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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
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mir einfach ein Kind machen lassen. Herbert kennt sicher einen guten Kindsvater für mich.« Das war kein Scherz. Lilli meinte tatsächlich, was sie von sich gab.

    »Lilli, ehrlich gesagt, wird mir die Perspektive mit deiner 2
    ½-Zimmer-Wohnung und den Katzen immer sympathischer, aber lass uns darüber heute Abend sprechen. Ich muss zu einem Meeting.«

    Max hatte mitgehört und konnte sich natürlich einen Kommentar nicht verkneifen. »So, so, eine durchgeknallte Freundin hast du also auch. Na ja, gleich und gleich gesellt sich gem. Was habt ihr denn für ein Problem mit Katzen? Ich mag Katzen.«

    Dabei setzte er wieder sein zweideutiges Grinsen auf.

    O Mann! »Du bist ja auch keine Frau um die 30, die in der Angst lebt, irgendwann alleine in ihrem Appartement zu sterben und von ihrer fast verhungerten Katze gefressen zu werden«, versuchte ich dem unsensiblen Klotz zu erklären.

    »Das ist doch eine >urban legend<. Wie die Tarantel in der Yuccapalme oder das Pärchen, das nachts von einem Irren überfallen wird. Dass darauf tatsächlich jemand hereinfällt.« Max schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Weiber sind manchmal echt hysterisch, aber ich mag das an euch!«

    Den Rest des Vormittags verbrachten wir damit, unsere Terminkalender mit Leanders abzustimmen. Seine Assistentin klang nicht besonders freundlich, eher streng und auch schon älter, aber wahrscheinlich war sie genau die Richtige, um ihm aufdringliche Leute vom Hals zu halten. Wir einigten uns darauf, Leander für ein Vorgespräch in den Teevee Studios zu treffen, wo seine beiden Shows produziert wurden.

    Nachdem Max und ich die Details für die anstehenden Interviews durchgegangen waren, packte er seine Kamera und verabschiedete sich.

    »Wir sehen uns dann in den Studios. Ach, und sag deiner Freundin, dass Katzen sich als Kinderersatz nicht so gut eignen.

    Die sind viel zu selbstständig, und pampern lassen die sich auch nicht gerne.
    Ich würde ihr eher einen Pudel empfehlen, da hat sie noch eine Chance auf ein Gespräch mit anderen Hundebesitzern. Übrigens, wie sieht deine Freundin eigentlich aus? Die scheint ja Aufheiterung dringend zu gebrauchen. Bring sie doch mal mit.«

    Na klasse, ich konnte es kaum abwarten, mit ihm zusammenzuarbeiten.
    Insgeheim hegte ich die Befürchtung, er könne mir bei meinen Gesprächen mit Leander dazwischenfunken. Ein baggernder Fotograf hatte mir gerade noch gefehlt.

    Max, da war ich mir inzwischen sicher, bekam, was er wollte. Der kurze Gang mit ihm durchs Büro und die kreischenden Kolleginnen, die mich hinterher alle beneideten, waren Beweis genug.

    Leander war da bestimmt anders. Sicher hatte er viele Jahre in einer Beziehung mit einer feengleichen Künstlerin gelebt, Typ Winona Ryder, zerbrechlich, kindlich und umwerfend schön. Sie hieß entweder Vivienne, Aimee oder Feline; solche Frauen heißen immer so. Vielleicht war sie kompliziert gewesen, dabei aber charmant und dünn, da sie vor lauter Kunst und Arbeit schon mal vergaß zu essen. Etwas, das mir nicht einmal bei einer eitrigen Angina passierte. Und gemeinsam waren sie ins kommunale Kino gegangen und hatten sich Kurzfilme in Schwarzweiß angeschaut, Frascati getrunken und eine Jazzplatte aufgelegt, während sie sich langsam auszog und er seinen Skizzenblock holte, um ihre fragile Gestalt festzuhalten. Sie bemerkte das erst gar nicht, so sehr war sie mit sich beschäftigt, die kleine Elfe. Ja, so war das sicher bei einem gebildeten Mann wie Leander. Konnte man nur hoffen, dass er auch pragmatischere Frauen wie mich mochte.

    Gegen Nachmittag rief meine Mutter an, um mich über die letzten Kleinstadtgeschichten auf dem Laufenden zu halten. Zum Glück gehört sie nicht zu der Sorte Mütter, die einem ständig die verbleibenden Eier vorzählt. Sie führte mit meinem grummeligen Vater ein ausgefülltes Leben und hatte es nicht eilig, Großmutter zu werden.

    Sie pflegte stets zu sagen: »Kind, lieber keinen als so einen. Und erst mal baust du dir ein eigenes Leben auf. Immer schön unabhängig bleiben, sonst ergeht es dir wie deiner Cousine Cornelia.« Meine Cousine Cornelia war nach dem Abi ungewollt schwanger geworden, mit ihrer pubertierenden Jahrgangsliebe zusammengeblieben, hatte noch ein Kind bekommen und war jetzt Mutter und Alkoholikerin.

    Meine Mutter war auch diejenige, die mich auf Familienfesten verteidigte, wenn wieder spekuliert wurde, was mit mir nicht stimmte.

    Auf diesen Festen bot mir Onkel Heinz regelmäßig an, im Notfall
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