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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten.
Autoren: Ephraim Kishon
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keine Philister, und zweitens schläft Amir mit einem stählernen Lineal unterm Kopfpolster. Es sind unsichere Zeiten.
    Seit dem Zwischenfall im Badezimmer trägt er offene Siegessicherheit zur Schau, läßt seine Mähne absichtlich über die Augen fallen und stößt mehrmals am Tage gegen diverse Möbelstücke.
    Einem bedrängten Vater bleibt unter solchen Umständen als letzte Hoffnung ein Gespräch unter vier Augen, von Mann zu Mann:
    »Was hast du eigentlich dagegen, dir die Haare schneiden zu lassen, mein Sohn?«
    »Ich trage sie lieber lang.«
    »Und warum?«
    »Dazu wachsen sie ja. Gott hat es so gewollt.«
    »Also dürften wir uns auch nicht die Nägel schneiden?«
    »Richtig.«
    Kein sehr überzeugendes Argument, das ich da gebraucht hatte. Ich muß intelligenter zu Werke gehen:
    »Wenn du so lange Haare trägst, werden dich die Leute für ein Mädchen halten.«
    »Ist es eine Schande, ein Mädchen zu sein?«
    »Nein. Aber du bist keines.«
    »Und dafür willst du mich bestrafen?«
    Es war nichts mit dem männlichen Gespräch.
    Ich bat die beste Ehefrau von allen zu einer vertraulichen Konferenz in die Küche, wo wir einen erfolgverheißenden Schlachtplan entwarfen. Wir würden ihm die Haare unter Narkose kürzen, beschlossen wir. Ich packe Amir von hinten und halte ihn eisern umklammert, während Mutter ihm ein chloroformgetränktes Taschentuch unter die Nase hält. Dann haben wir zehn Minuten Zeit für die Operation. Vielleicht können wir ihm bei dieser Gelegenheit auch die Zähne putzen. Und sogar seine Socken wechseln.
    Amir scheint etwas zu ahnen. Seit neuestem streicht er immer nur mit dem Rücken zur Wand durchs Haus, eine Hand in der Tasche. Sollte er bewaffnet sein?
    Höchste Zeit, daß es zu einem offiziellen Friedensschluß kommt.

Mit den Frauen geht es aufwärts
     
     
     
    In der letzten Zeit mußte ich an mir ein beunruhigendes physiologisches Phänomen feststellen: ich schrumpfe. An sich ist das bei Personen von intellektueller Prägung nichts Außergewöhnliches, zumal wenn sie älter sind als vierzig Jahre. Ich jedoch verliere in einem noch nicht dagewesenen Ausmaß an Höhe. Seit meiner Erschaffung galt ich immer als hochgewachsener Mann und konnte mit den meisten meiner Mitmenschen von oben herab verkehren – jetzt verringere ich mich mit einer Schrumpfungsrate von 1,3 mm im Monat. Bis vor kurzem wußte ich zum Beispiel mit absoluter Sicherheit, daß ich, bequem in meinem Stuhle lümmelnd, die Frisur der besten Ehefrau von allen direkt in Augenhöhe hatte, wenn sie vor mir stand. Im Januar dieses Jahres traf mein Blick im Sitzen nur noch auf ihre Stirne, im März standen wir einander Aug in Aug gegenüber, und seit April reiche ich ihr bestenfalls bis zum Kinn. Wenn das so weitergeht, werde ich ihr demnächst wie ein ungezogenes Kind unter den Armen durchschlüpfen. Das ist ein peinlicher Gedanke, besonders im Hinblick auf unsere ungezogenen Kinder.
    »Liebling«, wagte ich endlich zu bemerken, »möchtest du nicht endlich aufhören, diese verdammten neumodischen Schuhe zu kaufen?«
    »Warum? Sie sind doch sehr hübsch!« lautete die unwidersprechliche Antwort der besten Ehefrau von allen. Ich war also zu einem Zwergendasein verurteilt, nur weil die internationale Mafia der Schuhfabrikanten beschlossen hatte, die Absätze und Sohlen der weiblichen Erdbevölkerung in direkter Proportion zur Abwertung des Dollars zu erhöhen. Wenn meine Frau in ihrem Maxirock neben mir auf der Straße geht, sieht niemand, wie es um ihre Schuhe bestellt ist; die Leute sehen nur eine schlanke, große Frauensperson und neben ihr einen brillentragenden Gnom. Jeder Blick in den Spiegel erschüttert mich aufs neue. Und in der Abenddämmerung gehe ich mit meiner Frau überhaupt nicht mehr aus, weil mich die Schatten, die wir aufs Pflaster werfen, zutiefst deprimieren.
    Die beste Ehefrau von allen tut, als merke sie nichts:
    »Sei nicht kindisch«, sagt sie. »Gewöhn’ dir endlich deine lächerlichen Minderwertigkeitsgefühle ab.«
    Natürlich habe ich Minderwertigkeitsgefühle. Wie sollte ich nicht. Ein Mann von meiner Statur – um nicht zu sagen: von meinem Format – ist plötzlich gezwungen, zu seiner Frau aufzublicken! Und sie versäumt keine Gelegenheit, mich diese beschämende Neuordnung fühlen zu lassen. Sie bückt sich demonstrativ, wann immer sie eine Türe durchschreitet. Der Elevationsquotient ihrer jüngst erworbenen Fußbekleidung beläuft sich auf 12 cm, und die internationalen Schuhgangster
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