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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Autoren: Evelyn Boyd
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stattdessen wenig einfallsreich. Meine Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten.
    »Ja, zu unserem See.« Er kam noch etwas näher zu mir heran. Ich fühlte mich wie benebelt. Sein Duft umgab mich und mir wurde bewusst, dass dies Teil seiner Verführungskunst war: Der unglaubliche Duft der Wassergeister nach Wasserlilien und dunkler Versuchung. Jetzt verstand ich auch, warum mich Kjell so oft besänftigen konnte, wenn ich sauer auf ihn gewesen war. Nur dass ich den Duft von Kjell geliebt hatte und immer wenn ich ihn roch, mich am liebsten in seine Arme gekuschelt hätte. Bei seinem Cousin war es komplett anders. Dieser Wassergeist betäubte mich mit seinem Geruch. Ich glaubte in einer Wolke ersticken zu müssen, die den Duft des Todes ausströmte. Ich wollte nur noch weg von ihm.
    »Niemals werde ich dir irgendwohin folgen und schon gar nicht zum schwarzen See. Für wie dumm hältst du mich?« Meine Angst verwandelte sich in Zorn. Alles war besser als Angst, entschied ich. Ich konnte wieder klar denken und schob ihn mit aller Kraft von mir fort.
    Wenn ich erwartet hatte, er würde dagegenhalten, hatte ich mich geirrt.
    Er ließ es passiv geschehen. Doch ich war mir durchaus bewusst, dass ich keinerlei Chance gegen ihn hatte, wenn er mir etwas antun wollte. Ich musste daran denken, dass Kjell diesem Dieb einfach mal so das Genick gebrochen hatte. Wenn sein Cousin auch nur annähernd über eine ähnliche Kraft verfügte, war ich verloren.
    Ihn schien die ganze Situation allerdings eher zu amüsieren.
    »Ts, ts, so ein böses Mädchen«, sagte er mit einer Spur von Spott in der Stimme. »Da stellt sich dein Liebster für dich gegen seine eigene Familie und du lässt ihn im Stich. Ich hatte wirklich gedacht, du würdest mit mir kommen und versuchen ihn zu retten.«
    »Kjell möchte, dass ich abreise. Ich folge nur seinem Wunsch!«, erklärte ich. »Außerdem glaube ich nicht, dass ich ihn vor irgendetwas retten muss.« Ich zwang mich, ruhig zu bleiben.
    »Weißt du, was sie mit ihm machen werden?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Was könnt ihr ihm schon antun?«, sagte ich mehr zu mir selbst. Aber ich wandte den Blick ab.
    »Sie werden ihn töten!« Es war nur ein Flüstern an meinem Ohr.
    Dennoch fuhr mein Kopf ruckartig hoch und ich sah in seine listig funkelnden Augen. Das war gar nicht gut!
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?« Mein Herz krampfte sich zusammen.
    »Sehe ich so aus, als würde ich Spaß machen?« Er blickte mich nun wieder todernst an. Jeglicher Spott war aus seiner Stimme verschwunden.
    »Nein, aber, aber sie werden ihm doch nichts antun! Er hat gesagt, Wassergeister dürfen einander nicht umbringen!« Meine Stimme war vor Aufregung eine Spur höher.
    »Wenn die Alten der Meinung sind, er habe die Familie verraten und unsere Existenz in Gefahr gebracht, dann werden sie ihn richten.«
    »Nein, das glaube ich nicht! Das hätte er mir doch gesagt. Du lügst mich an! Kjell hat mich gewarnt.« Ich versuchte das Chaos von Emotionen und Informationen in mir zu bewältigen.
    »Hat er das? Wirklich? Würde er sich nicht lieber opfern, um dich kleines Menschenmädchen zu retten?« Er beobachtete mich so kühl wie ein Forscher einen Schmetterling, kurz bevor er ihn mit einer Nadel aufspießte und ich wand mich wie ein hilfloses Insekt.
    »Du musst für ihn sprechen!«, beschwor er mich noch einmal.
    »Ich weiß nicht.« Ich war unsicher. Ich traute ihm nicht und doch hatte er Zweifel in mein Herz gesät. Was wenn die Wassergeister Kjell wirklich töten würden? Vermutlich rechnete er gar nicht damit. Oder er ist sich dessen durchaus bewusst und hat es mir bewusst verschwiegen.
    Kjells Cousin bemerkte sehr wohl meinen inneren Kampf. »Nur du kannst ihm noch helfen. Wenn du sie überzeugst, dass es eine wahre, aufrichtige Sache zwischen euch ist. Wenn du sie überzeugst, dass sie dir vertrauen können und du niemanden von uns berichtest, dann hat er vielleicht eine Chance.«
    Ich zögerte. Er deutete meine Zurückhaltung falsch.
    »Es sei denn du möchtest vielleicht, dass er stirbt. Vielleicht steht dir der Sinn ja bereits nach einem neuen Geliebten? Ihr Menschenmädchen seid ja sehr sprunghaft.«
    »Wie kannst du es wagen?«, fuhr ich ihn an. »Ich …, ich liebe Kjell!«
    »So du liebst ihn?« Er sprach die Worte fast mit Hohn aus. »Nun, dann sag mir, ist es wahre Liebe, wenn du den Mann, den du angeblich liebst, verrätst?«
    »Ich verrate ihn nicht!«, verteidigte ich mich, aber in meiner Stimme lag ein
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