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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse
Autoren: C Bomann
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Kleid grinste mich an.
    »Du bist Sina, nicht?«
    Ich nickte.
    »Ich bin Klara, Ivys Freundin. Sie sagte, dass du kommen würdest. Komm mit!«
    Verdattert folgte ich Klara nach oben. Ihr Kleid raschelte so, als ob sie durch Herbstlaub liefe. Eigentlich wollte ich ja nicht hinschauen, doch als ich nach oben sah, bemerkte ich, dass sie lange Unterhosen trug. Solche, wie man sie in alten Filmen sah, mit Spitze an den Beinen!
    Ivys Zimmer war ein großes Durcheinander aus Spitze, Tüll, Petticoats und Schleifen. Beim Eintreten rutschte ich beinahe auf einem leeren Kleidersack aus, der vor der Tür lag.
    »Hey!«, rief Ivy aus der einzigen Ecke, wo kein Kleid zu finden war. »Sorry, dass es hier so unordentlich aussieht. Klara ist vorbeigekommen und hat mir ein paar neue Modelle gezeigt. Ihre Mutter hat einen Laden für Gothickleider, Klara hat sie heimlich mitgenommen.«
    Na, wenn das ihre Mutter erfuhr!
    »Du kriegst doch keinen Ärger deswegen, oder?«, fragte Ivy ihre Freundin, die sich gerade vor dem Spiegel drehte.
    »Keine Sorge, meine Mum ist auf Dienstreise. Ich bringe die Kleider zurück, bügele sie, wenn es sein muss, und sie merkt überhaupt nichts. Hey, wie wäre es, wenn du eins davon anziehst?« Klara wandte sich um und musterte mich von Kopf bis Fuß, als wollte sie meine Kleidergröße abschätzen.
    Ich sah auf meine Uhr. Viertel nach zwei.
    »Ja, komm Sina, das ist lustig«, hakte Ivy ein. »Du kannst kein Lolitakleid nähen, wenn du noch keins getragen hast.«
    »Du willst ein Kleid nähen?«, fragte Klara.
    »Ich will bei einem Wettbewerb mitmachen«, sagte ich.
    Klara schnappte nach Luft. »Ein Wettbewerb? Und warum wissen wir nichts davon?«
    »Das ist nichts für uns«, winkte Ivy leichthin ab. »Es gibt eine Reise in ein Kreativ-Sommercamp zu gewinnen. Da sind nicht mal Cosplayer.«
    Klara atmete erleichtert auf. »Ach so, ich dachte schon, ich hätte was verpasst.« Sie zog ein rosa Kleid mit schwarzen Seidenschleifen aus dem Tüllgewirr und hielt es vor meine Brust. »Das würde dir super stehen.«
    Ivy klatschte in die Hände. »Ja, zieh es an! Nebenan ist mein Badezimmer, da schaut dir keiner was ab.«
    Ehe ich es mir versah, stand ich in Ivys Bad, das im Gegensatz zu ihrem Zimmer sehr modern eingerichtet war. Der Spiegel war riesig! Ich bezweifelte, dass das Kleid gut an mir aussehen würde, aber Ivy zuliebe zog ich es an. Als ich die Knöpfe geschlossen hatte, betrachtete ich mich.
    Ein bisschen sah ich wie bei meiner Einschulung aus, da hatte ich auch ein rosa Kleid getragen, allerdings mit weißen Rüschen. Davon abgesehen passte das Kleid perfekt. Und es sah auch nicht schlecht aus. Okay, ich würde damit nirgendwo hingehen, aber ich fühlte mich irgendwie anders.
    »Na, was ist, kommst du zurecht?«, rief Ivy aus ihrem Zimmer.
    Sollte ich vielleicht so tun, als hätte ich es nicht zubekommen? Nein, dann würden die beiden sicher hier reinstürmen und versuchen, mich irgendwie in das Kleid zu zwängen.
    »Ja, alles okay«, antwortete ich und verließ das Badezimmer. Wahrscheinlich würden sich die beiden kaputtlachen. Aber vielleicht konnten wir dann weitermachen …
    Ivy und Klara saßen auf dem Bett. Inzwischen hatten sie sich ebenfalls umgezogen. Klara steckte in einem schwarzen Kleid mit Matrosenkragen, Ivy trug ein schneeweißes Kleid mit Stehkragen. Okay, nicht nur ich sah aus wie bei der Einschulung.
    »Das sieht gut aus!«, platzte Ivy heraus. »Du hast echt die Figur dafür.«
    »Meinst du wirklich?« Ich blickte skeptisch an mir herab. Unter dem mit Tüll gefütterten Rock waren meine Füße nicht zu sehen. Irgendwie kam ich mir furchtbar albern vor und wäre am liebsten zurück ins Bad gelaufen und hätte mir das Kleid vom Leib gerissen. Doch da packte mich Ivy bereits und rief Klara zu: »Mach ein Foto von uns!«
    Auweia, wenn sie das nun in der Schule rumzeigte? Norman und seine Kumpels hätten dann noch mehr Material, um mich zu ärgern. Doch da blitzte es schon. Keine Ahnung, was ich für ein Gesicht gezogen hatte, aber es war im Kasten.
    »Das mit dem Fotografieren müssen wir aber noch üben.« Klara runzelte die Stirn, dann kam sie zu mir, um mir das Bild zu zeigen. Mein Gesichtsausdruck war wirklich zum Fürchten − doch hey, das Kleid sah an mir tatsächlich nicht schlecht aus.
    »Los, machen wir noch ein Foto«, schlug Ivy vor. »Sina hatte ja überhaupt keine Zeit, um sich in Pose zu stellen.«
    Pose? Was meinte sie damit? Wieder hob Klara die Kamera. Diesmal
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