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Klassenziel (German Edition)

Klassenziel (German Edition)

Titel: Klassenziel (German Edition)
Autoren: T. A. Wegberg
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Überzeugungsarbeit notwendig. Zuerst wurde mein Vater gefragt, ob er bereit wäre, mich zu sich zu nehmen, und das war er ja sowieso schon immer gewesen, also gab es da keine Probleme. Dann fragte Monika Gerritzen meine Mutter, warum ihr so viel daran liegen würde, dass ich mit ihr nach Stuttgart ziehe. «Na, Jamie ist doch mein Kind!», sagte meine Mutter fast schon empört.
    «Meins auch», bemerkte mein Vater.
    «Ich hab schon einen Sohn verloren», sagte meine Mutter.
    «Ihr Mann auch», erinnerte Monika Gerritzen sie. Keiner sagte mehr was.
    «Aber was das Wichtigste ist», fuhr Monika Gerritzen nach dieser bedeutungsvollen Pause fort, «hier geht es ja nicht um Sie, sondern um Ihren Sohn. Und Jamie hat eine ziemlich klare Vorstellung von dem, was er will. Und eine noch klarere davon, was er nicht will. Er hat es nicht offen ausgesprochen, weil er niemanden verletzen wollte. Aber es belastet ihn sehr. Mit dem Ergebnis, dass er krank wurde und schließlich sogar einen schlimmen Unfall hatte. Ich bin sicher, das hat keiner von Ihnen gewollt.»
    «Natürlich nicht», murmelte meine Mutter.
    Jetzt war genau die Situation eingetreten, vor der ich so Angst gehabt hatte. Auch wenn Monika Gerritzen das Reden für mich übernommen hatte: Ich wusste ganz genau, wie verletzt meine Mutter war. Und ich konnte das auch echt gut verstehen. Das ist wie eine Ohrfeige, oder? Wenn der eigene Sohn sich entscheidet, dass er lieber woanders leben will. Selbst jetzt hätte ich am liebsten alles rückgängig gemacht und gesagt: Hört auf, schon gut, lassen wir doch einfach alles beim Alten! Ich konnte meine Mutter nicht angucken. Ich wusste, dass sie Tränen in den Augen hatte. Und bestimmt kann keiner seine Mutter weinen sehen. Nicht mal Nick hätte das gekonnt, glaube ich.

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    131
    W ir kriegen unseren Einsatzbefehl. Nacheinander gehen wir raus auf die Bühne: Moritz, Toshi, Kenji, zum Schluss ich. Wir nehmen unsere Positionen ein. Ich hänge mir die Gitarre um, Moritz schnappt sich seine Drumsticks, lächelt uns zu und gibt den Takt vor. Wir rocken los.
    Die Leute wenden die Köpfe in Richtung Bühne. Einige schnappen sich ihre Bierflaschen und kommen nach vorne, erst nur vier, fünf, dann immer mehr. Mein Vater steht in der ersten Reihe, außen rechts, und fängt meinen Blick auf. Er strahlt, schüttelt ungläubig den Kopf und hebt sein Glas in meine Richtung. Toshi spielt sein erstes Solo. Zwei, drei Zuhörer pfeifen vor Begeisterung. Fast direkt neben meinem Vater erkenne ich unseren Musiklehrer Goetze.
    Ich merke, wie meine Finger immer geschmeidiger werden, und allmählich blende ich alles aus, was nicht Musik ist. Ich nehme das Publikum nicht mehr wahr. Ich höre auf zu zittern. Meine Gitarre wird ein Teil meines Körpers. Unsere Musik ist ein kraftvoller, reiner, leuchtender Fluss, in den ich mich mit geschlossenen Augen rückwärts reinfallen lasse.
    In meinem Kehlkopf perlt ein Lachen hoch, und eine Träne läuft mir übers Gesicht. Way up.

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    Danke
    Auf dem langen Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Roman haben mich viele Menschen mit Ratschlägen, Tipps und konkreten Hilfestellungen begleitet. Ich danke meinem Freund und Kollegen Andreas B. Vornehm für die Diskussionen über Schusswaffen und die Psyche von Amokläufern, Gerhard Schmaltz vom Polizeipräsidium Düsseldorf für Einblicke in die Ermittlungsarbeit, Helene Hillebrandt vom Rowohlt Verlag für sachdienliche Hinweise, rund 500 meist jugendlichen Besuchern von Lesungen, denen ich schon vor Erscheinen dieses Buches Auszüge daraus vorstellen durfte, für ihr Feedback sowie Alyosha von Eickenberg für unsere meditativen Wanderungen.
    Die grandiose Autorin Maggy Bartscher schaut mir und all meinen Romanfiguren bis auf den Grund der Seele. Für die blitzgescheiten Fingerabdrücke, die sie auch in diesem Buch hinterlassen hat, bin ich ihr ebenso dankbar wie für ihre Freundschaft.

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    Über T. A. Wegberg
    T.A. Wegberg wurde in Krefeld geboren und füllte schon als Dreijähriger die Schulhefte seines großen Bruders mit erfundenen Buchstaben. Bücher trugen mehr zu seiner Erziehung bei als Eltern und Lehrer, deshalb studierte er Germanistik und Anglistik und wurde freier Lektor, um den ganzen Tag lesen zu können.

    Beim Schreiben verbindet er diesen Input mit den Themen, die ihn berühren und interessieren: Psychologie, Jugendkulturen, Freundschaft, Drogen, Theologie, Psytrance, Punk &
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