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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
Autoren: Peter Gethers
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zum Herumhängen ist, und wenn Janis und ich da sind, streicheln wir sie und sagen ihr, dass sie prima aussieht.
    Vor ungefähr einem Jahr übernachtete ich im Hotel Four Seasons in Los Angeles, einem von Nortons absoluten Lieblingsorten. Es war ein Alptraum. Ich fuhr in meinem Wagen vor, und der Parkwächter lächelte mich strahlend an und sagte: »Willkommen, Mr. Gethers. Ist Norton mitgekommen?« Ich murmelte leise, nein, ich müsse leider sagen, dass er gestorben sei. Als ich an die Tür kam, sagte der Türsteher dasselbe: »Was, keine Katze?« Wieder schüttelte ich den Kopf, fühlte mich etwas verlegen und sagte: »Nein, nein, meine Katze ist gestorben.« Als ich durch die Lobby ging, rief die Concierge mir zu: »Wo ist Norton?«, das Gleiche fragte einer der Liftboys, der viele Säcke Katzenstreu für mich hoch ins Zimmer getragen hatte. Als ich zum Herrn am Empfang kam, der lediglich lächelte und hallo sagte, konnte ich es nicht mehr ertragen und schrie: »Er ist tot! Okay! Er ist tot !!!!«
    Ich bin im Four Seasons jetzt nicht mehr annähernd so willkommen wie damals, als Norton dort mit mir abstieg.
    Vor einigen Monaten ergab sich die Gelegenheit, auf der Sweetwater Farm anzurufen. Ich erzählte Rick, dem Inhaber, dass Norton gestorben war, und er sagte, einfach so: »Wir hatten hier auch einen Todesfall.« Ich erwartete, dass er mir erzählte, die Ziege sei dahingeschieden, aber als ich fragte, um wen es sich handele, sagte er: »Grace«. Ich sagte: »Grace, Ihre Frau ?« Und er sagte, ja, vor ein paar Monaten habe sie Bauchschmerzen gehabt. Sie dauerten drei Tage, wurden richtig schlimm, also ging sie zum Arzt. Sie hatte Magenkrebs. Und drei Wochen später war sie tot.
    Die Frau, die mich anrief, um mir zu erzählen, dass sie Nortons Nachruf im Radio gehört hatte, ist ebenfalls kürzlich verstorben. Es passiert nicht nur Katzen, wissen Sie. Ein alter Freund von mir ist an AIDS gestorben. Der Bruder einer engen Freundin starb bei einem Flugzeugabsturz.
    Die Dinge verändern sich. Menschen sterben. Aber das Leben geht weiter.
    Es ist anders. Aber es geht weiter.
    Und es kann auch wieder schön sein.
    Die Frühlingsreise ging dieses Jahr nach Kuba, das aufregendste Reiseziel, das ich je besucht habe. Wir rauchten Zigarren und konsumierten eine Menge alten Rum, trafen freundliche und mutige Menschen und hörten großartige, sinnliche Salsamusik. Beim Samstagabenddinner stießen wir nicht nur auf Belle an. Dieses Jahr tranken wir einen Mojito auf eine kleine graue Scottish Fold, und wir schätzten uns alle ausgesprochen glücklich, dass wir dort waren und unter guten Freunden und es einfach nur verdammt gut hatten.
    Vor ein paar Wochen flogen Janis und ich nach Paris. Dinierten mit Roman Polanski und seiner Frau Emmanuelle, sahen ihre beiden hinreißenden Kinder und wohnten im Hotel Tremoille. Wir aßen erstaunliches Huhn und sogar noch erstaunlicheres Kartoffelgratin im L’Ami Louis, viel besser geht es nicht. Wir shoppten, wir bummelten durch unsere sämtlichen Lieblingsviertel, wir taten, als sprächen wir französisch. Es fühlte sich an wie früher. Nur diesen Antiquitätenladen, in dem ich Marcello Mastroianni sah, diesen Laden gibt es nicht mehr. Und mehrmals kam ich die Treppe im Tremoille hinunter und sah eine Katze in einem Sessel in der Lobby sitzen, und jedes Mal dachte ich: Da ist Norton, wie ist er aus dem Zimmer gekommen?
    Und dann fiel mir wieder ein, dass er nicht aus dem Zimmer gekommen war.
    Aber am meisten bleibt mir an meiner Katze in Erinnerung, wie viel besser mein Leben ist, weil sie ein Teil davon war.
    Norton ermöglichte mir zu Lebzeiten so vieles, und er brachte mir so vieles bei. Über Liebe und über Beziehungen. Über Abenteuer. Über Unabhängigkeit. Am Ende seines Lebens zeigte er mir, dass es möglich ist, in Würde und Anmut zu sterben. Und dass es in gewissem Maße möglich ist, sein Leben zu seinen eigenen Bedingungen zu beenden. Letzten Endes zeigte meine Katze mir, dass es möglich ist, mit Liebe und ohne Furcht zu sterben, und das ist eine überaus wertvolle Lektion.
    Es bedeutet, dass selbst angesichts der Traurigkeit, die mit Sicherheit kommen wird, das Leben nie wirklich allzu schlimm werden kann.
    Einige Wochen nach seinem Tod bestellte ich einen kleinen Stein für sein Grab im Garten. Darauf ist eingemeißelt:

NORTON
T.C.W.W.T.P.

    Damit sich manche von Ihnen über die Buchstaben nicht noch wochenlang den Kopf zerbrechen müssen: Sie stehen für die
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