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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
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Eigentumswohnung lebt. Nein, die Tante Lilli hat keine Kinder. Sie ist schon gesund, sie hätte Kinder bekommen können, aber leider keinen Mann. Wisst ihr, dass ich bei Ally Mc-Beal nie verstanden habe, warum sie von diesem dicken tanzenden Baby träumt und es überall sieht?
    Inzwischen kann ich an keinem Hundewelpen mehr vorbeilaufen, geschweige denn Hipp-Werbung schauen, ohne mir vorzustellen, wie meine Kinder, die ich nie haben werde, ausgesehen hätten. Und das Schlimmste ist, ich habe Angst, irgendwann irgendeinen Typen zu ehelichen, nur um Kinder haben zu können.
    Dabei will ich doch nur die besten Gene und nicht einen übrig gebliebenen Sparkassenangestellten.« Lilli war den Tränen nahe.

    »Lilli, wann bekommst du deine Tage? Das ist doch PMS, was da aus dir spricht.« Katharina war manchmal nicht sehr taktvoll.

    »Dann dauert dieses PMS aber bereits ein Jahr!«, konterte Lilli wütend.

    »Ich weiß, dass du keine Kinder willst. Du willst ja wahrscheinlich nicht mal einen Mann, denn dann müsstest du ja etwas von der Aufmerksamkeit, die sich sonst nur auf dich bezieht, abgeben. Da ist es natürlich bequemer, sich nur phasenweise bewundern zu lassen«, fuhr Lilli fort und zeigte ein mir bekanntes Flackern in den Augen. Ich hielt den Atem an.

    »Reiß dich zusammen, Lilli! Ich weiß, dass du deine Aussteigerfantasie realisieren willst. Mit einem Mann in der Toskana auf einem Weingut Zusammenleben, drei Mädchen in Laura-Ashley-Kleidchen stecken und nebenher Kinderbücher schreiben. Mal im Emst. Wer von deinen männlichen Bekannten, denkst du, würde das machen? Das Beste wird sein, du gehst mit Pia gleich mal mit zu Dr. Cornelius.«

    Mist! Sie hatte meine Probestunde nicht vergessen.

    »Weißt du was, Katharina, ich gehe nirgendwo hin«, antwortete Lilli. »Ich glaube nämlich, dass es die große Liebe sehr wohl gibt, und von diesem Glauben wirst du mich nicht abbringen.

    Lieber werde ich Tante Lilli mit den Katzen als so abgebrüht wie du.« Die Unterhaltung wurde ungemütlich. Und natürlich ließ eine Katharina von Steinbeck das nicht auf sich sitzen.

    »Mein Gott, Lilli! Du denkst doch nicht im Ernst, dass ein Mann und ein Kind dich oder dein Leben ändern können. Das musst du schon selbst auf die Reihe bekommen. Sonst sitzt du irgendwann wirklich mit deiner Rama-Familie auf deinem Weingut und heulst plötzlich los, weil du lieber wieder Single sein willst.
    Und deine Bemerkung, ich sei abgebrüht, überhöre ich und werde sie deiner momentanen hormonellen Verfassung anlasten.« So war Katharina, in einem Moment emotional behindert und im nächsten großartig.

    »Vielleicht hast du ja Recht.« Lilli schniefte. »Aber was soll ich denn noch machen, um den Richtigen zu finden? Ich habe mir erst vor einigen Tagen ein Buch über Feng-Shui gekauft. Jetzt ist mein Schlafzimmer voller Delfine und Entenpaare, meine Möbel musste ich fast komplett umstellen und dafür potthässliche Bilder und Kristalle aufhängen. Zu allem Übel habe ich festgestellt, dass mein Klo mitten im Partnerschafts-Chi steht. Kein Wunder also! Ich bin losgezogen und habe Kristalle und Salz im Badezimmer deponiert. Getroffen habe ich trotzdem noch niemanden, obwohl das männliche Chi in meiner Wohnung so was von aktiviert ist!« Im gleichen Moment prustete sie los und lachte selbst mit uns.

    Nach zwei weiteren Flaschen Weißwein war die Welt wieder in Ordnung.
    Wir versicherten uns gegenseitig, wie großartig wir seien, und meine Unterschriftsproben als Pia Berglandt waren gut leserlich auf sämtlichen Bierdeckeln verewigt. Übrigens fanden wir alle die Variante mit einer langen Schleife am besten.

    Der nächste Morgen begann leider nicht so taufrisch, wie der Abend geendet hatte. Auf dem Weg zum Büro fiel mir ein, dass Stader wieder da sein würde und ein Telefonat mit Leander Berglandts Assistentin anstand, um unsere Interviewtermine zu planen.

    Ich malte mir aus, wie sie in Zukunft unsere Abendessen, die Verlobung und die Hochzeit koordinieren würde. Leander und Pia Berglandt, gern gesehene Gäste auf jeder Charity-Veranstaltung und natürlich immer in der »Gala« zu bewundern unter der Rubrik: »Das Paar, das frisch verliebt wirkt wie am ersten Tag«. Und unter dem strahlenden Foto steht: »Das Paar hat bereits zwei Kinder, was man ihr überhaupt nicht ansieht. Braun gebrannt erzählen die Berglandts von ihrem Urlaub auf Barbados, ohne Kinder, nur mal wieder zu zweit, und zwinkern sich verschwörerisch zu.«

    Kaum
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