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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
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war ich zur Tür herein, wurde ich von Staders Lachen in die noch einsame Realität zurückgeholt.

    »Pia, habe gehört, du musst dir diesen Poser Berglandt antun. Mein Beileid.
    Wenn dir der Typ zu schmierig ist, gebe ich den Job an den Schröder ab, den kann ich eh nicht leiden.« Stader gehörte zur Raucherfraktion der Selbstdreher, kam vom Radio, war Hertha-Fan und konnte natürlich nichts mit einem Freigeist wie Leander Berglandt anfangen.

    »Willkommen zurück, Stader. Wie ich sehe, ändert dich auch kein Urlaub.
    Und wegen des anstehenden Jobs: Leander Berglandt gehört zu den talentiertesten Künstlern, die wir jemals in der Unterhaltungsbranche hatten. Und übrigens freue ich mich darauf, mit ihm zu arbeiten.«

    O weia, ich merkte selbst, dass das eine Spur zu pathetisch geraten war.

    Stader lachte wieder. »Sag nicht, dass du auch einer von diesen peinlichen Berglandt-Fans bist. Ich dachte, der bedient die Zielgruppe meiner Mutter.«

    Vera eilte mir netterweise zu Hilfe. »Also nein, Herr Stader, da muss ich widersprechen. Leander Berglandt ist nicht umsonst in der »Marie Claire« zum sexiesten Mann gewählt worden. Ich finde ihn übrigens auch sehr attraktiv und würde mich gerne anbieten, Pia zum einen oder anderen Interview zu begleiten.«

    Stader drohte vor Lachen zu ersticken.

    »O Gott, ein Nest! Du, Vera, wirst schön im Büro bleiben. Pia hat bereits Begleitung, und zwar einen talentierten Fotografen. Er heißt Max und hat schon des Öfteren Bilder zu Biografien geliefert. Vera, er sitzt draußen am Empfang.
    Schick ihn bitte mal rein.«

    Es dauerte nicht lange, und Vera kam kichernd und mit roten Wangen um die Ecke, im Schlepptau jenen Fotografen, der zugegebenermaßen umwerfend aussah und anscheinend genau wusste, welche Knöpfe er bei Vera zu bedienen hatte. Er bedankte sich höflich und beschenkte die arme Vera mit einem zweideutigen Zwinkern, was sie nervös zu Boden blicken ließ.

    Maximilian Vangunten, genannt Max, war der lebendig gewordene Typ aus der Gauloises-Werbung, der sich lässig eine Zigarette ansteckte und aus dem Augenwinkel sein nächstes weibliches Opfer suchte, das er mit seinem »Ich-zeig-dir-das-Leben«-Blick ins Bett zerren konnte. Zerzaustes dunkles Haar, braun gebrannt, aber keine Toasterbräune, sondern ein hart verdientes schönes Haselnussbraun, vom Segeln oder Freeclimbing natürlich. Ich kannte die Sorte Mann, schließlich war ich selbst schon oft genug auf den »Blick, der lügt«
    hereingefallen.

    Stader schien große Stücke auf ihn zu halten und blödelte herum.

    »Max, pass mir auf Pia auf, die scheint ganz wild auf diesen Berglandt zu sein.«

    Max lächelte. Ich auch, aber nicht amüsiert, sondern peinlich berührt und gedemütigt.

    »Ich hoffe, du bleibst trotz deines privaten Interesses an Herrn Berglandt professionell«, richtete Max zum ersten Mal das Wort an mich.

    Ließ sich die Demütigung steigern?

    »Lass das mal meine Sorge sein, Max. Ich mache diesen Job nicht erst seit heute, und glaube mir, es gab schon einige Versuchungen, denen ich nicht erlegen bin.« Warum rechtfertigte ich mich überhaupt?

    Max setzte den eben beschriebenen Blick auf, gegen den ich zum Glück immun war, und scherzte süffisant: »Immerhin gut zu wissen, dass du in Versuchung gebracht werden kannst. Sonst würde unsere Zusammenarbeit nur halb so viel Spaß machen.«

    Klasse, ein Frauenheld. Zum Glück erkenne ich eine Plattitüde, auch wenn sie noch so gut gespielt ist.

    Stader schien die Konversation zu gefallen. Klar, so unter Männern. »Wie ich sehe, versteht ihr euch prima. Dann viel Vergnügen, ihr beiden. Und vergesst nicht, die Assistentin von Berglandt anzurufen.«

    Damit waren wir entlassen. Just in diesem Moment läutete mein Handy.
    Eine aufgeregte Lilli war dran.

    »Mensch Pia, wir wollen in zwei Wochen beim Sender einen Charity-Tag zu Gunsten von Kindern in Not machen. Stell dir vor, wir werden sogar echte Kinder ins Studio bekommen, und ich werde auf sie aufpassen dürfen, zumindest auf eines. Dann kann ich den ganzen Tag Mama spielen.« Lilli schnappte nach Luft.

    »Das freut mich, Lilli. Dann wirst du ja doch nicht die durchgeknallte Tante Lilli mit ihren Katzen, sondern nur die gestörte Lilli, die anderer Mütter Kinder klaut.« Ich begann, mir ernsthaft Sorgen zu machen.

    »Nein, Pia, du begreifst das nicht. Für mich ist das eine Chance, auszuprobieren, wie das wäre mit einem Kind und ob ich dazu geschaffen bin. Und falls ja, kann ich
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