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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
Autoren: Peter Gethers
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Auf dem Etikett sah ich, dass der Absender eine Pet Crematory Agency, Inc., eine Tierkrematoriumsagentur GmbH, war. Inhalt: das »geliebte Haustier von Peter Gethers, der liebste Norton«. Ja, zur Abwechslung schniefte ich mal wieder ein bisschen, dann ging ich und nahm die Überreste meiner Katze mit nach Hause.
    Auf dem Rückweg leistete ich mir eine große, sentimentale Geste. Ich machte Halt am Hundeauslauf im Washington Square Park. Ich setzte mich auf die Bank, auf der Norton und ich meist gesessen hatten, hielt die Schachtel auf dem Schoß, legte den Kopf in den Nacken und ließ mir die helle Sonne ins Gesicht scheinen. Ich blieb eine angemessene Zeit dort sitzen, dann … na ja … um ehrlich zu sein, dann fühlte ich mich etwas albern. Ich stehe normalerweise nicht auf solche Gesten, und ich weiß nicht, warum ich dorthin ging. Ich nehme an, zum Teil war es ein weiterer Abschied. Für mich, sicher, aber auch für Norton.
    Seit seinem Tod fragten mich die Leute, ob ich eine Trauerfeier halten wollte. Zuerst sagte ich Nein. Ich habe mich mehr als klar dazu geäußert, wie ich zu erzwungenen Ritualen stehe, aber ich muss sagen, die Nachfrage war überwältigend. Janis sprach mich schließlich darauf an und sagte, sie hielte es für eine gute Idee. Wir hatten seine Asche, sagte sie, wir würden sie begraben, also lass uns machen, was ihm gefallen hätte, geben wir eine kleine Party. Ich war mir immer noch nicht sicher und sagte, ich müsse darüber nachdenken.
    Ein paar Tage danach waren wir übers Wochenende in Sag Harbor. Ich holte die Pappschachtel vom Krematorium heraus und machte sie auf. Darin befand sich ein kleiner bunter Blechbehälter. Und darin war, was einmal meine Katze gewesen war. Janis legte mir eine Hand auf den Rücken, und ich sagte, sie solle anfangen, die Leute anzurufen und sie für Sonntag zu einer Trauerfeier einzuladen. Als sie mich fragte, warum ich meine Meinung geändert hätte, sagte ich, dafür gebe es zwei Gründe. Erstens: Ich wollte nur die Leute einladen, die einmal mit Norton zusammen gegessen hatten. Ich wollte seine Freunde einladen. Er hatte jede Menge davon, und sie alle verdienten eine Gelegenheit, sich von ihm zu verabschieden. Der zweite war, erklärte ich ihr, dass es eine Chance war, ein für allemal Ziggys mittlerweile klassisch gewordenes Lieblingszitat meiner Exfreundin zu widerlegen: »Es gibt bestimmte Anlässe, bei denen Humor unangebracht ist.« Was ich gern machen wollte, sagte ich, ich wollte mit allen, die kamen, alles teilen, was sich seit Nortons Tod ereignet hatte. Ich wollte, dass sie die Auswirkung, die er auf das Leben von Menschen gehabt hatte, ebenso positiv empfanden wie ich. Ich wollte, dass sie so wie ich über so viele Dinge lachten, die seit jenem schrecklichen Samstagmorgen geschehen waren, an dem er seinen letzten Atemzug tat.
    Also kamen am Sonntagmorgen fünfundzwanzig Leute in unseren Garten. Wir aßen draußen einen schönen Brunch, tranken ein bisschen Champagner, und dann hielt ich eine kurze Trauerrede.
    Ich habe bereits erwähnt, dass Trauerreden nicht gerade meine Stärke sind. Durch diese kam ich aber einigermaßen gut durch. Es gab ein bisschen Stottern und Stammeln und ziemlich viel Husten, um meine zittrige Stimme zu kaschieren. Aber bis auf den allerletzten Schluss, als Janis einspringen und übernehmen musste, schaffte ich es. Ich gestand, dass ich mir ziemlich bescheuert vorkam, eine Trauerfeier für eine Katze zu halten, sagte, dass ich nicht wüsste, ob ich so etwas für einen Menschen tun würde, erklärte aber, warum ich es machte. Und warum ich gerade sie eingeladen hatte. Ich sprach über all die Sachen, die seit dem 8. Mai passiert waren – die Nachrufe und die Briefe und komischen Gedichte und die erstaunlichen Beweise von Zuneigung. Ich erhielt ein paar Lacher, und ich glaube, ich war nicht der einzige im Garten, der Tränen vergoss. Und dann sagte ich, ich glaubte nicht, dass ich noch etwas sagen könnte, denn dann würde ich nicht nur Tränen vergießen, ich würde mich in diesen neuen Comic-Superhelden verwandeln: den Superflenner. Ich sagte, mein Kater liebte diesen Garten, also lasst ihn uns hineinsetzen.
    Und das taten wir dann, wir begruben ihn und verstreuten seine Asche unter seiner Lieblingsmagnolie in seinem Lieblingsgarten.

    Jetzt, da ich diese letzten Worte schreibe, sind seit Nortons Tod schon mehr als anderthalb Jahre vergangen.
    Es treffen immer noch regelmäßig Briefe und E-Mails und Anrufe ein.
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