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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten.
Autoren: Ephraim Kishon
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das Konzert schon Tage zuvor ausverkauft.
    Gestern verlautbarte die Tagespresse, daß Frankie nur eine halbe Stunde lang singen würde. Der Kinderchor von Ramat-Gan, die Tanzgruppe des Kibbuz Chefzibah und Rezitationen eines Cousins des Veranstalters würden das Programm ergänzen.
    »Gut so«, stellte die beste Ehefrau von allen nüchtern fest. »Mehr als eine halbe Stunde mit Frankie könnte ich ohnehin nicht aushalten. Es wäre zu aufregend…«
    Unter diesen Umständen verzichtete ich darauf, das Konzert zu besuchen. Meine Frau versteigerte die zweite Karte unter ihren Freundinnen. Für den Erlös kaufte sie sich ein Paar mondäne Schuhe (neuestes Modell), mehrere Flaschen Parfüm und eine neue Frisur.
    Zum Abschluß dieses traurigen Kapitels gebe ich noch den wahren Grund bekannt, warum ich mich entschloß, zu Hause zu bleiben. Es war ein Alptraum, der mich in der Nacht vor dem Konzert heimgesucht hatte:
    Ich sah Frankie auf die Bühne kommen, umbrandet vom donnernden Applaus des überfüllten Saals… Er tritt an die Rampe… verbeugt sich… das Publikum springt von den Sitzen… Hochrufe erklingen, die Ovation will kein Ende nehmen… Frankie winkt, setzt das Lächeln Nr. 18 auf… Jetzt fallen die ersten Damen in Ohnmacht… Frankie winkt abermals… Und jetzt, was ist das, die Lichter gehen an, jetzt steigt er vom Podium herab und kommt direkt auf die neunzehnte Reihe zu…nein, nicht auf mich, auf meine Frau… schon steht er vor ihr und sagt nur ein einziges Wort… »Komm!« sagt er, und seine erstklassigen Zähne blitzen… Die beste Ehefrau von allen erhebt sich schwankend…
    »Du mußt verstehen, Ephraim«, sagt sie… und verläßt an seinem Arm den Saal.
    Ich sehe den beiden nach. Ein schönes Paar, das läßt sich nicht leugnen.
    Wenn meine Frau nicht diese neuen Schuhe genommen hätte, wären die beiden sogar gleich groß.

Karriere beim Fernsehen
     
     
     
    Bevor die große Wende in meinem Leben eintrat, war es in farblose Anonymität gehüllt. Nur äußerst selten glückte es mir, eine Art öffentlicher Anerkennung zu erringen – zum Beispiel, als die von mir verfaßte »Hebräische Enzyklopädie« (2 Bände) in der Rubrik »Büchereinlauf« einer vielgelesenen Frauenzeitschrift besondere Erwähnung fand: »E. Kish. Hebr. Enz. 24 Bd.« Ferner entsinne ich mich, während einer meiner Sommerurlaube den Kilimandscharo bezwungen zu haben, und wenn der Reuter-Korrespondent damals nicht die Grippe bekommen hätte, wäre ich bestimmt in den Rundfunknachrichten erwähnt worden. Ein paar Jahre später komponierte ich Beethovens 10. Symphonie und bekam eine nicht ungünstige Kritik in der »Bastei-Ecke« einer jiddischen Wochenzeitung. Ein anderer Höhepunkt meines Lebens ergab sich, als ich ein Heilmittel gegen den Krebs entdeckte und daraufhin vom Gesundheitsminister empfangen wurde; er unterhielt sich mit mir volle sieben Minuten, bis zum Eintreffen der Delegation aus Uruguay. Sonst noch etwas? Richtig, nach Erscheinen meiner »Kurzgefaßten Geschichte des jüdischen Volkes von Abraham bis Golda« wurde ich vom Nachtstudio des Staatlichen Rundfunks interviewt. Aber für den Mann auf der Straße blieb ich ein Niemand.
    Und dann, wie gesagt, kam die große Wende.
    Sie kam aus blauem Himmel und auf offener Straße. Ein Kind trat auf mich zu, hielt mir ein Mikrophon vor den Mund und fragte mich nach meiner Meinung über die Lage. Ich antwortete:
    »Kein Anlaß zur Besorgnis.«
    Dann ging ich nach Hause und dachte nicht weiter daran. Als ich mit der besten Ehefrau von allen beim Abendessen saß, ertönte plötzlich aus dem Nebenzimmer – wo unsere Kinder vor dem Fernsehschirm hockten und sich auf dem Fußboden verköstigten – ein markerschütternder Schrei. Gleich darauf erschien der Knabe Amir in der Tür, zitternd vor Aufregung.
    »Papi!« stieß er hervor. »Im Fernsehen… Papi… du warst im Fernsehen…!«
    Er begann unartikuliert zu jauchzen, erlitt einen Hustenanfall und brachte kein Wort hervor. Der Arzt, den wir sofort herbeiriefen, wartete gar nicht erst, bis er ins Zimmer trat. Schon auf der Stiege brüllte er:
    »Ich hab Sie gesehen! Ich hab gehört, was Sie im Fernsehen gesagt haben! Kein Anlaß zur Besorgnis!«
    Jetzt erinnerte ich mich, daß neben dem Mikrophonkind noch ein anderes mit einem andern Gegenstand in der Hand postiert gewesen war und daß irgend etwas leise gesurrt hatte, während ich mich zur Lage äußerte.
    In diesem Augenblick ging das Telefon.
    »Ich danke Ihnen«,
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