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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse
Autoren: C Bomann
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Weile.«
    »Und davon erzählst du mir nichts?« Mona verstummte. O weh, hatte ich sie jetzt verärgert?
    »Du … du könntest mein Model sein!«, stammelte ich. »Ich meine, wenn ich was nähe und …«
    Mona rümpfte die Nase und winkte ab. »Du weißt, dass ich mir nichts aus Abendkleidern und so mache.«
    Sie trug am liebsten Jeans und grellbunte Shirts aus Secondhandläden. Manchmal waren tolle Stücke darunter, manche davon sahen aber aus, als seien sie schon seit den 70ern im Umlauf. Second hand konnte man sie wohl nicht mehr nennen. Eher third oder fourth . Das war mir egal, doch im Gegenzug wollte ich nicht, dass Mona meine geheime Leidenschaft schlechtmachte.
    Glücklicherweise lenkte sie nun aber ein. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag Bescheid.« Sie legte mir den Arm um die Schulter. »Ich hoffe aber, dass du trotz Kleiderentwerfen und Camp in den Ferien auch noch etwas mit mir unternimmst.«
    »Klar doch!«, antwortete ich.
    Erst mal musste ich den Wettbewerb überhaupt gewinnen.
    Am Nachmittag saß ich vor einem leeren Zeichenblock und fragte mich, wie wohl das Gewinneroutfit aussehen müsste. Sicher wollten die Juroren etwas Ausgefallenes und nichts, was man in jedem H&M bekam.
    Leider herrschte in meinem Kopf ein großes Vakuum. Was würden die Juroren als besonders ansehen? Bei jedem noch so kleinen Einfall schien mir eine Stimme zuzurufen: »Zu provinziell! Zu unoriginell! Zu billig!« Auch als ich meinen MP3-Player aufsetzte und laut Mando Diao anstellte, wollten diese kleinen Quälgeister nicht verstummen.
    Natürlich gab es da eine Sache, die ich schon immer mal ausprobieren wollte. Doch würden die Preisrichter so etwas wollen?
    Die Tür ging auf und meine Mutter schaute herein.
    »Was hast du denn da?«, fragte sie und blickte mir über meine Schulter. Mein leeres Blatt konnte sie nicht meinen. Sie hatte den Flyer entdeckt und zog ihn, ehe ich es verhindern konnte, unter meinem Ellenbogen hervor.
    »Das habe ich heute in der Schule am Schwarzen Brett gefunden«, erklärte ich. »Ein einwöchiges Sommercamp auf einem Schloss.«
    »Du weißt, dass wir uns das in diesem Jahr nicht leisten können«, bemerkte Mama seufzend. Offenbar war sie noch nicht an der Stelle mit dem Wettbewerb angekommen.
    »Ich weiß, aber für diejenigen, die beim Modewettbewerb gewinnen, ist das Camp kostenlos. Als Preis sozusagen.«
    Noch immer stellte sich keine Begeisterung bei meiner Mutter ein. »Seit wann interessierst du dich für Modedesign?«
    Auch sie wusste nichts von meiner heimlichen Leidenschaft. Vielleicht sollte ich die Karten jetzt auf den Tisch legen.
    »Ich entwerfe schon seit einiger Zeit ein bisschen und nähe.«
    Erstaunt schaute sie mich kurz an, dann las sie den Zettel aufmerksam zu Ende. Währenddessen zog ich die unterste Schublade meiner Kommode auf. Unter Socken, Schals und Halstüchern lagen meine ersten Näharbeiten: ein paar Armstulpen, eine Bestecktasche und ein etwas verunglücktes Plüschtier − das ich eigentlich Mona hatte schenken wollen, aber weil es nicht gut genug war, hatte ich es in der Schublade verschwinden lassen.
    »Hier, schau mal.« Ich zeigte ihr mein bestes Stück, ein Shirt mit Blümchenapplikation.
    Mama war sichtlich überrascht. »Das hast du selbst gemacht?«
    »Das Shirt habe ich natürlich gekauft, aber die Blumen sind von mir.«
    Mama drehte das Shirt hin und her. »Na sieh mal an, meine Sina hat ein Talent, von dem ich nichts wusste. Ich könnte echt Geld sparen, wenn du meine Sachen alle aufpeppen würdest.«
    »So gut bin ich nun auch nicht«, winkte ich ab.
    Mama gab mir das Shirt zurück, dann tippte sie auf den Zettel. »Bist du dir sicher, dass dabei alles mit rechten Dingen zugeht?«
    »Warum sollte es das nicht?«, fragte ich erstaunt zurück. »Immerhin habe ich es am Aushang unserer Schule gefunden.«
    »Nun gut, aber heutzutage weiß man nicht …«
    »Da ist doch eine Telefonnummer«, fiel ich ihr ins Wort und deutete auf das Blatt. »Wenn du willst, kann ich da mal anrufen und mich erkundigen.«
    »Besser ich mache das«, gab meine Mutter zurück, und ehe ich sie davon abhalten konnte, rauschte sie aus dem Zimmer.
    Seufzend lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück. Musste das denn jetzt sein? Was würden die Juroren davon halten, wenn meine Mutter ihnen jetzt die Hölle heißmachte? Vielleicht sanken damit meine Chancen rapide, wenn sie sich an den Nachnamen erinnerten …
    Aber meine Chancen standen eh nicht gut, weil ich keinen guten
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