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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Autoren: Evelyn Boyd
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Ufer. Schneller Sofie, schneller!«
    »Warum er?«, fragte ich außer Atem, während ich versuchte, so schnell wie möglich neben Kjell her zu schwimmen.
    »Scheinbar ist er von ihnen auserkoren, ihr Urteil zu vollstrecken. Du sollst sterben. Die anderen werden nicht aktiv eingreifen. So sind die Regeln.«
    »Warum ich? Ich dachte sie würden dir etwas tun.«
    »Ich habe dir doch gesagt, wir dürfen einander nicht töten. Außerdem wissen sie, dass mich dein Tod viel mehr strafen wird und jetzt hör auf zu fragen und schwimm!«
    Das blaue Leuchten hatte uns fast erreicht, als ich den Boden unter meinen Füßen spürte. Ich stand auf und wähnte mich schon in Sicherheit, als plötzlich etwas meinen Fuß packte und mich zurückriss. Ich fiel und wurde mit unglaublicher Geschwindigkeit unter Wasser gezogen. Noch im Fallen schrie ich nach Kjell und wenige Sekunden später füllten sich meine Lungen mit Wasser.
    Im nächsten Moment fühlte ich einen Ruck an meinem Handgelenk. Kjell versuchte mich wieder an die Wasseroberfläche zu ziehen. Kjell tauchte hinunter und hieb auf seinen Cousin ein. Dieser ließ mich kurz los, um sich nun seinerseits auf Kjell zu stürzen. Diesen Moment nutzte Kjell aus, um mich förmlich an Land zu schleudern. Ich schlug mit einiger Wucht mit dem Rücken gegen einen Baum und blieb einen Moment auf dem Waldboden liegen. Kjell steckte seinen Kopf aus dem Wasser und rief mir zu: »Sofie, steh auf und lauf! Lauf weg und dreh dich nicht um! Komm ja nicht mehr zurück! Lauf!«
    Ich wollte ihm antworten. Ihn rufen, dass ich an Land auf ihn warten würde. Ich hustete und sah wie die beiden Wassergeister miteinander rangen. Das Wasser um sie herum schimmerte opalblau. Kjell drehte sich noch einmal zu mir um und rief mir zu: »Hörst du, ich bitte dich, verschwinde endlich. Endgültig!«
    Dann tauchten beide in die Tiefe ab. Das Wasser war immer noch aufgewühlt und leuchtend.
    Ich stand am Ufer und zitterte. Das Wasser rann mir aus den Haaren hinab und meine Kleidung klebte nass an meiner Haut. Mir war verdammt kalt. Kjell hatte gesagt, ich sollte fortlaufen, aber meine Beine wollten sich nicht bewegen. Wie angewurzelt stand ich dort und starrte auf den schwarzen See. Die Wasseroberfläche toste. Der Wind war stärker geworden und der wolkenverhangene Himmel ließ den See noch düsterer erscheinen. Bis auf den hellblau leuchtenden Schein, der sich immer weiter von mir entfernte. Plötzlich erhellte ein grelles Licht den Himmel, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Ein Blitz! Das war tatsächlich ein Gewitter. Aber mich wunderte fast nichts mehr.
    »Bitte Kjell, komm zu mir«, flüsterte ich beschwörend. »Komm zu mir zurück! Ich kann nicht ohne dich sein.«
    Plötzlich erstarb das Leuchten und die Wasseroberfläche war von einem auf den anderen Moment spiegelglatt. Ein weiterer Blitz zuckte vom Himmel und erhellte den gesamten See. Jetzt konnte ich es sehen. Alle Seerosen färbten sie schwarz.
    »Nein!«, schrie ich verzweifelt über den See. »Kjell!« Ich fiel auf die Knie und weinte hemmungslos.
    Der Wind wehte mir mein Haar ins Gesicht. Dunkle Wolken hingen über dem Horizont und verdeckten den Mond. Der Schiffsmotor bollerte beruhigend vor sich hin. Die Wellen schlugen mit kleinen weißen Schaumkronen gegen die Fähre. Es war kalt an Deck. Die Arme fest um mich geschlungen, versuchte ich nicht zu zittern. Niemand außer mir stand draußen. Ja, ich hatte es geschafft. Ich war entkommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich auf die schwarzen Seerosen geblickt hatte. Immer noch hoffend, Kjell würde zurück an die Wasseroberfläche kommen, zurück zu mir, hatte ich mich umgedreht und war so schnell ich konnte fortgelaufen. Nun stand ich wieder an der Reeling. Ich blicke nicht zurück zu Schwedens Küste. Ich blickte auf das offene Meer vor mir. Es war mir nicht klar, wohin mich mein weiterer Weg führen würde. Nur eines wusste ich mit Sicherheit: mein Leben hatte sich für immer verändert. Ich begann leise meinen Lieblingssong zu singen und diesmal sang ich ihn für Kjell.
    »Sometimes I fear the reaper, sometimes, I am afraid to die. I think it‘s time to leave my loved one, I think itʼs time to say goodbye …«

Epilog
Midsommar

    Ein lauer Wind kam vom Wasser des Vättern herüber. Eva streckte die Beine im warmen Sand aus. Sie strich sich das lange rote Haar zurück und warf einen Blick zu dem Rest der Gruppe. Sie waren alle zusammen auf die Insel Visingsö gefahren, um das
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