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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten.
Autoren: Ephraim Kishon
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in Zürich drohen uns bereits ein Modell mit einer Absatzhöhe von 20 cm an. Wie soll sich ein Mensch von natürlichem Wachstum gegen diesen Unfug behaupten?
    Auch das allgemeine Straßenbild hat sich dementsprechend verändert. Wohin das Auge fällt, sieht man Schwärme riesenhafter Amazonen, wahre Gullivers in Weibsgestalt, zwischen denen männliche Liliputaner vorsichtig umhertrippeln und scharf achtgeben müssen, um nicht von ihnen zertreten zu werden. Nur in den Restaurants ist die Lage halbwegs erträglich geblieben. Dort, während sie sitzen, halten die Frauen noch die traditionelle Position, die unsere Gesellschaftsordnung ihnen zuweist. Aber wenn sie aufstehen, gnade uns Gott…
    Mein Nachbar Felix Selig ist von Haus aus einen Kopf größer als seine Gattin Erna. Das heißt, er war es. Gestern sah ich Erna in der Türe stehen und hörte sie rufen:
    »Felix, wo bist du?«
    Felix stand dicht vor ihr, auf lächerlich flachen Schuhsohlen. Er mußte in die Höhe springen, um von ihr überhaupt bemerkt zu werden.
    Es ist sehr schwer, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Wenn unsere Frauen zu Hause von ihren Kothurnen heruntersteigen, hat man immer das Gefühl, daß sie in die tiefe Kniebeuge gehen. Vergangene Nacht beobachtete ich meine Frau, wie sie sich auf halbmast hißte. Besaß sie überhaupt Beine? Oder ist alles an ihr nur noch Schuh?
    Und ist es das, wofür die Frauenemanzipation kämpft?
    Soviel ich weiß, kämpft sie für die Gleichberechtigung der Frauen. Aber was wäre das für eine Gleichberechtigung, wenn der eine Teil oben auf dem Bergesgipfel thront und der andere tief unten im Tale hockt?
    Neuerdings habe ich zu einer Gegenmaßnahme gegriffen. Wenn zwischen uns ein ehelicher Disput ausbricht, springe ich mit affenartiger Behendigkeit auf den Tisch und führe das Gespräch von dort aus, um mich als gleichrangig zu erweisen. Auch trainiere ich das Gehen auf Stelzen. Stehen kann ich schon.

Berufssorgen mit Amir
     
     
     
    Sooft mein Blick in der letzten Zeit auf meinen langbeinigen, rothaarigen Sohn Amir fällt, überkommt mich die Sorge, welchen Beruf er ergreifen soll. Die Entscheidung läßt sich nicht mehr lange aufschieben. Er wird bald dreizehn, und obwohl die hoffentlich zahlreichen Schecks, die er zur Feier seiner Bar-Mizwah einheimsen wird, ihm und seinen geplagten Eltern eine freundliche Zukunft sichern müßten, läßt es sich auf die Dauer nicht umgehen, einen passenden Beruf für ihn auszusuchen. Aber welcher Beruf paßt für ihn?
    Amirs undurchdringliche Wesensart läßt nicht die leiseste Vorliebe für eine bestimmte Art des Broterwerbs erkennen. Andere Kinder kommen zu ihren Eltern und teilen ihnen rechtzeitig mit, daß sie Autobusfahrer werden wollen oder Zuckerbäcker, Ministerpräsidenten, Löwenbändiger, Generäle – was immer. Nicht so Amir. Als sein Lehrer ihn neulich fragte: »Was willst du einmal werden, Amir?« antwortete er ohne nachzudenken:
    »Tourist.«
    »Das ist kein Beruf«, unterrichtete ihn der Lehrer.
    »Nicht? Dann bleibe ich ein Kind.«
    Dieser Vorsatz verriet zweifellos eine philosophische Einstellung zum Leben und schien ihn somit für die Philosophenlaufbahn zu prädestinieren. Aber wieviel verdient so ein Philosoph? Wo rangiert er in der Einkommensskala unserer Gesellschaft? Und vor allem: Muß er Empfangsbestätigungen ausstellen? Eines steht fest: Unser Sohn soll keinen Beruf ergreifen, der ihn zur Ausstellung von Empfangsbestätigungen nötigt, denn das könnte ihn in Schwierigkeiten mit der mörderisch hohen israelischen Einkommenssteuer bringen. Oder wie seine Mutter es formulierte:
    »Der ideale Beruf ist, wenn man die Einnahmen als Spesen absetzen kann.«
    Aus dieser Erwägung sowie im Hinblick auf Amirs manuelle Geschicklichkeit beschlossen wir, entweder einen Maurer oder einen Gynäkologen aus ihm zu machen. Wir kamen jedoch bald wieder davon ab, weil der erste dieser beiden Berufe gefährlich ist – man muß auf Leitern steigen, und das sieht Mutti nicht gerne –, der zweite hingegen könnte ihn langweilen oder aufregen; weder das eine noch das andere erschien uns wünschenswert.
    Amirs einzig konstruktiver Gegenvorschlag lautete:
    »Billetteur im Kino.«
    Und damit ließ sich nicht viel anfangen.
    Wenn er wenigstens musikalisch wäre! Dann könnte er Klavierstimmer werden und 150 Pfund für die halbe Stunde kassieren, bitte in bar, danke, auf Wiedersehen.
    Oder wenn er eine andere künstlerische Neigung hätte, beispielsweise zum Malen!
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