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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Autoren: Evelyn Boyd
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dröhnende Stimme aus dem Flur.
    Ich drehte mich um
und blickte in das Gesicht von Herrn Krångshult. Unzählige
Lachfältchen umrahmten seine Augen. Seine Haare waren grau
geworden, und doch erkannte ich in ihm sofort den alten Freund
unserer Familie wieder. Ich wollte ihm die Hand zur Begrüßung
reichen, doch Herr Krångshult runzelte die Stirn. »Willst
du mich beleidigen, Sofie?«
    Ich war verwirrt.
Hatte ich ihn richtig verstanden? Mein Schwedisch war scheinbar doch
nicht mehr so gut und Herr Krångshult sprach mit dem starken
Akzent der Südschweden. Noch bevor ich etwas entgegnen konnte,
hatte er seine Arme ausgebreitet und mich in dieselben geschlossen.
    Dieser Empfang tat
mir gut. Nun trat er eine Armlänge zurück und blickte mich
forschend an. »Mensch Mädchen, bist du groß
geworden!«
    »Es ist auch
schön, Sie wiederzusehen, Herr Krångshult, erwiderte ich
lächelnd.
    »Mädchen,
du magst nun eine junge Dame sein und ich ein alter Tattergreis, aber
das ist kein Grund mich zu siezen. Ich bin immer noch der alte Rune
von früher und du immer noch so etwas wie meine Enkeltochter.«
Er zwinkerte.
    »Also gut,
Rune«, gab ich mich geschlagen.
    Nun wurde Herr
Krångshult wieder ernst: »Erst einmal möchte ich dir
noch mein herzliches Beileid aussprechen. Ich konnte es gar nicht
glauben, als ich in deinem Brief von dem Unfall las.«
    »So geht es
mir auch.«
    »Meinst du
denn, es ist klug, gerade jetzt ganz allein hierher zu kommen? Du
solltest unter Leuten sein! Ich habe mich schon gefragt, ob es
richtig war, dir das Haus zu vermieten.«
    Heftig schüttelte
ich den Kopf. »Nein, ich kann die Gegenwart von vielen Menschen
nicht ertragen. Die Beerdigung war schon grausam genug. Ich will
meinen Kopf frei bekommen und …« Ich stockte und suchte
einen Augenblick nach den richtigen Worten. »Na ja, irgendwie
will ich versuchen, meine Gedanken zu ordnen. Ich musste einfach
raus. Außerdem fühle ich mich hier meiner Familie näher
als sonst irgendwo. Es ist auf eine seltsame Art tröstlich.«
    Rune schwieg eine
Weile und schien nachzudenken. Dann nickte er. »Ja, mein
Mädchen, was könnte besser geeignet sein, ein Herz zu
heilen, als ein Urlaub in Schweden?«
    Dankbar lächelte
ich Rune an. Beinahe wären mir wieder die Tränen gekommen.
Schnell blinzelte ich sie weg.
    Rune schien nichts
bemerkt zu haben, denn er fuhr fort: »Wenn du etwas brauchst,
dich allein fühlst oder einfach nur reden willst, rufst du mich
an. Das musst du mir versprechen.«
    Ich nickte.
    »Aber jetzt
mache ich uns erst mal eine gute Tasse Kaffee. Wollen wir den Kaffee
im Wintergarten oder hier in der Küche trinken?«
    »Am liebsten
auf der Terrasse«, antwortete ich betont munter.
    »Gut, hilfst
Du mir, den Tisch zu decken?« Rune öffnete den
Küchenschrank mit dem Kaffeebechern.
    Eifrig
machte ich mich ans Werk, glücklich, dass ich bleiben durfte.

2.
Kapitel
Stille Wasser sind tief

    Ich
erwachte nach einer traumlosen Nacht bereits in der ersten Dämmerung.
Das Bett war ungewohnt weich und ich fühlte mich etwas
zerschlagen. Vielleicht lag es auch nur an der langen Autofahrt vom
Vortag. Etwas Schweres lag auf meinen Füßen. Ich blinzelte
zweimal und blickte in die bernsteinfarbenen Augen von Captain One
Ear. Er machte keine Anstalten, sich zu erheben. Stattdessen drehte
er sich auf den Rücken. Ich kraulte ihn am Bauch. One Ear
räkelte sich. »Na, du alter Genießer. Komm, lass uns
aufstehen und Frühstück machen.« Der Kater sprang bei
dem Wort Frühstück
sofort aus dem Bett und lief eilig die Treppe hinunter. Frühstück
scheinen Katzen in allen Sprachen zu verstehen, dachte ich mir
lächelnd und folgte ihm hinunter. Jetzt war ich froh, dass ich
gestern doch noch nach Vaggerryd gefahren war und eingekauft hatte.
Rune hatte nämlich außer ein paar alten Keksen,
Katzenfutter und Kaffee nichts im Vorratsschrank gehabt. Ich setzte
Kaffee auf und gab dem Kater ein Schälchen mit Katzenfutter.
Auch wenn ich glaubte, dass er sich im Wald selbst versorgte, wollte
ich ihn nicht nur zugucken lassen, während ich mir selbst ein
Brot mit Moltebeerenmarmelade bestrich. Herzhaft biss ich in das
Brot. Ich hatte diese Marmelade immer geliebt und nahm mir vor, einen
ganzen Vorrat davon mit nach Hause zu nehmen. Doch jetzt wollte ich
noch nicht an die Rückreise denken. Ich schaltete das
altmodische Radio ein und lauschte dem schwedischen Moderator. Er
redete so schnell, dass ich kaum etwas verstand. So war ich kurze
Zeit später mit meinen
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