wo er ist, in Hollywood, oder was? Aber scheiß drauf, Carls alter Herr stirbt. Das war nicht der Zeitpunkt, sich völlig blöd zu benehmen. Terry streckte seine Hand aus. – Geht klar, Billy, tut mir Leid, dass ich mich unbeliebt gemacht hab, war keine böse Absicht.
    Billy glaubte kein Wort davon, aber im Moment konnte man sich mit so nem Scheiß nicht lange aufhalten. Er nahm Terrys Hand und drückte sie fest. Als sie losließen, entstand ein verlegenes Schweigen. – Irgendwelche hübschen Krankenschwestern gesehn? fragte Terry.
    – Gleich mehrere.
    Terry reckte den Hals und guckte ins Krankenzimmer. – Ist das Ewart da? Immer noch verdammt mager, die Fotze.
    – Er hat sich nicht groß verändert, stimmte Billy zu.
    Über die Schulter ihres Sohnes hinweg sah Maria Ewart Billy Birrell und Terry Lawson, seine alten Freunde, im Flur vor der Tür des Krankensaals stehen.
    Maria und Carl beugten sich tiefer hinunter, als Duncan wieder versuchte zu sprechen. – Denk an die zehn Regeln, sagte er mit dünner Stimme zu seinem Sohn und drückte ihm die Hand.
    Carl Ewart sah auf die gebrochene Parodie seines Vaters, ausgestreckt unter dem Bettlaken. Aye, dich haben sie ja wirklich weit gebracht, dachte er. Aber gerade als sich dieser Gedanke in seinem Kopf formte, überkam ihn eine Welle der Zuneigung, die aus seinem Herzen aufstieg, mitten durch ihn hindurch, bis sie am Gewölbe seines Gaumens stehen blieb. Worte strömten aus ihm heraus wie glänzende, goldene Lichtkugeln und sagten:
    – Natürlich werd ich das, Dad.
    Als Duncan starb, umarmten sie abwechselnd seinen Leichnam, weinten und seufzten leise, vollkommen beherrscht von dem unglaublichen Schmerz und der Unfassbarkeit ihres Verlustes, den nur die Erleichterung milderte, dass sein Leiden nun vorüber war.
    Terry und Billy standen in bedrücktem Schweigen draußen und warteten einfach darauf, dass sie von Nutzen sein konnten.
    Da war eine Krankenschwester mit roten Haaren, und Terry merkte, wie sein fiebriges Hirn sich besessen mit ihrem Schamhaar zu beschäftigen begann. Vor seinem inneren Auge sah er ein Stück grauer Zellen in seinem eigenen Schädel, von denen seidige, kupferrote Locken herabhingen. Die Frau hatte ein hübsches, sommersprossiges Gesicht und lächelte ihn an, und er spürte, dass sein Herz zu tröpfeln begann wie Honig, der aus einem Glas vergossen wurde. Das war es, was er brauchte, dachte er, eine exklusive kleine Perle wie die, die sich um ihn kümmerte. So eine und dann noch eine wie Lisa, n bisschen lebendiger und bereitwilliger. Mit einer allein würde er nie auskommen. Zwei Perlen, die beide scharf auf ihn, aber auch aufeinander waren. Er wär dann wie die Fotze in dieser alten Sitcom, Man About The House . Aber die Perlen müssten auch lesbische Neigungen haben. Allerdings nicht ganz so starke, damit man nicht am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher