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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse
Autoren: C Bomann
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Parallelklasse mitsamt seiner Clique hinter mir aufgetaucht war. Ständig hatten es diese Typen auf mich abgesehen. Mona meinte, dass er das nur tun würde, weil ich immer so still war. Ich und still! Was konnte ich dafür, dass die anderen über Dinge redeten, die mich nicht interessierten! Und selbst wenn, das wäre noch lange kein Grund, ständig auf mir herumzuhacken. Aber Jungen denken nun mal anders …
    Die Sache mit der langen Nase, die ich angeblich hatte, war nur einer von Normans seltsamen Späßen. Er hasste meine Klamotten, meine Turnschuhe und besonders, dass ich in der Schule gut war. Mal passten ihm meine Haare nicht, und wenn ihm nichts anderes mehr einfiel, machten er und seine Freunde sich über meinen Nachnamen, Birnbaum, lustig. Obwohl daran ja eigentlich nichts Lustiges war.
    Obwohl mir in diesen Situationen meist Tausend Dinge in den Sinn kamen, die ich ihm im Gegenzug an den Kopf knallen könnte, hatte ich nicht den Mut, den Mund aufzumachen. Oder besser gesagt, die Worte blieben mir im Hals stecken. Manchmal fiel mir die passende Entgegnung auch erst ein, wenn die Meute schon weg war. Auch jetzt wandte ich mich schnell um und presste den Zettel fest gegen meinen Körper.
    »He, Birnbaum, flieg nicht über deine Füße!«
    Das Gelächter von Norman und seinen Freunden tönte den Gang entlang, und einige Leute, die mir entgegenkamen, starrten mich an, als hätte ich irgendetwas Falsches getan.
    Plötzlich klingelte es. Mist!
    Die Blödmänner hatten mich davon abgehalten, mir den Flyer noch genauer durchzulesen. Aber was hinderte mich daran, ihn in der Deutschstunde zu studieren? Wenn ich ihn zwischen die Seiten meines Buches klemmte, würde niemand etwas mitbekommen.
    Frau Petermann, von den Schülern nur Petermännchen genannt (nach einem alten Schlossgeist), warf mir einen strafenden Blick zu, als ich durch die Tür stürmte. Alle anderen saßen bereits auf den Plätzen, nur ich fehlte noch. Rasch schob ich den Flyer in die Hosentasche und huschte schnell mit knallrotem Kopf auf meinen Platz.
    Ich hatte das große Glück, dass Mona meine Banknachbarin war. Ich kannte sie seit der ersten Klasse und seitdem saßen wir immer nebeneinander.
    Es war schon seltsam, wenn ich mit ihr zusammen war − außerhalb der Schule −, war ich eine ganz andere. Ich fühlte mich dann wie verzaubert. Gemeinsam mit Mona kletterte ich auf Kirschbäume, streifte durch die Stadt oder saß einfach nur auf den Treppen zum neuen Stadtverwaltungsgebäude, an dem ein Nebenarm der Elde entlanggeleitet wurde. Wir gingen zusammen shoppen, sprachen über CDs und Musikvideos, Filme und Bücher und tauschten Songs auf unseren MP3-Playern. Mona und ich, wir waren ein Team! Leider verlor sich der Zauber stets in dem Augenblick, wenn ich die Schule betrat. Dann wurde aus der frohen Sina wieder das unsichere Aschenputtel, das sich wünschte, endlich aus der Schule raus zu sein.
    »Wo warst du?«, flüsterte mir die weltbeste Freundin zu, während Petermännchen begann, über Goethe zu referieren.
    Ich schnitt eine Grimasse und holte vorsichtig den Zettel wieder heraus. »Norman und sein Idiotenklub haben mich wieder erwischt.«
    Mona rollte mit den Augen. »Immer das Gleiche! Du solltest ihm endlich mal eine knallen, dann lässt er es.«
    »Ist schon gut, war diesmal nicht so schlimm.«
    »Was hast du da in der Hand?« Mona reckte den Hals.
    »Zeige ich dir nachher«, gab ich zurück, denn nun schritt Frau Petermann bedeutungsschwanger an die Tafel und klappte sie auf. Ein Satz in bester Schönschrift kam zum Vorschein.
    Ich fragte mich, ob unsere Lehrerin während der gesamten Pause davorgestanden hatte, versteckt hinter den beiden Tafelflügeln, damit ja niemand sah, was sie gerade ausheckte.
    »Schreibt einen Aufsatz über euer schönstes Ferienerlebnis«, stand dort. Die gesamte Klasse stöhnte auf. Ich wohl am allerlautesten, denn was sollte ich nur schreiben?
    »Da die Ferien ja bald beginnen und ihr während der sechs Wochen nicht das Schreiben verlernen sollt, werdet ihr eure schönsten Erlebnisse zu Papier bringen.«
    »Als ob wir das Schreiben verlernen würden!«, flüsterte ich Mona zu, worauf sie kicherte.
    »Ich erwarte, dass jeder mindestens fünf Seiten schreibt«, flötete Frau Petermann weiter.
    Fünf Seiten! Das konnte ja heiter werden!
    »Woher wissen wir denn, dass Sie im nächsten Schuljahr auch noch unsere Deutschlehrerin sind?«, fragte Frank Bachmann frech und erntete zustimmendes Gelächter seiner
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