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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten.
Autoren: Ephraim Kishon
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holt die halbe Million ab und braucht bis ans Ende seiner Tage nicht mehr zu arbeiten. Na und? Wo steht geschrieben, daß man nur Suppen und Rasierklingen über ihrem Wert verkaufen darf, aber keine Sänger? Ich gönne ihm das Geld von Herzen.
    Was ich ihm mißgönne, sind seine Erfolge beim weiblichen Geschlecht.
    Wenn die Großen der Flimmerleinwand, des Fernsehens, der Konzertsäle und der Schallplattenindustrie das Bedürfnis haben, jede Nacht mit einer anderen wohlproportionierten Blondine zu verbringen, so ist das ganz und gar ihre Sache. Und wenn ihnen immer wieder die erforderlichen Damen zum Opfer fallen, so sympathisiere ich mit den Opfern. Sie können sich nicht helfen. Sie werden von diesen unwiderstehlichen Muskelprotzen mit der athletischen Figur, vor diesen Charmeuren mit dem betörenden Lächeln, vor diesen Elegants mit dem verheißungsvollen Mienenspiel ganz einfach bewußtlos und schmelzen dahin. Schön und gut. Aber Frankie? Diese unterernährte Zitrone? Was ist an ihm so großartig? Das soll man mir endlich sagen!
    »Ich weiß es nicht«, sagte die beste Ehefrau von allen. »Er ist… er ist göttlich… Nimm die Hand von meiner Gurgel!«
    Göttlich. Das wagt mir meine gesetzlich angetraute Lebensgefährtin ins Gesicht zu zwitschern. Ich halte ihr die heutige Zeitung mit dem Bild des runzligen Würstchens unter die Augen:
    »Was ist hier göttlich? Bitte zeig’s mir!«
    »Sein Lächeln.«
    »Du weißt, daß in Amerika die besten künstlichen Gebisse hergestellt werden. Was weiter?«
    Meine Frau betrachtet das Bild. Ihre Augen umschleiern sich, ihre Stimme senkt sich zu einem verzückten Raunen:
    »Was weiter, was weiter… Nichts weiter. Nur daß er auch noch singen kann wie ein Gott.«
    »Er singt? Dieses Foto singt? Ich sehe einen weit aufgerissenen Mund in einem läppischen Dutzendgesicht, das ist alles. Wer singt hier? Hörst du Gesang?«
    »Ja«, haucht die beste Ehefrau von allen und entschwebt.
    Zornig verlasse ich das Haus und kaufe zwei Eintrittskarten zum ersten Konzert. Ich möchte das Wunder persönlich in Augenschein nehmen.
    Meine Frau schlingt die Arme um mich und küßt mich zum erstenmal seit vielen Stunden:
    »Karten für Sinatra… für mich…!«
    Und schon eilt sie zum Telefon, um ihre Schneiderin anzurufen. Sie kann doch nicht in alten Fetzen zu einem Sinatra-Konzert gehen, sagt sie.
    »Natürlich nicht«, bestätige ich. »Wenn er dich in deinem neuen Kleid in der neunzehnten Reihe sitzen sieht, hört er sofort zu singen auf und – «
    »Sprich keinen Unsinn. Niemand unterbricht sich mitten im Singen. Da sieht man, daß du nichts verstehst…«
    Ich brachte Bilder von Marion Brando, von Curd Jürgens und von Michelangelos »David« nach Hause. Sie wirkten nicht. Nur Frankie wirkt. Nur Frankie. »Sah Liebe jemals mit den Augen? Nein!« heißt es bei Shakespeare, der kein Frankophiler war.
    Am nächsten Tag entnahm ich der Zeitung eine gute Nachricht und gab sie sofort an meine Frau weiter:
    »Dein Liebling Frankenstein bestreitet nur das halbe Programm. Nur eine Stunde. Die andere Hälfte besteht aus Synagogalgesängen und jemenitischen Volksliedern. Was sagst du dazu?«
    Die Antwort kam in beseligtem Flüsterton:
    »Eine ganze Stunde mit Frankie… Wie schön…«
    Ich nahm das Vergrößerungsglas zur Hand, das ich auf dem Heimweg gekauft hatte, und unterzog Frankieboys Foto einer genauen Prüfung:
    »Seine Perücke scheint ein wenig verrutscht zu sein, findest du nicht?«
    »Wen kümmert das? Außerdem singt er manche Nummern im Hut.«
    Im Hut. Wie verführerisch. Wie sexy. Wahrscheinlich wurde der Hut eigens für ihn entworfen, mit Hilfe eines Seismographen, der die Schwingungen weiblicher Herzbeben genau registriert. Er hat ja auch eine ganze Schar von Hofschranzen und Hofschreibern um sich, von denen die Presse mit wahrheitsgemäßen Schilderungen seiner Liebesabenteuer versorgt wird. Überdies befinden sich in seinem Gefolge fünf junge Damen, die sich geschickt unter den Zuschauern verteilen und beim ersten halbwegs geeigneten Refrain in Ohnmacht fallen, was dann weitere Ohnmachtsanfälle im weiblichen Publikum auslöst. Sein Privatflugzeug enthält ferner Ärzte, Wissenschaftler und Meinungsforscher, ein tragbares Elektronengehirn, einen Computer, Ton- und Stimmbänder, drei zusammenlegbare Leibwächter, einen Konteradmiral und zahlreiche Nullen, darunter ihn selbst.
    Obwohl ich die Häusermauern unserer Stadt mit der Aufschrift FRANKIE GO HOME! bedeckt hatte, war
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