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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Autoren: Evelyn Boyd
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Zittern.
    »Natürlich und weil du ihn so liebst, willst du zulassen, dass er sterben muss? Du willst nicht einmal versuchen, ihn zu retten. Soweit ich mich entsinne, hat mein Cousin dich nicht im See sterben lassen, oder meine Hübsche?« Seine frostige Stimme ließ mein Blut erstarren.
    Eins zu null für ihn! Er hatte mich in eine Ecke bugsiert, aus der ich nicht mehr so schnell herauskam. Nicht, ohne den Mann, den ich liebte, im Stich zu lassen.
    »Warum willst du eigentlich unbedingt, dass ich ihn rette? Du bist doch auch ein Wassergeist!«
    »Du bist zwar nur ein Menschenmädchen, wenn auch ein extrem süßes Exemplar …«, fing er an zu erklären. Ich schnaubte und er fuhr fort: »…, aber dein Liebster ist schließlich mein Cousin. Ich will nicht, dass er wegen seinen – ohne Frage – lächerlichen Gefühlen zu dir sterben muss.«
    »Okay, was kann ich tun?« Ich seufzte.
    Hatte ich da etwas wie Triumph in seinen Augen aufblitzen sehen? Doch darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken machen.
    »Ich führe dich zu unserem See. Ich werde dafür sorgen, dass die ehrwürdigen Alten dich anhören. Alles andere liegt in deiner Hand.«
    »Glaubst du wirklich, sie werden auf mich hören?« Ich fühlte Panik in mir aufsteigen, bei dem Gedanken zum schwarzen See zurückkehren zu müssen, um mit bösen alten Wassergeistern zu verhandeln.
    Er zuckte nur die Schultern. »Das ist seit vielen Jahren nicht vorgekommen. Aber laut den ehrwürdigen Regeln müssen sie dich anhören.«
    »Den ehrwürdigen Regeln?«, fragte ich erstaunt. Warum hatte mir Kjell davon nichts erzählt? Ich hätte gern Näheres darüber erfahren, doch Kjells Cousin ergriff meine Hand und zog mich an sich. »Komm jetzt endlich, wir haben keine Zeit mehr!« Er führte mich den Rasen hinab zum Anleger.
    »Steig in dein Boot«, befahl er mir.
    »Und du?«, fragte ich.
    »Ich werde dich ziehen. Dann sind wir schneller.«
    Etwas verunsichert stieg ich ins Boot. Er löste das Seil und sprang elegant ins Wasser. Sein blonder Schopf tauchte kaum unter, da setzte sich das Boot in Bewegung. Ich starrte auf das Wasser und während die Landschaft an mir vorüberzog, wurde mir klar, dass er mich ausgetrickst hatte. Ich befand mich auf dem Weg zum schwarzen See.
    Wir erreichten den Zufluss schneller als mir lieb war. Der Himmel hatte sich weiter verdüstert. In der Ferne glaubte ich ein Donnergrollen zu hören, was alte Erinnerungen wachrief. Ich hatte den Weg bis zum schwarzen See eigentlich nutzen wollen, um mir meine Worte an die Wassergeister zu überlegen. Doch in meinem Inneren tobte ein emotionaler Orkan. Ich hatte immer noch keinen genauen Plan, als das Boot durch den schattigen Durchlass glitt. Die Zweige der tiefhängenden Birken schienen nach mir zu greifen und ich musste mich tief hinabbeugen, damit sie sich nicht in meinen Haaren verfingen. Plötzlich öffnete sich der Durchlass zum See und ich hielt den Atem an. Alles war wie in meiner Erinnerung und in meinen Träumen. Nur das die Wasseroberfläche spiegelglatt vor mir lag. Schwarz und unergründlich erstreckte sich der See vor mir. Kurz bevor mein kleines Boot in die Seerosen glitt, ließ der Zug am Seil nach.
    Mein Boot trieb mitten auf dem schwarzen See und ich schaute mich suchend um. Wo war Kjells Cousin? Was sollte ich jetzt tun?
    »Hallo?« rief ich zögernd. »Hallo, hört ihr mich? Ich möchte mit euch reden!«
    Nichts rührte sich. Ich kam mir ziemlich bescheuert vor, wie ich da so auf dem Boot saß. Was sollte ich tun? Eine gefühlte Ewigkeit verstrich, dann sah ich plötzlich einen kleinen Strudel vor mir. Der Strudel breitete sich schnell aus. Er wuchs und wuchs unaufhörlich weiter und erfasste auch mein Boot, das sich in Bewegung setzte und mich in die Mitte des Strudels trieb. Es war genau wie in meinen Albträumen. Worauf hatte ich mich da eingelassen! Wo war Kjells Cousin? Wo war Kjell? »Kjells Cousin!« rief ich. »Wo bist du?« Doch der blonde Wassergeist ließ sich nicht mehr blicken. Die Wasseroberfläche geriet immer mehr in Bewegung. »Ihr Kjells, hört mich an! Ich muss mit euch sprechen!«
    Niemand antwortete mir. Ich wusste nicht, ob sie mich nicht gehört hatten oder einfach nicht hören wollten. Mein Boot drehte sich jetzt wild um sich selbst. Das schwarze Wasser außerhalb des Strudels fing an zu brodeln.
    Es schien förmlich zu kochen. Ich klammerte mich hilflos am Boot fest.
    »Bitte, hört auf!« Mit Tränen in den Augen schrie ich hilflos gegen das Tosen des
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