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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten.
Autoren: Ephraim Kishon
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Meine Frau starrte mich ungläubig an. Sie konnte es nicht fassen, daß ich mit leeren Händen gekommen war. Dann brach sie in konvulsivisches Schluchzen aus:
    »Also so einer bist du. So behandelst du mich. Einmal in der Zeit könntest du mir eine kleine Freude machen – aber das fällt dir ja gar nicht ein. Pfui, pfui, pfui. Geh mir aus den Augen. Ich will dich nie wieder sehen…«
    Erst als sie geendet hatte, griff ich in die Tasche und zog die goldene Armbanduhr mit den Saphiren hervor.
    Kleiner, dummer Liebling.

Amir und der Computer
     
     
     
    Einem Neueinwanderer wie mir können seltsame Dinge passieren. Zum Beispiel kann er eines Morgens erwachen und sich mit zufriedenem Lächeln an den soeben geträumten Traum erinnern, in dem er mit seiner Großmutter im fernen ungarischen Provinzstädtchen Hodmezövasärhely fließend hebräisch gesprochen hat. Das ist, meiner Meinung nach, der höchste Gipfel der Akklimatisierung. (Der zweithöchste wäre, daß einem die israelische Küche zu schmecken beginnt.)
    Jedenfalls tut es gut, von Zeit zu Zeit im Hasten des Alltags innezuhalten und sich zu fragen, ob von den vergangenen Zeiten des ungarischen Exils außer dem Akzent noch etwas übriggeblieben ist.
    Die vor kurzem von mir veranstaltete Herzensprüfung ergab als einziges Resultat, daß ich nur ungarisch dividieren kann. Addieren und subtrahieren kann ich bereits hebräisch, auch mit dem Multiplizieren klappt es halbwegs, aber die Division, das weiß jedes Kind, ist eine ungarische Domäne. Ich staune immer wieder, daß es Menschen gibt, die sich ohne ungarische Sprachkenntnisse auf diesem Gebiet zurechtfinden.
    Meinem Sohn Amir gelingt das ohne Mühe, es sei denn, daß er gelegentlich seinen Vater zu Hilfe ruft, wenn er mit der mathematischen Hausaufgabe nicht weiterkommt. Ich pflege dann das mir gestellte Problem im Kopf und in Eile ungarisch zu berechnen und verlautbare das Ergebnis in der Sprache der Bibel, vorausgesetzt, daß ich überhaupt zu einem Ergebnis gelange, was durchaus nicht immer der Fall ist. Weit häufiger muß ich meinen Zweitgeborenen darauf hinweisen, daß Hausaufgaben nicht dazu da sind, unter Mitwirkung des Familienoberhauptes gemacht zu werden.
    »Setz dich schön hin und konzentrier dich«, lautet mein pädagogischer Ratschlag.
    Es wäre ja auch eine völlig verfehlte Erziehungsmethode, ihm Einblick in die Tatsache zu gewähren, daß ich zwischen einem echten und einem unechten Bruch nicht unterscheiden kann, geschweige denn zwischen einer arithmetischen und einer geometrischen Reihe.
    »Papi«, fragt Amir, »ist es möglich, eine Grundziffer auch als Dezimalbruch auszudrücken?«
    »Möglich ist alles«, antworte ich. »Es ist eine Frage der Willenskraft. Geh in dein Zimmer.«
    Diese Dezimalbrüche werden mich noch in den Wahnsinn treiben. Amirs Übungsbuch strotzt von ihnen. Alles wird dort gebrochen, alles ist ein Siebzehntel von irgend etwas anderem oder achtunddreißig Hundertneuntel. Ich habe sogar einen Bruch namens 8/6371 entdeckt, ein deutliches Symptom unserer zerbröckelten Gesellschaftsordnung. Was soll das. In meinem Alter will man nicht unausgesetzt an die ungelösten Probleme der Jugend erinnert werden. Man will seine Ruhe haben.
    Und dann, urplötzlich, wird in Japan ein Raumforschungs-Institut gegründet und produziert einen Taschencomputer. Dieser Miniaturapparat vom Umfang einer gut entwickelten Zündholzschachtel löst die kompliziertesten Rechenaufgaben im Kopf und hat den enormen wissenschaftlichen Vorteil, daß man ihn ohne Schwierigkeit durch den Zoll schmuggeln kann.
    Ein Exemplar dieses japanischen Wunders steht jetzt griffbereit auf meinem Schreibtisch. Wann immer ich einer mathematischen Herausforderung begegne, spiele ich auf seiner Tastatur wie auf einem wohltemperierten Klavier. Ich erfinde sogar schwer lösbare Probleme, wie etwa:
    378,56973 =
63,41173
     
    In der Vor-Computer-Zeit hätte ich beim bloßen Anblick einer solchen Ziffernansammlung einen Tobsuchtsanfall erlitten, und wenn meine Zukunft von der Lösung dieser Aufgabe abhängig gewesen wäre, hätte ich gesagt: Nehmt meine Zukunft und laßt mich in Frieden. Seit ich die Wunderschachtel besitze, schreckt mich nichts mehr. Ich drücke auf ein paar Knöpfe, und die Antwort ist da.
    Leider ist auch mein Sohn Amir dahintergekommen, wie einfach das Leben sein kann. Mit dem tierhaften Instinkt des Kindes hat er entdeckt, welche Erleichterungen der technische Fortschritt auch für ihn bereit
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