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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Autoren: Evelyn Boyd
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Gedanken wieder weit weg. Ich ließ
das gestrige Gespräch mit Rune noch einmal Revue passieren.
    Wir hatten auf der
Terrasse in der Sonne gesessen und geplaudert. Mit ihm konnte ich
über all die herrlichen Sommer in Schweden reden. Rune war
damals oft vorbeigekommen und hatte uns im Sommerhaus besucht. Er
erinnerte mich an viele Geschichten. Einmal fand ich am letzten
Ferientag eine Ringelnatter und wollte sie unbedingt mit nach Hause
nehmen. Es kostete meine Eltern viel Überredung, bis ich das
arme Tier auf die Wiese zurückbrachte.
    Mein Blick fiel auf
den Zettel, an der Kühlschranktür. Bevor er nach Jönköping
zurückgefahren war, hatte Rune seine Handynummer drauf
geschrieben und gesagt: »Min lila Sofie, wenn irgendwelche
Probleme auftauchen, rufst du mich an. Das musst du mir versprechen.
Ich komme dann sofort.«
    Ich hatte lachend
genickt: »Ja, Rune, wenn das Wasser nicht läuft oder das
Kaminholz ausgeht, melde ich mich.«
    Rune hatte mich
lange gemustert und dann den Kopf geschüttelt. »Nicht nur
,wenn das Wasser nicht läuft. Ich meine jedes Problem. Egal
welcher Art. Dann meldest du dich.«
    Dabei bedachte er
mich mit einem seltsamen Blick, der mich frösteln ließ.
Ich beeilte mich, die Tassen in den Geschirrspüler zu stellen
und stimmte zu, dass ich mich auf jeden Fall melden würde.
    Rune erklärte:
»Ich lasse dich wirklich nur ungern hier ganz allein. Ehrlich
gesagt, hatte ich gehofft, du würdest mit einer Freundin
herkommen. Die anderen Sommerhäuser stehen jetzt schon
wochentags leer. Nur am Wochenende kommen noch mal Leute her, um die
letzten schönen Tage zu nutzen oder ihre Häuser winterfest
zu machen.«
    »Ja, ich
verstehe«, antwortete ich. Doch ich hatte gar nichts
verstanden. Was sollte mir schon passieren?
    Ich goss mir einen
großen Schuss Milch in meinen Kaffee und rührte um. Dann
lenkte ich meine Gedanken wieder auf die Zukunft und überlegte,
was ich heute unternehmen wollte. Die Einkäufe waren erledigt,
im Schuppen lag genug Kaminholz und meine Sachen hatte ich gestern
schon ausgepackt und in den Kleiderschrank gehängt. Das Wetter
versprach wieder schön zu werden. Der Frühnebel hatte sich
verzogen und auf der Wiese glänzte der Tau in der Morgensonne.
Ich beschloss meine Angelausrüstung aus dem Schuppen zu holen
und das Ruderboot für einen Ausflug fertig zu machen. Dann würde
ich hinausfahren.
    Zunächst
wollte ich zum Fängen
rudern. Dort gab es einen wundervollen Naturstrand auf einer kleinen
Halbinsel. Früher waren Ben und ich oft mit dem Boot dort
gewesen und hatten gebadet. Der Strand fiel sanft ab und das Wasser
war glasklar. Wenn die Sonne schien, glitzerte es in einem warmen
Goldton. Ben und ich hatten den Strand unsere Karibik genannt. Einmal
waren wir sogar nachts mit der ganzen Familie durch den Wald dorthin
gelaufen, um am Strand ein Lagerfeuer anzuzünden. Es war
herrlich gewesen. Aber die Mücken hatten uns bald entdeckt. Ich
hatte 51 und Ben 43 Mückenstiche gehabt. Damals war ich sehr
stolz gewesen, dass ich mehr Stiche gehabt hatte als mein großer
Bruder. Ben hatte dafür mehr Fische gefangen, als ich. Aber ich
angelte immer den größten Fisch des Sommers und das
erkannte Ben auch neidlos an. Mein Vater machte dann stets lustige
Fotos von uns mit unserem Fang, bevor die Fische in der Pfanne
landeten.
    Ich lächelte
bei der Erinnerung in mich hinein und beschloss, zu unserem Strand zu
fahren. Rasch stellte ich meine Tasse ab und lief hinauf ins
Schlafzimmer, um meinen Badeanzug zu holen. Als ich wieder runter
kam, war Captain One Ear bereits durch die Katzenklappe in den Garten
entschwunden. Ich packte ein Handtuch, Sonnencreme und etwas zu
trinken in meine Strandtasche und verließ das Haus.
    Die Luft war
angenehm und trug schon den Geruch von Herbst in sich. Ich ging zum
Schuppen hinter dem Haus und hinterließ Fußabdrücke
im taunassen Gras. Dort kramte ich einen Lappen und eine Schöpfkanne
hervor. Das kleine Ruderboot musste erst mal vom Birkenlaub und
Regenwasser befreit werden. Zu guter Letzt prüfte ich noch den
Anker. Dann holte ich die Riemen aus dem Schuppen, verstaute meine
Tasche in einer Klappe unter der hinteren Sitzbank und legte die
Angelrute ins Boot. Ich wollte gerade die Vertäuung lösen
und ablegen, als ich mich plötzlich beobachtet fühlte. Ich
drehte mich um, und starrte in den Wald auf der anderen Seite des
Wassers. Doch nichts regte sich. Kein Lufthauch, kein Knacken im
Unterholz. Ich konnte mir das ungute Gefühl nicht
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