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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse
Autoren: C Bomann
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verlieren und den Dieb verpassen könnten, schafften wir es doch, einen großen Teil des Geländes im Auge zu behalten.
    Trotzdem war unsere Suche nicht sonderlich erfolgreich. Im Bogengang war außer ein paar Eichhörnchen niemand. Auch der japanische Garten war verlassen. Nur ein Schwarm Stare flatterte aus den Bäumen auf, als wir uns näherten.
    Der Dieb war nirgendwo zu sehen und es wurde zunehmend dunkler.
    Da kam Thomas plötzlich eine Idee. »Zum See!«, rief er und stürmte voran.
    Ich fragte mich, was der Dieb am See suchen sollte, denn dort konnte er doch mein Kleid sicher nicht gut verstecken oder als Vogelscheuche verwenden. Aber ich folgte ihm und hielt unterwegs Ausschau, ob sich Norman nicht doch irgendwo in der Nähe herumtrieb.
    Als wir den See erreichten, war zunächst nichts zu sehen.
    »Da!«, rief Thomas dann aber plötzlich und deutete zum Schilf.
    Tatsächlich trieb sich eine Gestalt im Schilf herum und ließ eine Angst wahr werden, die ich bisher noch gar nicht gehabt hatte. Der Dieb wollte mein Kleid nicht als Vogelscheuche benutzen, sondern für immer im See versenken!
    »Norman!«, brüllte ich wütend und lief voran.
    »Pass auf, wo du hintrittst!«, rief Thomas hinter mir her.
    Ich erinnerte mich noch gut an den Schwanenangriff, aber das war mir egal. Ich wollte Norman das Handwerk legen und zwar ein für alle Mal. Diesmal hatte ich einen Zeugen bei mir, sodass mir niemand mit fehlenden Beweisen auf den Geist gehen konnte. Thomas lief mir nach, und wenig später erreichte ich die Stelle, wo die Gestalt herumirrte.
    Zu meiner großen Überraschung bemerkte ich im nächsten Augenblick, dass es nicht Norman war. Die Gestalt war wesentlich zierlicher und ich konnte mich auch nicht erinnern, ihn jemals in einem rosa T-Shirt gesehen zu haben.
    »Nicole?«, fragte ich erstaunt. Sie schaute erschrocken auf und stieß einen zornigen Laut aus. Glücklicherweise hielt sie mein Kleid immer noch in der Hand. Offenbar war es ihr noch nicht gelungen, irgendwelche Gewichte daran zu befestigen.
    »He, was soll das?«, fragte Thomas. »Warum hast du das Kleid gestohlen?«
    Nicole blickte uns Hilfe suchend an. »Ich stecke fest«, jammerte sie, ohne auf seine Frage einzugehen.
    Das sah ich jetzt auch. Ihr Fuß hatte sich in ein paar Schlingpflanzen verfangen. Tja, das kam davon, wenn man
anderen einen Streich spielen wollte.
    »Ich helfe dir da raus, aber zuerst gibst du Sina das Kleid zurück.« Thomas’ Stimme war sehr bestimmt und ernst. Ich blickte ihn an und hätte trotz allem beinahe in mich hineingeschmunzelt. Dieser tolle Typ war in mich verliebt!
    Nicole blickte jetzt noch gequälter drein. Aber sie reichte mir das Kleid. Es war ein wenig nass geworden, aber glücklicherweise unversehrt.
    Was war nur in sie gefahren, dass sie es gestohlen hatte?
    Wie versprochen half ihr Thomas nun aus den Schlingen. Doch wenn sie glaubte, sich jetzt einfach so aus der Affäre ziehen zu können, hatte sie sich gewaltig geirrt. Ich wollte eine Erklärung!
    »Warum hast du das getan?«, platzte es aus mir heraus und ich funkelte sie wütend an.
    Nicole presste demonstrativ die Lippen zusammen. Offenbar hatte sie nicht vor, sich dazu zu äußern.
    »Nun mach schon, du bist ihr eine Erklärung schuldig!«, sagte Thomas.
    Meine Zimmergenossin sah ihn an, als wolle sie fragen, was er von ihr wollte. Aber dann erinnerte sie sich anscheinend wieder daran, dass er es war, der sie aus den Schlingpflanzen befreit hatte.
    Nicole schaute zu Boden, als sie antwortete. »Ich hatte Angst vor deiner Konkurrenz.«
    »Was?« Ich fiel aus allen Wolken. »Wie sollte ich denn eine Konkurrenz für dich sein?«
    »Dein Entwurf wurde mehrmals gelobt, während Frau Tizian zu mir nur einmal was gesagt hat. Ich hatte Angst, dass du mich beim Wettbewerb überholst.«
    Ich war immer noch völlig verblüfft. Ich wusste, dass sie vernarrt in Mode war und dass sie unbedingt Designerin werden wollte. Aber dies hier war doch nur ein Sommercamp! Wir sollten hier Spaß haben und nicht wie Krähen aufeinander einhacken!
    Plötzlich kam mir ein Verdacht. Was wäre, wenn nicht Norman …
    »Hast du etwa auch meinen ersten Entwurf zerschnitten?«, fragte ich, worauf Nicoles Kopf noch tiefer sank. Sie sagte dazu nichts, aber ihre Geste war Antwort genug.
    Ich konnte es nicht fassen! Aber wie hatte sie es angestellt? Sie hatte doch mit Migräne im Bett … Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    »Und dein Migräneanfall war auch nur
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