Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse
Autoren: C Bomann
Vom Netzwerk:
auf den kleinen Zipfel des Fotos, der aus der Mappe hervorlugte.
    Doch plötzlich war es, als würde eine Stimme zu mir
sprechen. Nein, ich wurde nicht verrückt, es war eher
ein Gedanke, der mich nicht wieder losließ: Du hast eine
einmalige Chance, endlich das zu tun, worauf du Lust hast! Lass sie nicht ungenutzt verstreichen, sonst ärgerst du dich womöglich dein Leben lang.
    Mit einem Mal war meine Lust, am Sommercamp teilzunehmen, wieder da. Das mit Mona würde ich schon irgendwie hinbiegen. Mit Mappe und Stoffmustern setzte ich mich an den Schreibtisch und machte mich an die Arbeit, bis Mama zum Essen rief.

Streitigkeiten
    Obwohl ich zuversichtlich war, dass ich das mit Mona wieder in Ordnung bringen konnte, ging ich am nächsten Morgen mit Bauchkneifen zur Schule. Nachdem Mona auch am Abend nicht auf meine SMS geantwortet hatte, befürchtete ich das Schlimmste. Wahrscheinlich war sie stinksauer auf mich.
    »He, Birnbaum, wieder in der Altkleidersammlung gewühlt?«, bellte es hinter mir. Norman, wer sonst. Zusammen mit seinen Freunden stand er am Zaun und grinste blöd.
    »Verschwinde, Norman!«, platzte es aus mir heraus. Hatte ich das wirklich gesagt?
    »Ey, du wirst wohl mutig, was?«, rief Norman spöttisch.
    »Hat sie was gesagt? Ich hab nix gehört!«, feixte einer seiner zweifelhaften Freunde.
    Ich beeilte mich, an ihnen vorbeizukommen.
    Vor der Eingangstür knallte ich beinahe mit Mona zusammen.
    »Hallo, Mona, ich …«
    Mona bedachte mich mit einem finsteren Blick, sagte aber nichts. Meine Worte zogen sich wie verschreckte Kaninchen in ihren Bau zurück. Wir traten einen Schritt zur Seite, um die Tür nicht zu versperren.
    »Entschuldige, dass ich … Ich war um fünf vor halb da, aber du warst schon weg.«
    »Du hättest mir schreiben können, dass du später kommst«, antwortete sie kühl.
    »Aber das habe ich doch. Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«
    »Doch, die habe ich bekommen, aber du hast nur geschrieben, dass du jetzt am Brunnen bist. Aber nicht, dass du später kommen wirst.«
    Seit wann war sie denn so kleinkariert? Und überhaupt, war das geplatzte Treffen denn nicht eigentlich eine Lappalie?
    »Ja klar, sorry, ich hatte …«
    »Es vergessen«, beendete Mona meinen Satz.
    In dem Augenblick rauschte Ivy vorbei. »Hey, Sina!«, rief sie fröhlich und winkte mir zu. Auch das noch.
    Mona zog die Augenbrauen hoch. »Was war das denn?«
    Mein Gesicht glühte wie eine Kohle. »Ich glaub, ich muss dir was erzählen.« Oh, hätte ich es doch nur schon früher getan. Es war doch nichts dabei! Doch nun würde Mona mir nicht so einfach verzeihen, dass ich sie hatte sitzen lassen.
    Mona verschränkte die Arme. »Und was?«
    »Ich habe mich mit Ivy getroffen. Wegen des Wettbewerbs. Sie hat mir ein bisschen geholfen.«
    Jetzt sagte Mona nichts mehr. Ich hatte mit einem Donnerwetter gerechnet, ja, das hätte mir ehrlich gesagt auch nichts ausgemacht. Meine Oma sagte immer: Das Gewitter reinigt den Himmel. Doch Mona starrte mich nur an.
    »Jetzt sag doch was, sei wütend auf mich«, forderte ich sie auf. »Ich weiß, dass ich dich nicht hätte sitzen lassen und dir hätte schreiben sollen.«
    »Das ist es nicht«, gab sie zurück. Puh, war es auf einmal kälter ringsherum geworden?
    »Was dann?«
    »Du hast mir nichts davon gesagt.«
    »Aber ich habe dir doch von dem Wettbewerb …«
    »Ich meine, dass Ivy dir hilft und du mit ihr verabredet warst. Das hättest du mir auch erzählen können, dann hätte ich nicht so blöd am Brunnen gesessen. Aber offensichtlich wolltest du lieber dein eigenes Ding mit Ivy machen.«
    »Das stimmt nicht, ich …«
    Doch Mona drehte sich um und ging ins Schulgebäude hinein.
    »He, Birnbaum, was lässt du die Äste hängen?«, quäkte da eine Jungsstimme, dann brach er in fieses Gelächter aus. Es war einer von Normans Kumpanen. Am liebsten wäre ich ihm nachgelaufen und hätte ihn einmal kräftig geschubst. Aber ich blieb stehen und kämpfte stattdessen mit den Tränen.
    Eine Woche nachdem ich meine Wettbewerbsunterlagen abgeschickt hatte, lag ein Brief in unserem Briefkasten. So ein edles Stück hatte unser Modell »Posthorn« noch nie gesehen. Er war himmelblau und mit einem glänzenden Muster versehen, wie man es manchmal auch auf Buchcovern findet.
    In diesem Augenblick hatte ich allerdings recht wenig für die künstlerische Gestaltung der Hülle übrig. Der Inhalt zählte! Erst recht bei dem Absender!
    Ich riss ihn also ziemlich ungehalten auf und zog das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher