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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse
Autoren: C Bomann
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… Sina Birnbaum!«
    Ich glaubte, mich verhört zu haben! Ich, die Rüpeline aus der Modeklasse, war trotz allem zur Siegerin gekürt worden?
    Anett stieß mich an. »Willst du nicht nach vorn?«
    Und ob ich wollte! Rasch bahnte ich mir einen Weg durch die Umstehenden, von denen einige tatsächlich klatschten.
    Herr Heidenreich grinste mich an, teils so, als wüsste er genau, wer ich war, aber andererseits auch so, als hätte er mir meine Schlägerei mit Norman verziehen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er und drückte mir die Urkunde in die Hand. Sie war sehr hübsch gestaltet, zum Aufklappen und passend zum Thema mit kleinen Modeaccessoires verziert.
    »Alle Gewinner erhalten einen Einkaufsgutschein über fünfzig Euro, herzlichen Glückwunsch!«, fügte Herr Heidenreich hinzu, dann gratulierten uns auch unsere Kursleiter.
    Jubel brach aus. Sogar Norman sah ich klatschen. Was für ein Wunder!
    Als ich die Urkunde aufschlug, konnte ich es nicht fassen. Der Gutschein lag wirklich darin. Fünfzig Euro für Zeichensachen, Stoffe oder was auch immer.
    Ich wünschte, dass Thomas mich so sehen könnte. Doch er hatte sich bislang nicht blicken lassen. Dass er es vergessen hatte, glaubte ich nicht, immerhin hatte er bestimmt mitgeholfen, die Orangenbäumchen anzuschleppen. Aber vielleicht hatte er etwas anderes zu tun oder … keine Lust? Meine Verunsicherung durch die letzten Tage saß immer noch tief, aber im Moment freute ich mich noch so sehr über meinen Sieg, dass meine Enttäuschung über sein Wegbleiben wohl erst im Bus einsetzen würde.

Abschied und Willkommensgruß
    Schließlich war es Zeit, sich an dem großen Parkplatz einzufinden. Alle waren wohl so aufgeregt, wieder nach Hause zu kommen, dass sich eine enorm laute Stimmenwolke über unseren Köpfen bildete.
    Ich wartete zusammen mit Anett, während Carla mit der Bildhauerpreisträgerin und ein paar anderen Mädchen schwatzte. Sie und Nicole hatten mir nicht gratuliert, aber das war mir egal. Man konnte nicht nur Freunde
haben.
    »Ich fass es nicht, der Gärtner!«, platzte es plötzlich aus Anett heraus und ihre Hand krallte sich kurz um meinen Arm.
    Auf einmal verstummten sämtliche Gespräche. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich sehen, wie Carla ihr Sommerkleid zurechtrückte und sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht strich.
    Noch war nicht ganz klar, wen er ansteuerte. Ich wollte mir einreden, dass er nicht zu mir kam – immerhin hatte
er trotz meiner Einladung das ganze Fest verpasst. Doch mein Herz wusste es besser. Carla mochte ihm vielleicht einen Kuss auf die Wange gegeben haben, aber ich hatte von ihm einen Kuss auf den Mund bekommen. Das zählte wesentlich mehr.
    Thomas bemerkte die auf ihn gerichteten Blicke natürlich und nun war es auch vorbei mit seiner Coolness. Den Kopf zog er zwar nicht ein, aber seine Wangen leuchteten wie vollreife Kirschen, sodass seine Augen noch viel besser zur Geltung kamen.
    »Entschuldige, dass ich erst jetzt komme, die Fahrstunde hat länger gedauert als gedacht, weil der Lehrer zu spät kam.«
    Natürlich, die Fahrstunde! Das war also des Rätsels Lösung! Sina, was ist mit deinem Vertrauen, schalt ich mich, denn eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, mehr davon Thomas gegenüber zu entwickeln. Aber ich war in der Liebe wohl immer noch ein ziemliches Greenhorn.
    »Schön, dass ich dich noch antreffe.« Nun grinste er mich an, wenn auch ein wenig verunsichert.
    »Auf den letzten Drücker«, erwiderte ich, musste aber auch grinsen. »Der Bus müsste gleich kommen.«
    »Ich wollte mich noch von dir verabschieden. Persönlich.«
    Damit reichte er mir ein kleines Tütchen. Bevor ich fragen konnte, was darin war, roch ich es. Kirschen. Frisch abgepflückte und gewaschene Kirschen. Er hatte nicht vergessen, dass ich sie liebte.
    »Danke«, entgegnete ich erstaunt, worauf er mich breit anlächelte und sich ein wenig verlegen am Hinterkopf kratzte.
    »Ich habe mich gefragt, was wohl das beste Andenken an diese Woche wäre, und da bin ich auf die Kirschen gekommen.«
    »Das ist auch wirklich das beste«, entgegnete ich, beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange, was von Anett mit einem lauten »Oh!« quittiert wurde.
    Wahrscheinlich würde sie mich den ganzen Rückweg über nicht in Ruhe lassen und mich darüber ausfragen, ob er der Kussmann war, dem ich den Anfall von Liebeskummer zu verdanken hatte.
    Das Allerbeste an der Sache war allerdings, dass Carla meinen Kuss mitbekam. Sie ballte die Hand zur
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