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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Autoren: Evelyn Boyd
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Wassers an.
    Doch auch wenn die Wassergeister mich gehört haben mochten, so beruhigte sich die Wasseroberfläche nicht. Der Strudel schwoll weiter an und das Boot drehte sich immer schneller um seine eigene Achse. Schon neigte sich der Bug hinunter. Mir wurde schlagartig klar, dass ich mitsamt dem Boot in den Strudel des schwarzen Sees hinabgezogen werden würde, wenn nicht ein Wunder geschah. Vermutlich beabsichtigten die Wassergeister genau das. Aus dem Boot zu springen und zu versuchen, dem tödlichen Strudel durch Schwimmen zu entkommen, war sicherlich ebenso sinnlos, wie weiter im Boot zu sitzen und um Hilfe zu schreien. Ich rief dennoch aus Leibeskräften nach Kjell. Er tauchte nicht auf. Ob er überhaupt meine Rufe hörte? Vielleicht hatte seine Familie ihn bereits umgebracht und jetzt würden sie auch mich holen. Das Boot neigte sich nun gefährlich tief und das dunkle Wasser schwappte hinein. Ich hörte auf zu rufen und starrte wie gebannt auf den Sog vor mir. Das kleine Boot füllte sich nun rasch mit Wasser und ich traf eine Entscheidung. Ich konnte nicht einfach tatenlos sitzen bleiben und mich dem Strudel ausliefern. Ich sprang in den schwarzen See und versuchte mit aller Kraft zu entkommen. Der Sog erfasste meinte Beine und zog an mir. Es war als würden sich Schlingpflanzen um meinen Körper legen. So sehr ich mich auch anstrengte, ich kam dem rettenden Ufer keinen Meter näher. Hinter mit versank mein Ruderboot mit einem Gurgeln in der Tiefe.
    Nun hatte ich das Gefühl jemand hielt mich an der Jacke fest. Meine Arme wurden schwer. Ich konnte sie kaum mehr bewegen. Der Zug an meinen Beinen verstärkte sich und mit einem plötzlichen Ruck wurde ich nach unten gezogen.
    Ein Raunen und Rauschen klang in meinen Ohren, überall um mich herum war dunkles Wasser. Ich riss die Augen auf und versuchte etwas in der Finsternis zu erkennen. Immer tiefer wurde ich hinabgezogen. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht in Panik aufzuschreien und meine kostbare Luft aus den Lungen zu lassen. Auch wenn ich damit das Unvermeidliche nur wenige Augenblicke hinauszögerte. Plötzlich erkannte ich in der Tiefe ein hellblaues Leuchten. Es erfüllte den ganzen Boden des Sees. Zwischen den Stielen der Seerosen vermochte ich dunkle Schatten zu erkennen, die sich schnell hin und her bewegten. Ein Schatten kam auf mich zu und packte mich. Er legte seine Arme um mich und zog mich wie in einem Todestanz an sich. Ich erkannte das kalt lächelnde Gesicht des Cousins dicht vor mir. Ich hörte eine Stimme in meinem Kopf. Seine Stimme, aber sie sprach nicht zu mir, sondern zu den Schatten zwischen den Seerosen, die sich nun nicht mehr ganz so schnell bewegten.
    »Hier, ich habe sie euch gebracht, wie ihr es gewünscht habt!« Triumph lag in seinen Worten. Ich wusste, ich hätte ihm nicht trauen dürfen.
    Doch das spielte keine Rolle mehr, denn mir blieb nicht mehr viel Zeit darüber nachzudenken. Ich fühlte wie mir die Luft knapp wurde. Nur noch wenige Augenblicke, dann würde sich meine Lunge mit Wasser füllen und ich würde in seinen Armen ertrinken.
    In diesem Moment schoss einer der Schatten auf Kjells Cousin zu. Es war mein Kjell! Er riss ihn von mir los und schleuderte ihn mit aller Gewalt durch das Wasser. Ich hatte nicht gewusst, dass so etwas überhaupt möglich war. Doch bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte, umfasste er mich und zog mich im Eiltempo an die Wasseroberfläche. Auf dem Weg nach oben, wurde mir schwindelig, nur einem Atemzug. Ich wollte den Mund öffnen, ich konnte nicht länger die Luft anhalten. Meine Lungen brannten.
    »Halte durch, Sofie! Nur noch einen winzigen Augenblick! Gleich hast du es geschafft!« Beschwor mich Kjells Stimme in meinem Kopf. Ich glaubte die Besinnung zu verlieren, als wir endlich durch die Wasseroberfläche brachen. Ich schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land. Nie war mir sie mir so klar und köstlich vorgekommen. Ich zog sie gierig ein. Kjell hielt mich ganz fest. Ich fühlte mich schwach und ließ mich von ihm in den Armen an der Wasseroberfläche halten. Doch lange blieb uns nicht. »Komm, Kleines. Du musst fort von hier «, drängte er mich.
    »Kjell, du lebst!«, strahlte ich ihn glücklich an.
    »Natürlich lebe ich. Aber du wirst bald nicht mehr leben, wenn du noch lange bleibst. Wir müssen so schnell wie möglich ans Ufer. Bevor er dich bekommt.«
    Das Wasser hinter leuchtete mit einem Mal so hellblau, wie zuvor in der Tiefe.
    »Dreh dich nicht um! Sieh nur zum
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